Praxis
Neben der Voreinstellungsseite verfügt 4×4 Virtual über insgesamt vier Ansichten: Main, FX, Master und Deck A-D (wobei dort die Ansichten identisch sind). Beginnen wir unseren Rundgang direkt mit dem informationsdichten Main View. Hier sind neben den Schaltern für die verschiedenen Seiten, die statisch in der Kopfzeile angetackert sind, die Grundfunktionen für sämtliche Decks nebst den ersten beiden Effekt-Racks sichtbar.
Bereits mit den hier vorhandenen (virtuellen) Bedienelementen kann ich die „Basics“ aller Softwareplayer steuern, zum Beispiel Cue, Cup-Play, Bend, Loop-Länge und Cuepoint-Auswahl. Auch die Zuweisung zu den vier möglichen Effektinstanzen ist von hier aus möglich. Drücke ich auf das flankierende Detail-Symbol, gelange ich in die Einzelansicht eines Decks. Hier rufe ich dann weitergehende Transport- und Navigationsfunktionen ab, wie etwa das Setzen, Speichern und Löschen von Cue-Punkten, das Feintunen des Beat-Grids, die Pitch-Bend-Kontrolle sowie die Feinsuche innerhalb der Audiodatei. So umfangreich und gut positioniert die Bedienelemente hier auch sind, so sehr habe ich doch das Vorhandensein von Cue-Tastern vermisst. Zwar lassen sich über „Cue-Select“ die einzelnen Startpunkte anfahren, dennoch hätte ich hier gerne separate Buttons gesehen, zumal über und unterhalb des Fensters mehr als genug Platz vorhanden wäre, um sie dort unterzubringen. Einen halben Minuspunkt dafür. Auch fiel im Test negativ auf, dass die Taster zur Feinsuche nicht funktionierten. Ansonsten gibt’s hier jedoch nichts zu kritteln. Im Gegenteil: Die virtuellen Schaltflächen haben eine ideale Größe und ausreichend Abstand zueinander, um sie sicher zu erreichen und auszulösen. Wo es sinnvoll und möglich ist, zum Beispiel bei aktivierter Wiedergabe oder einem Loop, geben sie ein visuelles Feedback. Überhaupt kann die funktionale und grafisch ansprechende Optik der App durchaus überzeugen.
In der Einzelansicht der Effektsektion sitzen die vier Klangverbieger in vier identischen Modulen, die jeweils mit typischen Traktor-Bedienelementen bestückt sind (Taster für On/Off und FX-Select, Dry/Wet- und Parameter-Potis). Die Auswahl von Effekten funktioniert hier, wie auch bei vielen DJ-Controllern, nur im Advanced-Modus. Im Single-Modus muss ich zum Umschalten dann doch wieder zur Maus greifen. Sehr schön und übersichtlich gelöst ist dagegen die Zuweisung der Effektmodule zu den vier Decks über eine Taster-Matrix. Leider erfolgt hier keine Rückgabe der gewählten Programme (sprich es wird nicht angezeigt, welcher Effekt in den einzelnen Slots arbeitet), sodass ich zwischendurch immer wieder gezwungen bin, einen Blick auf den Monitor zu werfen.
Für dich ausgesucht
Kommen wir auf die letzte Seite zu sprechen. Im Master View finden sich zum einen globale Funktionen, etwa zur Grob- und Feinabstimmung des Master-Tempos, zum Einklopfen der BPM-Zahl und zum Durchschalten der verschiedenen Layouts. In der unteren Hälfte folgen dann Browser-Funktionen. Neben den unverzichtbaren Load-Tasten ist hier auch ein virtuelles Navigationskreuz zum Browsen und Wechseln der Seiten vorhanden, ferner zwei Taster zum Wechseln der Wiedergabeliste und zum Öffnen der Favoritenliste. „Expand“ maximiert die Playlist.
Wie lässt sich nun mit 4×4 Virtual arbeiten? Nun, im Großen und Ganzen sehr gut. Die aufgeräumte Optik mit den vielen Bedienelementen bietet eine umfassende Kontrolle über alle wichtigen Transportfunktionen, die Titelauswahl, die Navigation und die Effekt-Racks. Von der Oberfläche und Funktionalität her verfolgt die App grundsätzlich einen eher klassischen „Laufwerks-Gedanken“. DJs, die es gewohnt sind, mit CD-Playern zu arbeiten, werden sich hier wohl auf Anhieb zu Hause fühlen. Aber auch (und gerade) Timecode-Anwender werden die zusätzlichen Kontrollmöglichkeiten sicherlich schnell zu schätzen lernen, liefert Maagos Programm doch den gesamten Bedienumfang eines NI Kontrol X1 und noch ein bisschen mehr. Die Kombination aus einem externen Mischpult, wie etwa NIs Kontrol Z2 und einem oder mehreren iPads (in meinem Test funktionierte der Parallelbetrieb von drei Apfel-Tablets problemlos), ist ebenfalls ein mögliches digitales DJ-Setup. In Bezug auf die Stabilität der App und den im Hintergrund arbeitenden Netzwerk-MIDI-Treiber gibt es dafür in jedem Fall “grünes Licht”. Ich konnte über den gesamten, mehrtägigen Testzeitraum keinen Absturz oder Verbindungsabbruch (es sei denn die WLAN-Verbindung selbst bricht ab) feststellen. Defizite wegen stellenweise noch nicht implementierter Funktionen (Feinsuche, Cuepoint-Buttons) sind vor dem Hintergrund des aktuellen Preises von 14,99 Euro durchaus zu verschmerzen. Anwender von Timecode-Vinyl und -CDs greifen beim „Anscrubben“ des Tracks ohnehin lieber zum Medium selbst.