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Mackie FreePlay Live / Home / Go Test

Praxis

Das Re-Design der FreePlay-Serie ist optisch absolut gelungen. Die Verarbeitung ist auf gewohnt hohen Mackie-Niveau. Die Geräte Home und Go sind leicht und griffig, wobei ich beim Fassen mit nur einer Hand die hintere, passive Schallmembran eindrücke. Ich fürchte, dass diese sich irgendwann verabschiedet, wenn ich mal zu fest zugreife. Die FreePlay Live hat auf der oberen Seite eine Griffmulde, an dem sich das vier Kilogramm leichte Gerät gut packen und transportieren lässt. Der “Ständerflansch” unter der Live hat einen Durchmesser von 16 mm, passend nur für das Zwischenstück mit der ¼-Zoll-Gewinde für Mikrofonständer. Eine Adapterschraube für die europäische 3/8-Zoll-Verschraubung ist leider nicht beigepackt.
Die Bluetooth-Verbindungen sind schnell aufgebaut, die entsprechenden FreePlay-Geräte melden sich mit “Live”, “Home” oder “Go” in der Liste der Geräte an. Die Modelle “Home” und “Go” verbinden sich automatisch mit der Bluetooth-Quelle, wenn diese einmal eingerichtet worden ist. Bei der Live muss ich händisch nachhelfen.
Im Umkreis von sieben Metern haben wir eine absolut stabile Verbindung von Quelle zu den Endgeräten, egal welcher FreePlayer gerade angeschlossen ist. Matche ich zwei FreePlayer untereinander, dann habe ich sieben Meter von Quelle zum “Master”-Gerät und von dort aus nochmal sieben Meter bis zum “Slave”.
Die verbundenen Geräte funktionieren als eigenständige Zonen-Lautsprecher. Das heißt, dass jedes Gerät die Stereosumme abspielt, wie es die Bluetooth-Quelle einspeist.
Nur bei zwei verbundenen FreePlay Live lässt sich das Stereosignal mit der Connect-App splitten und auf die einzelnen Geräte zuweisen oder wahlweise weiter im Zonen-Modus betreiben.
Als Schmankerl obendrein wird der interne Mixer bei zwei verbundenen FreePlay Live auf vier Mic/Line/HiZ-Kanäle, zwei Line/Bluetooth-Kanäle und zwei Masterfader erweitert. Für die bessere Übersicht zählt der “Master” als Primary-Gerät und der “Slave” als Secondary. Somit haben wir dann nicht nur eine reguläre Stereo-PA, sondern auch gleich einen 8/2-Mixer zur Hand inklusive Hall-Effekt-Weg.
Die Mic/Line/HiZ-Kanäle sind Monokanäle, welche leider nicht per Balance zu regeln sind, die Aux/Bluetooth-Kanäle sind stereo.
Da mir im Test nur ein FreePlay Live zur Verfügung stand, konnte ich die Variante nicht testen. Das Verbinden von Live und Home oder Live und Go oder Go und Home untereinander gingen dabei problemlos von der Hand und bildeten sich in der Connect-App auch ab, Zuweisungen oder Erweiterungen um mindestens einen Aux/Bluetooth-Kanal mehr waren mit diesen aber nicht möglich.

Fotostrecke: 4 Bilder The Wall Of Sound – Mackie FreePlay klingt auch im Verbund.

Als Makel, was ich schon an der frühen Mackie-Connect-App bemängelte, ist die konsequente Ausrichtung auf Smartphones und Tablet-PCs. Leider ist Desktop- und Laptop-Computern der Zugang zur FreePlay-Connect-Software verwehrt. Als Producer, DJ und Soundschaffender ist das Zentrum meiner Tätigkeiten immer noch der Laptop und ein Sammelsurium an diversen Smartgeräten mit kleinen Speichermöglichkeiten mir nach wie vor ein Graus.

Klang

Der Klang der Boxen ist bei allen Modellen gut und vor allem stereo! Die Stereobasis wird schön breit in den Raum verstrahlt. Der Bass zeichnet sich trotz fehlenden Subfrequenzen (Live ab 60 Hz, Home ab 70 Hz, Go ab 87 Hz) sehr gut ab und bringt einen anständigen Punch. Mackie nutzt hierzu nicht wie die Konkurrenz den Grenzflächen-Effekt für mehr Bass, sondern arbeitet mit Bassreflex-Gehäusen, um der Tiefe mehr Luft zu verschaffen. Bei der “Home” und “Go” sind passive Schall-Membrane verbaut, die im Groove mitschwingen. Damit habe ich den technisch möglichen Bassumfang, wo immer ich auch die FreePlayer aufbaue oder in der Hand haltend mitnehme. Musik mit extremen Tiefbässen muss ich mit gezügelter Lautstärke fahren, da die kleinen FreePlays ansonsten damit Probleme bekommen.
Trotz der kleinen Verstärkerwerte von 20 Watt (Go) bzw. 30 Watt (Home) erreichen die beiden Consumer-Modelle eine zünftige Reichweite. So bespielt eine FreePlay Go eine Baustelle von ca. 60 Quadratmetern in Zimmerlautstärke. Die FreePlay Home kommt ein bisschen tiefer und etwas weiter. Die Musik ist auch beim Wäsche aufhängen auf der Terrasse mit der “Home” gut zu vernehmen und transportiert den vollen Spaß in selbst langweiligste Hausarbeiten. Auch hier in Zimmerlautstärke.
Entgegen der üblichen Philosophie Mackies, die seidige Höhen vorsieht, bin ich bei allen drei Modellen mit recht harten oberen Mitten konfrontiert. Zwar erhöht sich damit die Sprachverständlichkeit, aber der seidige Appeal ist dahin. Schade.

Fotostrecke: 6 Bilder Mackies Runnig Man, der eigentlich Boogie tanzt.

Die Eingänge der FreePlay Live funktionieren, wie wir es von Mackie erwarten. Das Shure SM58 klingt wie gewohnt und lässt sich mit dem Drei-Band-EQ in der Connect-App gut entzerren und mit dem Kanalregler sowohl in der App als auch direkt auf dem Gerät selber in das Geschehen mischen. Für gewöhnlich zeigt die Live auf der sechsstelligen LED-Kette die Gesamtlautstärke an. Tippe ich kurz auf die entsprechenden Kanaltasten, lassen sich diese Kanäle mit den “±”-Tasten direkt einstellen.
War noch am alten FreePlay der bewährte Feedback-Destroyer von Mackie verbaut, kommt die FreePlay Live locker ohne diesen Algorithmus aus. Zumindest bis 80% Lautstärke auf dem Mikro-Kanal und voller Verstärkung der Endstufe. Bis zu einem Meter Entfernung kann ich mich mit einem heißen Mikrofon vor der Box bewegen. Nur ein leichtes Ziehen kündet von einem nahenden Crescendo. Seid Ihr auf volle Verstärkung auf allen Kanälen angewiesen, solltet Ihr dann mindestens zwei Meter Abstand von der Box nehmen.
Nebenbei hält sich bei Vollauslastung der FreePlay-Boxen das Eigenrauschen sehr in Grenzen und ist vernachlässigbar.
An dem Line-Eingang ist nichts auszusetzen und auch HiZ-Instrumentarium glänzt an dem Kombi-Eingang der FreePlay Live ohne Störgeräusche, mit brillanter Präsenz und ganz schön viel Druck. Gekrönt wird jeder Kanal mit einem anteilig regelbaren Hall-Effekt. Den Anteil können wir nur über die Connect-App regeln, auf dem Gerät selber gibt es einen Schalter, der den Hall global schaltet. Leider müssen wir uns aber eben nur mit einem Effekt begnügen, der erste FreePlay wartete da noch mit 16 Effekten auf.
Die Lautstärke regelt sich nahezu exponentiell, sodass kleine Lautstärken fein dosiert werden können, während im hinteren Bereich der Schub massiv zunimmt. Im Grenzbereich der maximal erreichbaren Lautstärken der FreePlay-Serie fangen erwartungsgemäß die Limiter der Schutzschaltungen angenehm weich an zu arbeiten. Im Musikmix erreicht auf einem Meter Abstand die FreePlay Go locker 90 dBA, die FreePlay Home schon 95 dBA und die FreePlay Live satte 105 dBA. Die Mackie FreePlay Live strahlt auf drei Metern Distanz noch 100 dBA Lautstärke. Die von Mackie propagierte Spitzenlautstärke von 115 dB ist realistisch. Bitte achtet auf Eure Ohren.
Nach den drei Metern wird die Übertragung der FreePlay Live bereits etwas dünner, im Bereich zwischen 5 bis 8 Metern ist der Spaß dennoch garantiert. Darüber hinaus wird’s mit Party kritisch, was sich auch mit der Verstärkerleistung deckt. Die FreePlay Live bringt so bis zu 20 Personen zum Tanzen und ein aufmerksames Auditorium um die 40 Personen können z. B. mit Singer/Songwriter-Konzerten oder Wortbeiträgen erreicht werden.

Shortcuts

Bei den FreePlay Home und Go reichen die Tasten auf dem Gerät aus, um alle Funktionen, außer der Anzeige der Akkuladung, abzudecken. Ist der Akku bei den kritischen letzten drei Prozent, blinken die kleinen FreePlays mit allen LEDs.
“Home” und “Go” warten mit einer Start/Pause-Taste auf, die einen Pausen- bzw. Start-Befehl an den Audioplayer der Bluetooth-Quelle schickt. Dieser Befehl funktioniert mit allen gängigen Audioplayern von iTunes bis Quicktime und vielen mehr. Wird ein Kabel zur Übertragung genutzt, entfällt diese Option.
Eine Option, die beim Live-Modell nicht enthalten ist, dafür lässt sich bequem der Akkustand ablesen, sobald ich die Tipptaster für Kanal Eins und Zwei kurz betätige. Haltet Ihr die letzte Tastenkombi über drei Sekunden, schaltet sich der FreePlay Live auf sein Werkspreset zurück, was unter anderem den Verlust aller Kopplungsdaten für Bluetooth nach sich zieht, den internen Speicher löscht und den Volume für die Kanäle Eins und Zwei komplett runterdreht.
Das Master-Volume stelle ich über die “±”-Tasten ein, in Kombination mit den Kanaltasten lassen sich mit “+” und “-” auch direkt am Gerät die Lautstärke der jeweiligen Kanäle regeln.
Das Verbinden von zwei FreePlay Live läuft über die Tasten “BlueTooth” und “+” für das Master-Gerät und adäquat “Bluetooth” und “-” für den Slave.

Akkumulation

Für alle drei Geräte gilt eine kabellose Spielzeit von 15 Stunden. Bei den Modellen “Home” und “Go” erreichen wir ohnehin keine PA-Lautstärken, und die Spielzeit liegt am Ende der Tests bei 15 Stunden. Bei der Live müssen wir unterscheiden zwischen dem Einsatz als Hintergrundbeschallung und als eigenständige PA. Bei etwas mehr als Zimmerlautstärke reicht der Akku auch hier bis zu 15 Stunden. Nutze ich die volle Verstärkung, kann sich die Spielzeit auch halbieren. Dennoch sind 7 bis 8 Stunden Dauerbeschallung bei Volllast eine Marke, mit der sich professionell arbeiten lässt!
Die Aufladezeit der Akkus beträgt von 3 auf 100 Prozent nur drei Stunden. Damit ist man schnell wieder auf Sendung.

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Profilbild von John McShultz

John McShultz sagt:

#1 - 03.10.2020 um 10:20 Uhr

0

Absoluter Schwachsinn das mit den "scharfen Mitten". Hätte mich fast vom Kauf abgehalten. Für so eine kleine Kiste klingt das Ding einfach grandios. Auch das Rauschen ist kaum hörbar. Und ich komme vom Hifi-Highend und weiss, wie gute Boxen klingen sollen. Acuh die App funktioniert rel. gut, manchmal "rödelt" die App etwas und sucht. Aber die Mixersoftware ist sehr gut und praktikabel. Funktioniert bereits ab iPhone 5 (iOS 10.X.X)! Akku hält gefühlt ewig, mit einem kleinen Trick steht das Ding dann auch wie ein Bodenmonitor schräg nach vorn oben. Einziges Manko ist in der Tat (hier leider NICHT beschrieben!!!) ein Delay im Miniklinkeneingang.

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Dricks sagt:

#2 - 25.06.2023 um 18:51 Uhr

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Sehr schöne Box mit guten Möglichkeiten. Leider ist ein Ersatzakku nicht zu erhalten-oder hat jemand eine Bezugsquelle??? ;-(

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