bonedo: Dimitri, das DL1608 sieht völlig anders aus als ein herkömmliches Mischpult. Was ist das Besondere an dem neuen Konzept?
Dimitri Metzeltin: Zunächst einmal die Kompaktheit. Wenn jemand vor einigen Jahren gesagt hätte, in dieser Größe bekommt man ein Mischpult mit 16 Eingangskanälen, 16 4-Band-EQs, grafischen Equalizern in den Outputs und so weiter in einem so kompakten Mischer, dann hätte man ihn für verrückt erklärt. Zweitens sind wir sehr kompromisslos herangegangen und haben gesagt, wir machen nicht einfach eine iPad-Anbindung als Extra-Add-On zum Pult. Anstatt selbst einen eigenen Bildschirm zu entwickeln, was in der Entwicklung und im Einbau sehr teuer gewesen wäre – man braucht dann ja auch die ganzen Potis dazu und so weiter – hat Mackie gesagt, wir sparen uns diese Kosten und suchen uns das beste grafische User-Interface heraus. Das ist in dem Fall das iPad mit seinem Touchscreen. So haben wir mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen und man bekommt für wenig Geld ein 16-kanaliges Digitalmischpult mit sehr vielen eingebauten Funktionen.
bonedo: Was sind die konkreten Vorteile der iPad-Bedienung gegenüber einer Hardware-Bedienoberfläche?
Dimitri Metzeltin: Man kann sehr flexibel arbeiten. Wenn man weiß, wie ein analoges Pult aufgebaut ist und schon ein, zwei Mal ein iPad in der Hand hatte, weiß man auch, wie das ganze Mischpult funktioniert. Die App sieht aus wie ein analoges Pult, wir haben auf viel Brimborium und Schnickschnack verzichtet. Obwohl sehr viel eingebaut ist, ist es gleichzeitig sehr übersichtlich. Man kann auf dem iPad durch die Kanäle “swipen” und auf Dinge wie Kompressoren, EQs usw. sehr einfach zugreifen. Die einfache Bedienbarkeit trotz der kompakten Maße ist auf jeden Fall ein Highlight.
bonedo: Was steckt im Inneren des Pults? Die Audiosignale werden ja nicht auf dem iPad berechnet.
Dimitri Metzeltin: Hardwareseitig haben wir 16 Mikrofoneingänge mit zuschaltbarer Phantomspeisung und den Mackie-Onyx-Preamps. Die sind von den Werten her extrem gut und können das Signal bis zu 60dB verstärken. Außerdem gibt es sechs Aux-Ausgänge. Die Konverter sind von Cirrus Logic – auch da haben wir also die beste Option gewählt. Für die Signalberechnungen haben wir sehr leistungsstarke DSPs eingebaut. Wenn man alle DSP-Features des Pults anschaltet, also alle EQs, Kompressoren und so weiter, werden überhaupt erst 25% der DSP-Leistung benutzt. In jedem Kanal gibt es einen 4-Band-EQ, ein Gate und einen Kompressor. Außerdem haben wir auf allen Ausgängen, also nicht nur auf dem Master, sondern auch auf allen Aux-Wegen, einen grafischen EQ mit 31 Bändern und einem “Draw-Modus” und auch noch einen Kompressor. Gerade, wenn die Aux-Wege zum Monitoring benutzt werden, besonders bei In-Ear-Monitorsystemen, ist es natürlich praktisch, wenn man im Ausgang noch einen Kompressor hat, den man vielleicht auch als Limiter einsetzt, damit man ganz sicher gehen kann, was die Lautstärke auf den Kopfhörern angeht.
bonedo: Die DSP-Leistung deutet ja darauf hin, dass es in Zukunft noch Erweiterungen des Funktionsumfangs geben wird. Sind schon konkrete Updates geplant, etwa weitere Effekte?
Dimitri Metzeltin: Der große Vorteil ist, dass wir sehr flexibel auf Kundenwünsche reagieren können. Das heißt, es wird definitiv Updates geben. Zum Beispiel ist in der Version 1.0 noch kein Pairing von Fadern möglich. Momentan hat man noch alles einzeln anliegen, aber ein Stereo-Pairing ist für die nächste Version schon fest eingeplant. Auf der Mackie-Website kann man sogar abstimmen, welche Features man haben möchte. Da gibt es Tausend Möglichkeiten. Ein großer Vorteil ist auch, dass die Updates über das iPad vom User sehr einfach durchführbar sind, direkt aus der Software heraus. Man kann erwarten, dass regelmäßig Updates kommen.
bonedo: Wird es für das DL1608 vielleicht auch Plugins von anderen Anbietern geben? Genug Rechenleistung wäre ja vorhanden.
Dimitri Metzeltin: Zunächst einmal ist ja schon eine Menge eingebaut. Wir haben EQs und Kompressoren auf allen Kanälen und globale Send-Effekte wie Delay und Reverb, und so weiter. Es besteht aber auf jeden Fall die Möglichkeit, das noch zu erweitern. Es kann passieren, dass später auch Drittanbieter daran teilnehmen können. Ich kann jetzt noch nichts Definitives dazu sagen, aber es ist auf jeden Fall im Rahmen der Möglichkeiten.
bonedo: Ein interessantes Feature ist ja, dass man das iPad im Betrieb herausnehmen und damit im Raum herumgehen kann. Wie funktioniert die Verbindung genau, und wie zuverlässig ist das Ganze? Wenn jetzt zum Beispiel das WLAN aus irgendeinem Grund zwischendurch hängt, läuft das Pult weiter und kann das iPad sich da einfach wieder einklinken?
Dimitri Metzeltin: Die Verbindung ist ganz einfach. Wir haben auf der Rückseite einen Ethernet-Anschluss, an den man einen x-beliebigen WLAN-Router anschließen kann. Ich habe drei, vier verschiedene Router ausprobiert und es hat immer tadellos funktioniert. Das Audio läuft aber immer komplett durch das Pult selbst – das iPad ist nur der Controller. Der einzige Fall, in dem tatsächlich Audio aus dem Mischpult in das iPad läuft, ist, wenn man eine Aufnahme machen möchte – das ist natürlich auch möglich – oder umgekehrt, wenn man zum Beispiel Musik aus der iTunes-Library abspielen möchte. Sonst kann man das iPad einfach aus dem Dock herausnehmen, ohne Audiounterbrechung, weil das Audio ja nicht durch das iPad läuft. Auch wenn einem das iPad aus der Hand fällt und kaputt geht, läuft das Audio weiter. Falls das WLAN unerwartet ausfallen sollte, schiebt man das iPad einfach wieder ins Dock hinein und kann dann die Kontrolle wieder übernehmen. Natürlich sollte man auf jeden Fall ein Kennwort für das WLAN vergeben, weil sich sonst jeder, der sich die Software heruntergeladen hat, einklinken könnte.
bonedo: Wie läuft das mit der Aufnahmefunktion genau?
Dimitri Metzeltin: Unterhalb des Masterfaders gibt es einen Record-Knopf. Wenn man dann ein Aufnahmeprogramm im Hintergrund laufen hat, kann man direkt dort aufnehmen.
bonedo: Ein viel beworbenes Feature ist ja die Möglichkeit, mehrere iPads simultan zu benutzen, sodass sich zum Beispiel jeder Musiker seinen eigenen Monitormix machen könnte. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre FOH-Mischer, und auf der Bühne stehen sechs Leute mit iPads, die mir alle im Master-Mix herumpfuschen können, wird mir etwas mulmig… Lässt sich das einschränken, sodass die nur Zugriff auf ihre eigenen Einstellungen haben?
Dimitri Metzeltin: Das macht auf jeden Fall Sinn und steht auch oben auf der User-Wunschliste. Es besteht die Möglichkeit, bis zu zehn iPads über WLAN zu verbinden. Die Aux-Wege laufen ja auf anderen Display-Ebenen, daher kann man nicht ganz so schnell im Master-Mix herumpfuschen. Trotzdem ist auch ein Software-Update geplant, in dem man die Zugriffsrechte der iPads einschränken kann, also zum Beispiel dieses iPad bedient jetzt nur Aux 6, oder andere Einschränkungen. Das ist auf jeden Fall schon geplant. Sonst sagt der Bassist, ich will immer am lautesten sein, und greift gleich in den Master-Mix ein…
bonedo: Du hattest schon angedeutet, dass die Bildung von Fadergruppen für das nächste Update geplant ist. Bislang gibt es also keine Möglichkeit, Subgruppen zu bilden – also zum Beispiel einen Drum-Mix zu machen und diesen als Ganzes zu komprimieren?
Dimitri Metzeltin: Das ist im Moment nicht eingebaut, nein.
bonedo: Aber die schon angekündigte Fadergruppierung wird auch für mehr als zwei Fader gleichzeitig möglich sein?
Dimitri Metzeltin: Genau. Neben dem reinen Stereo-Pairing wird man auch Fadergruppen bilden können, und Mutegruppen natürlich genauso. Auch das steht ganz oben auf der Liste.
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bonedo: Wie sieht es mit den Speichermöglichkeiten für die Pulteinstellungen aus?
Dimitri Metzeltin: Man kann jede Menge Snapshots speichern. Ich habe noch gar nicht ausprobiert, was das Maximum ist, aber es sind auf jeden Fall eine Menge. Ein Snapshot ist eine komplette Mischpulteinstellung. Es gibt aber auch noch eine übergeordnete Ebene, die heißt “Shows”. Da kann man mehrere Snapshots hineinpacken. Wenn man zum Beispiel im Theater damit arbeitet, oder mit einer Band verschiedene Auftritte durchführt, kann man diese Snapshots in Shows organisieren.
bonedo: Lassen sich auch kleinere Einheiten speichern, wie zum Beispiel einzelne Kompressor-Settings oder die Einstellungen für einen kompletten Kanalzug?
Dimitri Metzeltin: Ja, das Pult gibt dir alle Möglichkeiten. Wenn man in der normalen Ansicht, in der man die verschiedenen Kanalzüge sieht, den “Presets”-Knopf drückt, bekommt man automatisch die sogenannten “Input Presets” angezeigt. Das sind komplette Kanaleinstellungen inklusive EQ, Kompressor, Gate und so weiter. Hier lassen sich auch eigene User-Presets abspeichern. Wenn man sich direkt in der Kanalzug-Ansicht befindet, zum Beispiel im EQ-Fenster, und dann auf “Presets” drückt, sieht man die Equalizer-Presets. Ich kann also auch eigene EQ-Presets abspeichern. Das gilt natürlich auch für die Dynamics.
bonedo: Plant Mackie noch weitere Pulte mit diesem Konzept, zum Beispiel ein größeres Modell?
Dimitri Metzeltin: Wir können gespannt sein, was noch kommen wird. Mit diesem Pult ist Mackie jetzt schon extrem erfolgreich, der Hype ist enorm. Auch die Zahl der Vorbestellungen und die Verkäufe in USA, die seit einigen Wochen laufen, sprechen einfach für das Pult und für einen großen Erfolg. Ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft aus dieser Ecke noch mehr sehen werden.
bonedo: Falls jemand neugierig geworden ist: Gibt es die Möglichkeit, die Software vor dem Kauf des Pults auszuprobieren?
Dimitri Metzeltin: Ja. Wer sich die Software ansehen möchte, kann sie einfach im App-Store herunterladen. Das ganze lässt sich nachher auch synchronisieren. Wenn man das iPad ans Mischpult anschließt, kann man die Einstellungen, die man offline vorgenommen hat, ins Pult überspielen.
bonedo: Dimitri, vielen Dank für das Gespräch!
Christian Wolff sagt:
#1 - 24.02.2013 um 17:50 Uhr
Ich habe das 1608-Pult bei einer Tour einer kubanischen 9-Mann-Band genutzt, zusammen mit zwei Bose L1/II. Der Sound war fantastisch. Was mir nicht gelang: Ich habe den Record-Knopf gedrückt und wurde aufgefordert, einen Dateinamen zu vergeben. Ich finde im iPad die Aufnahme nicht wieder. Das Thema ist in den Manuals nicht klar beschrieben. Es wäre obendrein schön, alternativ 16 Spuren auszugeben, die man später bearbeiten kann. Aber wie gesagt: ich finde noch nicht einmal die Aufnahme wieder. Das liegt wohl auch an der Apple-Philosophie der Datei-Organisation. Es wäre schön, wenn das etwas "klarer" laufen könnte. Und was ist ein "Aufnahmeprogramm" im Hintergrund (s.o. im Text)?
Michael sagt:
#2 - 27.02.2013 um 00:18 Uhr
Ich habe seit Oktober zwei 1608 im Einsatz und muß sagen,das der Grundsound in nichts meinem großem und teurem Yamaha M7CL32 nachsteht.Die Bedienung ist sehr einfach und ergonomisch gestaltet.
Einen wirklich guten Sound zu kreieren Bedarf allerdings schon einer gewissen Erfahrung im Umgang mit Digitalpulten.
Ich komm jetzt zu den negativen Sachen;
Der Reverb ist mit Verlaub gesagt echt gruselig und eigentlich nicht verwendbar.Ich habe keine Ahnung,was sich Mackie dabei gedacht hat...
Da war die Konkurrenz(Behringer) schlauer,obwohl ich bislang von diesen Prokten nicht viel gehalten habe.
Aber die Effekt Plugins beim X32 vom Lexicon 480L,EMT250 und Quantc VRS sind exzellent.und stehen
dem Original wenig nach....
Ich habe das Problem auf meine Weise gelöst:
Ich habe mir zwei iStomp Pedale von Digitech und das Lexicon Plugin gekauft,das läuft und Klingt sehr gut,
kostet aber zwei Inputs...leider.
Eine weitere Kritik:Mackie kündigt bei jedem Interview oder Messe eine scheinbare Problemlosigkeit bezgl.
Plugins an....warum in aller Welt kommen dann terminlich
festgelegte Ankündigungen von Updates(1.4 und My Fader)nicht pünktlich auf den Markt???
Das ist keine gute Geschäftsphilosophie und wenn sich das nicht bald ändert,dann wird sich für Mackie etwas ändern...wer nicht mit der Zeit geht...der geht mit der Zeit..
Thomas Richard Schaefer sagt:
#3 - 19.09.2013 um 01:11 Uhr
Huhu,
ich bin seit 3 Wochen stolzer Besitzer und bisher klappt fast alles prima mit dem Pültchen. Die Kritik am Hall kann ich nicht so ganz nachvollziehen - ist sicher nicht nicht Studiotauglich aber für Live durchaus annehmbar. Ein Problem das ich auch habe ist allerdings die Recordfunktion dahingehend das ich auf meinem IPad2 die Datei nicht finde. Extra Name vergeben und auch mit ITunes gesynct aber nicht's aufzufinden. Ich bitte um Ratschläge ...
MfG der Thomas
Thomas Richard Schaefer sagt:
#4 - 19.09.2013 um 17:38 Uhr
So, ich nochmal mit der Lösung - siehe Video --->http://www.youtube.com/watc...Ergänzend möchte ich noch auf Vergleichteste mit Allen&Heath ILive, QLD und Qu hinweißen die die hohe Klangtreue der Vorverstärker belegen konnten. Wer noch mehr Fragen hat darf mich auch gerne in meinem Laden thomas.musicfactory-eschweg... anrufen unter 05651-220657
Klaus sagt:
#5 - 13.02.2014 um 13:39 Uhr
besteht die Möglichkeit, das Mackie ein deutsches Handbuch herraus bringt, oder gibt es da schon eins. Eine deutsche Schnellanleitung gibt es ja schon.
Michael sagt:
#6 - 01.08.2014 um 00:06 Uhr
Ich muß es noch mal sagen und bleibe dabei,auch im Livebetrieb ist dieser Reverb nicht verwendbar .
Wer da anderer Meinung ist,kann gern mal zu mir kommen und den Vergleich mit meinem TC Reverb 4000 machen.....
Allerdings soll wohl zum Jahresende ein größeres DL-Pult kommen verbunden mit einem großem neuen Update auch für das DL-1608... Das läßt hoffen....
Kann ja auch nicht so schwer sein FX Plugins zu implantieren,....was Behringer und Midas können,sollte Mackie wohl auch gelingen.
Ich habe in meinen beiden DL1608 das bereits genannte TC Reverb 4000,Lexicon PCM80 und TC Helicon Voicelive Rack implantiert ....einfach geil...
Holger Engels sagt:
#6.1 - 18.12.2017 um 22:05 Uhr
Und wie ist der Reverb seit dem Update?
Besser oder nicht?Einen Kritikpunkt möchte ich Dir jedoch entgegenbringen.
Der TC Reverb 4000 alleine kostet heute noch soviel wie damals das gesamte Mackie DL 1608.ist also wie den Sättigungsgrad von einem Reiskorn und einem Apfel zu vergleichen ;-)
Antwort auf #6 von Michael
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