Praxis
Trotz des kleines Gehäuses steht der Big Knob Passive stabil und rutschfest
Nach dem theoretischen Teil drängt es mich nun aber dazu den großen Knopf in Aktion zu erleben. Ich schließe meine beiden DAWs mit symmetrischen Kabeln an die beiden Eingänge, und zwei Boxenpaare ebenfalls symmetrisch an die Ausgänge der Rückseite an. Mackie ist seinem Design treu geblieben und hat, wie beim aktiven Vorgänger, dem Big Knob Studio Command System, keine senkrecht abfallende Rückseite, sondern einen leicht flacheren Winkel. Das praktische an diesem Design ist, dass man die Anschlüsse und deren Beschriftung beim von-vorne-drüber-Beugen leichter einsehen beziehungsweise ablesen kann. Außerdem wirkt sich der dadurch leicht in Richtung Gehäuse-Inneres versetzte Schwerpunkt positiv auf die Standfestigkeit des Gehäuses aus. Dies dürfte aber sowieso nicht allzu kritisch sein, denn mit seinen zwei Pfund Eigengewicht steht der Big Knob Passive besonders stabil auf meinem Schreibtisch.
Ohne anliegendem Audiosignal am besten zu Hören: der Signalweg des Big Knob Passive ist sauber
Nachdem alles verkabelt ist schalte ich die Abhören ein, und teste den Big Knob Passive ohne Musik abzuspielen, denn ich möchte erst einmal hören, ob grundsätzlich alles störungsfrei klingt. Der Big Knob, also der große Lautstärkeregler, arbeitet sauber und lautlos. Außerdem gefällt mir der Drehwiderstand. Der Regler dreht sich leicht genug, hat aber dennoch eine gewisse Festigkeit die sich edel anfühlt. Beim Drücken der Buttons gibt es keinerlei Knack- oder Kratzgeräusche. Um die Position der Buttons zu erkennen muss man genau hinsehen und mit den anderen Buttons vergleichen. Ob ein Knopf gedrückt ist oder nicht kann man tatsächlich nur am Hub des jeweiligen Buttons erkennen. Hier hätte ich mir eine Farbmarkierung wie beim Vorgängermodell Big Knob Studio Command System gewünscht.
Der Funktionstest geht jetzt erst so richtig ans Eingemachte denn nun wird der große Knopf mit meinen Lieblingssongs gefüttert. Ich senke die Lautstärken ab, hebe sie wieder an, mute, dimme, drücke den Mono-Button und wechsle immer mal wieder zwischen den beiden Ein- und Ausgängen. Alles klingt wie erwartet wunderbar. Keine der Tastendrücke erzeugt Störgeräusche, und auch der große Volumenregler tut lautlos seinen Job. Über den gesamten Regelbereich arbeitet die Laustärke-Absenkung völlig sauber. Es treten weder Pegelsprünge auf, noch gibt es irgendwelche negative Auswirkungen in der Stereo-Balance. Bei billigen Schaltungen ist es gerne mal so, dass ein Kanal früher wegbricht als der andere. Hier beim Big Knob passive wird präzise und fehlerfrei abgesenkt, gedimmt, gemutet und auch die Phantommitte beim aktivieren von Mono kann ich genau mittig lokalisieren.
Bei den Schaltungen der Ein- und Ausgänge hätte ich mir gewünscht dass man beide Eingänge gleichzeitig hören und vielleicht auch mal beide Ausgänge gleichzeitig bespielen kann. Aber vielleicht ist dies bei passiven Schaltungen nicht folgenlos realisierbar. Beim Big Knob Passive kann jedenfalls immer nur ein Eingang auf jeweils einen der beiden Ausgänge geroutet werden.
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Hochfrequenz-Tiefpass-Eingangsfilter halten Funkeinstreuungen fern
Um die Sauberkeit des abzuhörenden Signals zu gewährleisten haben die Mackie-Ingenieure nicht einfach eine Art schaltbare Patchbay unter die Haube gesteckt, sondern verbauten an den Eingängen zusätzliche Tiefpassfilter. Ein versehentlicher Empfang von dubiosen Mittelwellen-Radiosendern oder ähnlichem Funkverkehr ist damit ausgeschlossen. Überhaupt habe ich den Eindruck dass mein Signal optimal klingt. Wenn ich schon ein zusätzliches Gerät zwischen meine DAW und die Aktivboxen anschließe dann möchte ich natürlich sicher sein, dass dadurch der Sound nicht negativ beeinflusst wird. Einzig beim Thema Pegel fällt mir auf, dass meine Audiosignale bei Unity Gain, also maximaler Lautstärke, etwas leiser klingen als ohne den Big Knob Passive angeschlossen zu haben. Dadurch dass es sich um ein Gerät ohne Verstärker handelt können Pegelverluste, die auf dem Weg durch die Schaltungen anfallen nicht wieder aufgeholt werden. Da im Big Knob passive keine aktive Verstärkerschaltung verbaut wurde muss man also mit den Auswirkungen unterschiedlicher Impedanzen leben. Weil man es in der Audiotechnik mit – von Hersteller zu Hersteller – unterschiedlichen Schaltungen zu tun hat, sind auch die verfügbaren Ein- und Ausgänge in deren Impedanzen so vielfältig wie die Gerätevielfalt selber. Niederohmige Ausgänge werden mit hochohmigen Eingängen verbunden deren Impedanzen in einem bestimmten Verhältnis stehen müssen, damit Audiosignale sauber und qualitätsbewusst bearbeitet werden können. Wo man früher noch gute Elektrotechnik-Kenntnisse haben musste um die richtigen Impedanzen zu kombinieren, kann man sich heute zurücklehnen und auch ohne dieses Spezialwissen Audioanschlüsse miteinander verkabeln. Die Hersteller haben sich sozusagen auf eine gewisse Range von Impedanzen eingegroovet und bieten an ihren Geräten Ein- und Ausgangsimpedanzen die eine große Spannweite an Impedanzen verarbeiten können. So eben auch der Big Knob Passive. Abhängig von den angeschlossenen Geräten ergibt sich durch die jeweiligen Impedanz-Verhältnisse und auch die verbauten Tiefpassfilter mal ein geringerer, mal ein höherer Pegelverlust in der Signalkette, der irgendwo zwischen 1,5 und 4 Dezibel sein kann. Wer seine Abhöre nicht immer mit maximalster Lautstärke befeuern möchte, den dürfte dies in der Praxis kaum stören.