Details
Wäre Blackjack ein Insekt, hätten wir es wohl mit einer Hummel zu tun, denn rein äußerlich ist das kleine Interface eine ganz schöne Wuchtbrumme. Das sehe ich allerdings als durchaus positiv an, denn so wird gleich klar, dass ich es nicht mit einem weiteren dieser SMD-bestückten Plastik-Discount-Mini-Interfaces zu tun habe. Da ich mal nicht davon ausgehe, dass Mackie hier „relativ viel“ Gehäuse um ebenso viel Luft gebaut hat, wird sich im Blackjack wohl auch eine gute Portion Analogtechnik befinden – und dieser Eindruck soll sich noch bestätigen! Doch dazu später mehr. Das Gehäuse besteht komplett aus schwarzem Stahlblech und wurde sehr solide verarbeitet – hier ist nichts geklebt oder zusammengesteckt, sondern alles vernünftig verschraubt. Daumen hoch! Der „schwarze Jack“ misst 167mm in der Breite, 109,6mm in der Tiefe, ist 64,2mm hoch und bringt 700 Gramm auf die Waage. Am hinteren Gehäuseteil sitzt ein großer, silberner Metallbügel, der das Desktopgerät in einem benutzerfreundlichen Winkel von 25 Grad sicher zum Stehen bringt – auf der Unterseite sorgen vier kleine Gummi-Füße für Rutschsicherheit.
Die Benutzeroberfläche wurde sehr übersichtlich gestaltet: fünf Potis, vier Schalter, fünf LEDs und eine Klinkenbuchse – mehr braucht´s nicht. Die beiden Eingangskanäle sind komplett identisch aufgebaut. Das Gain-Poti bietet einen Regelbereich von 0 bis +60 dB (Mikrofon-Signal) bzw. -15 bis +45 dB (Line-/Instrumenten-Signal). Über einen Schalter (Hi-Z), den eine stilisierte Gitarre ziert, schaltet man den Eingang auf „Instrument“ um, sodass man eine Gitarre direkt mit dem Interface verbinden kann, ohne vorher noch eine DI-Box bemühen zu müssen. Wie eingangs bereits kurz erwähnt, handelt es sich bei den Preamps um jene aus den größeren Onyx-Pulten – also keine abgespeckte Vorverstärkung, sondern etwas Bewährtes. Eine zweifarbige LED (Sig/OL) dient als Eingangspegel-Kontrolle – hier wird ein Pegel ab -20 dBu mit grünem und ab +7 dBu mit rotem Leuchten quittiert. Ganz ehrlich gesagt, halte ich persönlich von diesen Ein-LED-Anzeige-Konzepten nicht allzu viel, da man eigentlich nichts über den Pegel erfährt (außer: Signal da oder Signal übersteuert – aber die Kontrolle hat man auch, wenn man die Ohren auf macht). Meiner Meinung nach wäre auf der Oberfläche auch Platz für drei Signal-LEDs gewesen. Auf diese Weise bekäme der User wenigstens eine Minimal-Abstufung angeboten– hier hätte sich Mackie auf dem Markt der zweikanaligen Kompakt-Interfaces noch durch einen weiteren Punkt abgrenzen können. Nun ja, sei´s drum. Fahren wir mit den erfreulichen Dingen fort. Ach, erwähnte ich eigentlich schon, dass wir mit der Beschreibung der Eingangskanäle fertig sind…? Nein…? Ok, Input-Channel-mäßig wären wir durch. Das war doch mal übersichtlich, oder? Aber mehr braucht es ja auch nicht.
Gleich neben den beiden Kanälen liegt die Sektion „Input Monitor“ – ok, „Sektion“ ist bei einem Poti und einem Schalter vielleicht etwas „overdosed“ formuliert. Doch die Funktionalität, die sich hinter diesem Feature verbirgt, ist für den gemeinen Recording-Alltag einfach toll. Man kann hier nämlich das Input-Signal auf analoger Ebene direkt hinter dem Gain-Poti abgreifen und auf den Monitor- und Phones-Ausgang routen. Das Ergebnis ist: keine Latenz! Über das Poti („TO MON“) bestimmt man das Level der Eingangssignale, und über den Schalter („Mono/Stereo“) legt man fest, ob man das Ganze mono oder stereo aufs Monitoring schickt (bei Stereo liegt Kanal 1 hart links und Kanal 2 hart rechts im Panorama). Die Ausgangs-Levels für Monitor und Phones werden über zwei Regler bestimmt – der Kopfhörer wird über eine 6,3mm Klinkenbuchse auf der Oberfläche angeschlossen. Ups, da habe ich bei den Eingangskanälen doch noch etwas vergessen: Natürlich können auch Kondensatormikrofone angeschlossen und mit der nötigen Phantomspeisung versorgt werden – hierfür steht ein Schalter nebst Indikator-LED bereit, um die 48 Volt an den Mic-Inputs anliegen zu lassen. Blieben noch zwei weitere Kontroll-Lämpchen: USB (signalisiert, dass mit der Verbindung zum Computer alles in Ordnung ist) und Power (Strom ist da).
Auf der Gehäuserückseite geht es (logischerweise) nicht minder übersichtlich zu. Zwei Combi-Buchsen (XLR/Klinke) stehen als Inputs bereit, zwei 6,3mm Klinkenbuchsen dienen als Monitor-Outputs und ein USB-Port (USB 1.1) sichert die Anbindung an den Rechner. Doch die USB-Buchse ist nicht nur für die Datenanbindung zum Computer zuständig, sondern versorgt das Blackjack auch noch mit dem notwendigen Strom – dieses Interface ist nämlich Bus-powered. That´s it.
Für dich ausgesucht
Nun noch ein paar Worte in Sachen Computer, Recordingsoftware und Wandler. Als Mindest-Rechneranforderungen gibt Mackie Folgendes aus: PC – Pentium 4, Celeron oder Athlon XP, Windows 7, Vista oder XP, 512 MB RAM. MAC – G4, ab Mac OS 10.4.11, 512 MB RAM. Als PC-User muss man sich noch den „Mackie Universal Driver“ installieren, den es in seiner neuesten Version auf der Mackie-Internetseite zum freien Download gibt. Blackjack arbeitet mit den meisten, gängigen DAW-Softwares zusammen: Logic, Cubase, Sonar, Ableton Live,…und natürlich Mackie Tracktion, dessen 3er Version gleich mit dem Interface geliefert wird. Schade eigentlich, dass es nicht – wie bei der Onyx i-Serie – auch eine ProTools-Anbindung gibt. (Eine Frage an andere Stelle sei mir hier gestattet: Wann wird sich Digidesign endlich mal öffnen…?) Wandler-seitig arbeitet das Onyx Blackjack mit einer Auflösung von 24 Bit und einer Samplerate von 44,1 bzw. 48 kHz.
Jan sagt:
#1 - 31.01.2014 um 18:23 Uhr
Richtig richtig gut geschriebener Test, mit dem ich, nach längerer Benutzung meines Interfaces, total übereinstimme. Auch ein sehr unterhaltsamer Schreibstil - weiter so!