Details
Also, Venom raus aus dem Karton, mein weißes MacBook daneben aufgebaut und siehe da: Das verwendete Gehäusematerial scheint bei Venom und MacBook dasselbe zu sein. Auf jeden Fall ist der Kunststoff hochglänzend, glatt und wirkt recht edel. Wenn ich mir allerdings die ganzen Kratzer in meinem Laptop so ansehe, so vermute ich mal, dass der Venom im rauen Touralltag auch nicht ungeschoren davonkäme. Aber auf jeden Fall sieht er schick aus und solide genug wirkt er auch. Der Vorteil eines Plastikgehäuses liegt im Gewicht. Mit 4,6 Kilo ist er ungefähr halb so schwer wie seine bösen Kollegen Virus und Blofeld in ihren schicken Metallpanzern, und spätestens am Flughafen kann das durchaus zum Argument werden.
Tastatur
Die Tastatur würde ich als überdurchschnittlich gut bezeichnen. Während bei billigen Controllerkeyboards heutzutage teilweise wirklich schreckliche Tastaturen verbaut werden, fühlt sich das Keyboard des Venom sehr gut an (es ist übrigens auch deutlich besser als z.B. das des Oxygen aus gleichem Hause). Die Tasten geben ordentlich Widerstand und klappern nicht. Die Anschlagdynamik wird präzise erfasst und so lässt sich auch z.B. ein Klaviersound recht gut ansteuern. Hier also ein eindeutiger Pluspunkt. Aftertouch gibt es allerdings leider nicht.
Anschlüsse
Die üblichen Anschlüsse Audio Out L/R, MIDI In/Out, USB, Sustainpedal, Expressionpedal und Audio In (Cinch) finden wir auf der Rückseite, wobei alle Klinkenbuchsen immerhin vergoldet sind, einen Kopfhöreranschluss gibt’s auf der Vorderseite. Hinten warten zwei Extra-Klinkenbuchsen, eine auf ein Mikrofon und eine andere auf E-Gitarre oder E-Bass – die dazugehörigen Gainregler befinden sich auf der Bedienoberfläche. Diese Extra-Eingänge sind nützlich, wenn man den Venom als USB-Soundkarte in Verbindung mit Computer und Musiksoftware einsetzt, wofür er ja eigentlich auch vorgesehen ist.
Zunächst schauen wir uns den Kandidaten aber einmal als Standalone-Gerät ohne Computer an.
Bedienoberfläche
Besonders viele Bedienelemente finden sich beim Venom nicht: Mit zehn Potis und 19 Tastern ist ein virtuell-analoger Synthesizer in der Regel alles andere als überladen. Allerdings bewegen wir uns hier in der unteren Preisklasse und Potis und Knöpfe sind nun mal teuer für den Hersteller. Die Kunststoffpotis fühlen sich ok an, aber echtes Luxusgefühl möchte nicht aufkommen. Die beiden Spielhilfen (Pitchbend und Modulation) sind solide und wackeln nicht.
Für dich ausgesucht
Über ihnen befinden sich die Oktave-Transpose Knöpfe. Verstellt man diese, so leuchtet der entsprechende Button grün, zeigt aber nicht an, um wie viele Oktaven man transponiert hat. Dieser Wert erscheint nur kurz im Display und verschwindet dann wieder. Das könnte man auf jeden Fall besser lösen, entweder mit verschiedenfarbigen LEDs wie beim Microkorg oder mit mehreren kleinen Lämpchen wie beim Virus oder beim Korg Radias.
Über den Oktave-Buttons dann wieder ein Pluspunkt: Tap Tempo. Dieser für den Liveeinsatz so wichtige Knopf wird von vielen Herstellern leider immer wieder vergessen. M-Audio hat daran gedacht, Glückwunsch! So kann man Clocked-Delays und Arpeggiatoren z.B. in einer Liveband auch dann einsetzen, wenn der Drummer nicht zu einem Click spielt.
Links über der Tastatur finden wir eine Matrix mit 30 Parametern, die mithilfe von vier Endlos-Encodern und einem Button editiert werden können.
Aber die Riesenenttäuschung folgt auf dem Fuß: Diese Parameter sind die einzigen, die am Gerät selbst editiert werden können, alles andere geht nur mit Computer und Editor-Software.
Dazu kommt, dass diese 30 Parameter meiner Meinung nach auch nicht besonders gut ausgewählt sind. So lassen sich hier beispielsweise nicht die Wellenformen der drei Oszillatoren auswählen, andererseits gibt es den Parameter „Filter Keytrack“, den ich für weit weniger wichtig halte.
Diese Parametermatrix trägt den schönen Namen „Performance Controls“.
Aber in einer Liveperformance sollte man nicht nur mit einer vom Hersteller vorgegebenen Auswahl an Parametern arbeiten müssen, sondern sich selbst aussuchen können, woran man rumschrauben möchte. Beim Novation Ultranova z.B. kann man sich pro Sound seine Favoriten auf die acht Knöpfe legen. Und beim Roland GAIA hat fast jeder Parameter seinen eigenen Fader.
In Sachen Liveperformance-Realtime-Control entpuppt sich dieses Kapitel beim Venom im Vergleich zur Konkurrenz als ziemlich kalter Kaffee.
Für den Standalone-Betrieb auf der Bühne finden wir auch noch ein weiteres No-Go: Im Global Edit kann man am Gerät selbst nur MIDI Kanal, Local On/Off sowie MIDI Out On/Off einstellen. Das Master-Tuning z.B. kann ohne Editor nicht verändert werden!
Und es gibt noch einen weiteren Punkt, der die Live-Nutzung des Venom zusätzlich unattraktiv macht: Zur Programmanwahl gibt es nur einen Bank-Knopf und einen Value-Regler. Ich halte es schon lange für eine Unsitte der Hersteller, gerade bei den virtuell-analogen Synthesizern immer weniger Knöpfe zur Programmanwahl einzubauen (bei den meisten Synths gibt es nur Bank Up/Down und Programm +/- oder ein Dial) – hier gibt es noch nicht einmal Bank Up/Down, sondern nur Bank Up. Hat man also aus Versehen einmal zu oft auf den Knopf gedrückt und möchte eine Bank zurück, so muss man erst einmal weiter durch die vier Bänke steppen, um wieder am Ausgangspunkt anzukommen. Absolut nicht praktikabel! Selbst beim kleinen Microkorg gestaltet sich die Programmanwahl mit dem Bank Select-Rad und den acht Buttons wesentlich schneller und komfortabler.
Um also an die inneren Werte des Venom zu gelangen, bleibt uns jetzt nichts anderes übrig, als den Computer über USB anzuschließen und Treiber und Editorsoftware zu installieren.
DirtyTube sagt:
#1 - 21.05.2011 um 04:08 Uhr
Leider ist Ihnen nicht aufgefallen, daß es sich bei Venom um einen reinen Sample-Player handelt.
Sie können sich gerne bei M-Audio informieren.Alle Wellenformen sind Samples und nicht virtuell analog wie im test behauptet wurde.
thexcee sagt:
#2 - 04.09.2011 um 21:39 Uhr
VA oder Sampleplayer, was soll´s, hört euch mein "VENOM goes ANALOG" unter thexcee (YT) an und erkennt das es mittlerweile egal ist wie und welche Soundengine hinter allem steckt, das Ergebnis zählt. Alles andere ist Geschmackssache.
Bob Humid sagt:
#3 - 19.09.2012 um 20:36 Uhr
ich schliesse mich thexcee an. das ergebniss "hat immer recht" ... in diversen interviews im web finden sich fundierte tricks wie man aus dem venomsound durch drift und komplexe lfo-spielereien ein durchaus analog-lebendiges klangverhalten zu entlocken ist. ich persönlich nutze ihn gerne und ausgiebig im studio und wenn mir da etwas mittenpräsenz und lebendigigkeit felt, wird das mit modulationen ausgebügelt und dazu noch ein NEVE1081 oben drauf gepackt... und gut ist :)http://m.matrixsynth.com/20...