Praxis
Beim Auspacken des Controllers entdeckt der Autor als erstes einen unmissverständlichen Wink mit dem Zaunpfahl, und zwar in Form eines großen Aufklebers, der betont, dass vor dem Betrieb alle Bestandteile des Axis Systems mit der neusten Firmware gefüttert werden möchten. Dazu gibt es einen dezidierten Weblink, der den Anwender mithilfe einer Zip-Datei mit allen notwenigen Dateien und Anwendungshinweisen versorgt. Erste Amtshandlung ist demnach das Aufspielen der neusten Firmware beim DL32R, der Dante-Karte und dem DC16. Die Updates gehen zügig vonstatten und wir gehen an die Inbetriebnahme.
On the road
Es steht ein Job an und das Axis System macht es einfach, die Show nach den Rider-Angaben entsprechend vorzubereiten. Mit 18 zu erwartenden Inputs und sechs Monitorwegen ein gnädiger Einstieg. Der Autor beschriftet die Eingangskanäle, setzt schon den ein oder anderen EQ und stellt Kompressoren und Gates nach Erfahrung ein. Als Effekte kommen ein Gated Reverb für die Drums, ein Plattenhall für den Gesang und ein Tap Delay für Soloinstrumente und Lead Vocals zum Einsatz. Viel mehr geht in Punkto FX auch nicht, denn der DL32R kann maximal drei Effekte gleichzeitig zur Verfügung stellen. Wem das zu wenig ist, dem bietet sich via DANTE zumindest die Möglichkeit, ein Waves-Multirack in das Setup einzubinden.
Metal Axis
Als Künstler des Tages gibt sich die „Chris Howling Band“ im Stamm-Venue des Autors die Ehre. Die Band ist professionell und gibt satt krachende Metal-Klassiker zum Besten. Während des Soundchecks stelle ich zunächst jeden Einzelkanal nach Gusto ein. Der DL32R bietet in der EQ- und Dynamic-Abteilung die Möglichkeit, zwischen einem „modern“ und vintage“ Algorithmus zu wechseln. Beim Gate gefällt mir die optische Kontrolle des Modern-Modus, beim EQ und Kompression greift der Autor bei einigen Kanälen allerdings gerne auf die Vintage-Variante zurück. Beide bieten nämlich keine optische Darstellung der EQ-Kurve oder des Kompressionsverlaufs, somit ist man gezwungen mit den Ohren und nicht mit den Augen zu mischen. Das Ergebnis gefällt mir sehr gut.
Das Axis System besitzt einen organischen Klang und durch den DC16 sind die entsprechenden Einstellungen schnell am Start. Besonders hervorheben möchte ich die gute Klangqualität der neuen Hall-Effekte, die sich mit der frischen Firmware enorm verbessert haben. Nachdem die Instrumente gecheckt sind, steht der Monitorsoundcheck an. Aufgrund der Backline-Lautstärke müssen die Monitore mittels EQ auf einen sinnvollen Kompromiss aus Klagqualität und Feedback-Sicherheit getrimmt werden. Wo geht das besser als auf der Bühne, direkt am entsprechenden Monitor? Hier spielt das Axis System einen konstruktionsbedingten Vorteil aus. Ich nehme kurzerhand ein iPad von der Smart Bridge und mache den Monitorsound zusammen mit den Musikern auf der Bühne. Da jeder Ausgang einen 31-Band-GEQ und einen RTA zur Feedback-Frequenzfindung besitzt, steht der Monitorsound nach kurzer Zeit.
Zurück am FoH lege ich das iPad wieder auf der Smart Bridge ab und es synchronisiert sich selbstständig mit dem System und springt zurück auf die letzte Ansicht. Klasse!
Während der Show freunden sich Autor und DC16 mehr und mehr an. Während der ersten Nummern greife ich noch vergleichsweise häufig zum iPad. Doch nach und nach verinnerlicht man, wo welche Funktion liegen. Die große Stärke des DC16 sind die vielen fest belegten Bedienelemente. Nur wenige Taster sind über die „Alt & Shift“ Tasten mit zwei Funktionen belegt. In der Channel-Edit-Sektion sind alle Funktion fix. Somit sind EQ- und Threshold-Anpassungen sehr schnell vorgenommen. Auch das Auffinden spezifischer Instrumentengruppen ist dank der Gruppen Anwahl sehr einfach. Natürlich nur, wenn man zuvor die entsprechenden Gruppen definiert hat.
Monitormixe oder Effektsends sind ebenfalls schnell aufgerufen und eindeutig identifizierbar. Die Gefahr, dass man im falschen Mixbus operiert, ist dank der farblichen Kodierung sehr gering. Von großer Hilfe für die souveräne Beherrschung des Mixes ist hohe Anzahl an echten Fadern. Durch den Bank-Schalter lässt sich mit einem Tastendruck zischen den Inputs 1-16 und 17-32 wechseln und Fader Nummer 17 bleibt stets der Herrscher über die Summenlautstärke.
Mit dem DC16 ausgestattet, stellt sich sehr schnell ein Gefühl wie im heimischen Wohnzimmer ein. Alles hat seinen gewohnten Platz und man kennt seine Laufwege zum Kühlschrank. Das Mackie Axis ist vermutlich eines der intuitivsten, derzeit erhältlichen 32-Kanal-Mischsysteme. Mir hat es jedenfalls auf der Baustelle viel Spaß bereitet, mit der Axis-Axt eine amtliche Metal-Schneise durch den Frequenz-Dschungel zu schlagen.
Markus Galla sagt:
#1 - 19.12.2016 um 08:22 Uhr
Wow....der Test liest sich ja sehr gut. Aber: Mischer plus zwei iPads belaufen sich mal eben auf über 7000€. Wenn sich an der Master Fader App und den Effekten nicht grundlegend etwas geändert hat (und die Hörbeispiele der Effekte scheinen zu zeigen, dass da in Bezug auf den Hall nicht viel passiert ist), finde ich das ganz schön viel Geld. Eine Midas M32 ist da günstiger. Und auch ein Midas Pro 1 IP liegt in der Preisklasse zwischen 7000 und 8000€ und ein großes Touch Display ist da schon inklusive. M. E. müssen sich Mackie und PreSonus anstrengen, den Vorsprung der Konkurrenz, vor allem auch preislich, wieder aufzuholen. Die Idee ist sehr gut und die Umsetzung des Controllers auch, aber ohne Korrektur des Preises des nach unten und Überarbeitung der Effektsektion gibt es ein Kaufargument nur noch für diejenigen, die den Namen Behringer partout nicht mögen. 3999€ Straßenpreis für einen reinen Controller ist schon heftig. Das lässt sich auch nicht mit den ALPS Motorfadern begründen.