Praxis
In der Praxis zeigt sich, dass die Freeplay den üblichen Beschränkungen der Bluetooth-Schnittstelle unterliegt. Die Reichweite lag in unserem Test bei maximal zehn Metern (Musik streamen, Fernbedienung über die Freeplay-Connect-App) bei direkter Sichtverbindung. Stehen Hindernisse zwischen dem Bluetooth-Device und der Freeplay oder befindet sich das Gerät in einem anderen Raum, ist die Reichweite entsprechend geringer. Welcher Audiocodec bei der Musikwiedergabe über Bluetooth zum Einsatz kommt, lässt sich dem Manual leider nicht entlocken. Da aber selbst das iPhone 6 nicht den audiophilen aptX Codec unterstützt, würden nur Android-User von dessen Einsatz profitieren. Während der Autor diese Zeilen in die Tastatur hackt, streamt sein iPhone unablässig einen Hitmix diverser Prog-Rock-Bands via Bluetooth.
Der Klang ist völlig in Ordnung, digitale Artefakte sind nicht zu hören. Gleiches gilt für den ersten Einsatz auf einer Gartenparty. Auf dem Bierkühlschrank thronend, beschallt der Freeplay lässig 70 Personen. Je später der Abend, desto lauter die Gäste. Der Gastgeber streamt seine Party Hits via Bluetooth auf den Kandidaten, der mit der DJ-EQ-Einstellung genügend Bassdruck entwickelt, um Elektromucke aus den 90er Jahren adäquat wiederzugeben. Klanglich braucht sich das Gerät nicht hinter einer herkömmlichen 8/1-Aktivbox zu verstecken. Ganz im Gegenteil: Die Freeplay spielt sogar in stereo. Und obwohl sie leicht und kompakt ist, bieten sich dank Zubehör weitere sinnvolle Platzierungsmöglichkeiten.
Kick me
Mit dem Kickstand (Kunststoffwinkel samt Hochständeraufnahme) ist Freeplay auch als Bodenmonitor einsetzbar. Der Kickstand kann außerdem benutzt werden, um die Box sicher auf einem Lautsprecherstativ zu befestigen. Somit sind die zusätzlichen 39 Euro gut angelegtes Geld. In Kombination mit dem Feedback-Unterdrücker lässt sich genügend Pegel erzeugen, um sich als Sänger selbst in einem moderaten Band-Setup durchzusetzen. Das haben wir im Proberaum einer befreundenden Band ausprobiert. Der Feedback Destroyer erkennt Problemfrequenzen sicher und setzt die Filter automatisch.
Die hohen Frequenzen werden nach wenigen Sekunden erkannt und eliminiert, je tiefer die Frequenz, desto länger kann es dauern, bis die Frequenz enttarnt ist. Wurde der Feedback-Destroyer vor einem Stromausfall an der Box aktiviert, startet die Box (nachdem die Stromversorgung wieder steht) mit aktiviertem Unterdrücker. Gute Sache!
Für die Stimmwiedergabe erzielt man bereits mit den EQ-Einstellungen Flat oder Voice in der Summe und einem Shure SM58 eine gute Wiedergabequalität. Mit dem Kanal-EQ lässt sich der Sound noch etwas der eigenen Stimmcharakteristik anpassen, allerdings nur mit Hilfe der App. Hat man den Sound am Gerät eingestellt und greift anschließend auf die App zurück, synchronisiert sich diese auf die Einstellungen im Gerät und nicht umgekehrt. So sollte es sein. Ein kleiner Bug betrifft den Mute-Button der Effektsektion. Ist dieser aktiviert und man schaltet App und Freeplay aus und wieder an, ist der Kanal in der App noch gemutet, obwohl der Effekt wiedergegeben wird. Sprich: Hier funktioniert die Synchronisation zwischen App und Gerät nicht hundertprozentig. Nur eine Kleinigkeit, mit einem Doppel-Touch auf den Mute Button in der App ist das Problem beseitigt – bekannt ist es ohnehin und dürfte bald passé sein.
Neben Gesang haben wir testweise eine Gitarre direkt in den Kanal 2 der Freeplay gestöpselt. Der Autor ist immerhin Preisträger des fragwürdigen Titels „Deutschlands schnellster und schlechtester Gitarrist 1994“. Eine dezidierte Hi-Z-Umschaltung gibt es nicht, daher muss der Level-Regler des zweiten Kanals schon weit aufgedreht werden, um die mit passiven Pickups ausgestattete Tokai Strat adäquat zu verstärken. Für die Verstärkung des klassischen Duos Gesang und Gitarre ist Freeplay jedenfalls gerüstet. Vielleicht noch eine Prise Hall dazu? Den Effekt-Send-Level kann der Anwender problemlos am Gerät selbst einstellen. Man hält den Select-Taster des besagten Kanals länger gedrückt und die Meteranzeige wechselt die Hintergrundbeleuchtung von Weiß auf Grün. Das Zeichen, dass nun mit dem Volume-Poti nicht die Lautstärke, sondern der Effektanteil geregelt wird.
Die Effektqualität ist Geschmackssache. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hört einfach in die Audiobeispiele rein. Diverse Hall-, Delay- und Modulation-Presets sollten für den kleinen Gig zwischendurch genügen. Selbstverständlich bietet sich Mackies Portable-PA geradezu für Straßenmusikanten an. Gerne hätten wir daher das optionale Akkupack getestet, doch leider war es zum Testzeitpunkt noch nicht erhältlich. Mackie verspricht, abhängig von der Lautstärke, eine Akkulaufzeit von bis zu zehn Stunden. Das sollte genügen, um einen Arbeitstag in der Fußgängerzone zu verbringen.
Für dich ausgesucht
In der Killer-Kombination mit Batterien und anschließend genutztem Akkupack kann der Gig bei der abendlichen Gartenparty nahtlos weitergehen. Im Test mit acht Monozellen brachte es die Freeplay bei rund 70 Prozent Mastervolume auf knapp acht Stunden im Bluetooth-Betrieb. Eine beachtliche Zeit. Ebenfalls noch nicht erhältlich war die Transporttasche, in der sich neben der Freeplay einige Kabel und Mikros unterbringen lassen. Gut, denn wer direkt vom Grill mit seinen Fettfingern auf die Mini-PA patscht, wird auf der glatten, relativ empfindlichen Oberfläche unweigerlich Abdrücke hinterlassen. Sorry Mackie, ich mach’s wieder sauber. Wer also eine Abneigung gegen Gebrauchsspuren hat, dem sei der mit 106 Euro nicht ganz billige Gigbag dringend ans Herz gelegt.