Praxis
Auf dem Transportkarton prangt stolz der Hinweis „Built like a tank“. Dem möchte hier ich nicht widersprechen. Das Stahlgehäuse des kleinen Gesellen dürfte nicht nur dem Homestudio-Alltag, sondern auch so mancher Belastung im Live-Geschäft trotzen. Auch der satt aufgetragene Lack sollte etlichen Live-Strapazen standhalten. Der Aufbau der Kanäle ist logisch und bildet – wie üblich – weitgehend dessen Signalfluss ab. Die Farbgebung der Potis sowie ausreichend kontrastreiche Linienführungen und Hinterlegungen (Aux-Regler) sorgen dafür, dass der Anwender auf Anhieb einen guten Überblick erhält.
Schlichte Formgebung trifft bei dem Mackie-Kleinmixer auf solide Verarbeitung. Das Mini-Mischpult macht deutlich, dass „klein“ keineswegs „billig“ bedeuten muss. Ich behaupte, dass sich in dieser Preisklasse schwerlich ein ähnlich massiv gebautes Gerät finden lässt. Hier ruckelt und wackelt nichts, so dass einem Dauereinsatz gelassen entgegen gesehen werden kann. Die Haptik der leicht gummierten Poti-Kappen ist praxisorientiert und die Regelwege leichtläufig, wodurch sich im Test auch allerfeinste Pegelunterschiede umsetzen ließen. Was mich ein wenig erfreut hat, ist die Einrastfunktion des „Phones“-Potis in der Mittelstellung, da sie das Einhalten derselben Abhörlautstärke doch ganz schön vereinfachen kann.
Usability
Die kompakte Größe des 802 VLZ4 ist auch auf die Verlagerung des Netzteils zurückzuführen. Wäre dieses im Chassis untergebracht, wäre zweifellos ein weitaus größeres Mixergehäuse erforderlich. Die Betriebsspannung schafft also ein externes Netzteil, das mittels eines dreipoligen Steckers angebunden wird, der mit seiner Rückhaltelasche auch über eine Zugentlastung verfügt, so dass dem versehentlichen Ziehen des Steckers vorgebeugt werden kann. Stromaufnahme und Netzschalter befinden sich Mackie-typisch auf der Rückseite des Mixschers.
Sound
Hinsichtlich des Sounds zeigt sich das Mackie 802 VLZ4 relativ neutral und zudem recht druckvoll. Den Preamps kann auch die Mackie-typische „Wärme“ in den unteren Mitten nicht abgesprochen werden. Die Vorverstärker klingen transparent, aber auch nicht grenzenlos offen, was für diese Preisklasse auch nicht erwartet werden kann. Für nach oben offenes High End muss auch heute noch deutlich mehr hingeblättert werden. Das Low-Cut-Filter arbeitet äußerst unauffällig, aber dennoch wirksam. Die Filtersektion packt nicht vordergründig und plakativ zu, sondern wandelt eher auf weichen Pfaden, was in der EQ-Praxis zu durchweg „musikalischen“ Ergebnissen führt. Einzig das Höhenband will mich nicht wirklich überzeugen, denn mir persönlich ist die Eckfrequenz des Höhenfilters ein wenig zu hoch angesetzt. Hier wäre für meinen Geschmack der Einsatz bei etwa 10 kHz wünschenswert. So aber können einige Signale nicht ausreichend aufgefrischt werden. Das wird etwa in unseren Audiobeispielen deutlich („E-Gitarre mit Low Cut und maximale Höhen“). Im Bereich der Mitten lässt sich die Präsenz der Signale dagegen wunderbar regeln. Die gewählte Center-Frequenz von 2500 Hz ist für das Glockenfilter optimal gewählt. Eine interessante Alternative ist die Kombination von aktiviertem Low-Cut-Filter und Anhebung des Low-EQs. Auf diese Weise lassen sich Tiefbassanteile von Signalen „musikalisch“ absenken, ohne dass sie an Fülle verlieren. In den Audiobeispielen ist dies bei der Datei „E-Gitarre mit Low Cut und maximale Bässe“ zu hören.
Klanglich gibt es bei dem kleinen Kameraden in meinen Augen kaum etwas auszusetzen. Für wenig Geld wird hier eine gute Klangqualität geboten. Das wird auch beim Test der Mikrofon-Preamps deutlich. Im Zusammenspiel mit einem dynamischen Mikrofon (hier Shure SM58) zeigt sich, wie kraftvoll das Signal verstärkt wird. Der Klang wirkt „satt“ und „rund“, wenngleich das Low-Cut-Filter dem Nahbesprechungseffekt des Mikrofons überraschend wenig entgegensetzen kann. Dasselbe gilt beim Einsatz eines Kondensatormikrofons (im Test ein Brauner Phantom C), das sehr sauber verstärkt, aber in den tiefen Frequenzen kaum gebändigt wird. Hier bietet es sich gegebenenfalls an, die Bassanteile zusätzlich im unteren Frequenzband abzusenken. Dagegen lassen sich sowohl im Betrieb mit Instrumenten als auch mit Mikrofonen zu keiner Zeit störende Rauschanteile ausmachen. Um diese zu hörbar zu machen, muss der „Gain“-Regler erst extrem aufgerissen werden. Pegelt man ausreichend laute Signalquellen mithilfe der PFL-Funktion adäquat ein, ist Rauschen beim Mackie 802 VLZ4 deshalb kein Thema.
Christian sagt:
#1 - 08.11.2014 um 03:46 Uhr
Dieser Testbericht ist, finde ich, etwas missglückt. Wenn man ein mittiges Gitarrensignal nimmt ist es logisch dass sich bei 12kHz und 100Hz/80Hz kaum etwas tut, schickt man andere Signale durch die auch Bass und Höhen haben tut sich da jede Menge.
Der mikrofonierte Bass scheint ebenfalls im tieferen Bassbereich nicht sonderlich präsent zu sein. Bei mir tut sich jedenfalls eine ganze Menge mit "Lowcut und Höhenfilter", da ich diese jeweils für Signale mit vorhandenem Bass und Höhen verwende und nicht nur eine mittige bereits totverzerrte und gefilterte Gitarre.Wäre schön wenn man diesem Testbericht ein taugliches Update verpassen könnte, in dieser Form ist er nämlich sehr nutzlos.