Praxis
So, dann wollen wir mal die Pforten des bonedo-Casinos öffnen und die Karten austeilen. In Runde 1 ziehen wir mit Mackie´s neuem Interface gleich ein Ass, denn mehr Plug&Play geht wirklich nicht. Nachdem ich das Blackjack mit meinem Testrechner (iMac, 2.93 GHz Intel Core 2 Duo, 4 GB RAM, Mac OS 10.5.8) verbunden habe, steht es mir direkt und ohne Murren in der Systemsteuerung und Logic zur Verfügung. Alles bestens. Also noch rasch meine Abhöre verkabeln, Kopfhörer einstecken, Mikro anschließen und los geht´s. Zuerst höre ich mir ein paar Aufnahmen an, die ich auf meinem Rechner habe und bestens kenne. Was soll ich sagen…? Mir fällt nichts Negatives auf – sowohl die Monitorausgänge als auch der Headphone-Output klingen gut und nahezu neutral. Häufig ist es bei kleinen Interfaces ja der Fall, dass der verbaute Headphone-Amp etwas schwach auf der Brust ist und auch nicht wirklich gut auflöst – das ist beim Blackjack nicht so. Das, was da an meinem Kopfhörer (Ultrasone ProLine 2500) ankommt, ist druckvoll, nuanciert und laut genug. Als Mikrofon entschied ich mich bei diesem Test für ein MXL V6 – denn bei einem Interface, das zu einem Kampfpreis von 296 EUR (UVP) angeboten wird, einen 3000 Schleifen teuren Kondenser zu verwenden, wäre etwas unverhältnismäßig. So halten sich die Preise von Interface und Mikro ziemlich die Waage, und alles entspricht eher der Realität der Zielgruppe. Zudem handelt es sich bei dem MXL V6 wirklich um ein gutes Budget-Großmembrankondensator-Mikro, das präsente, silbrige Höhen, warme (fast ein bisschen Vintage-mäßige) Mitten und ordentlich Bass liefert. Die Bässe sind teilweise sogar etwas überpräsent, aber das ist für die Beurteilung der Preamps und Wandler keine schlechte Sache, denn so merken wir auch deutlich, was sich in diesem Bereich abspielt. Als Schallquelle diente mir eine Alvarez Dreadnought Akustik-Gitarre, die einen ziemlich voluminösen Sound mit silbrigen Höhen (da neue Saiten aufgezogen waren, waren die Höhen wirklich sehr schön präsent), durchsetzungsfähigen und trotzdem transparenten Mitten und einem ordentlichen Bass-Pfund hat. So, jetzt seid ihr, was das Test-Prozedere angeht, auf dem Laufenden.
Das Blackjack-Interface leistet einen guten Job – das kann man nicht anders sagen. Der Sound der Preamps geht definitiv über „Homerecording“ hinaus. Die Signale werden in keiner Weise verfälscht. Der Bassbereich klingt angenehm neutral und wird dynamisch übertragen. Die Mitten werden fein genug aufgelöst, um auch Feinheiten in diesem Frequenzbereich heraushören zu können – eine dezente Überhöhung im Bereich der unteren Mitten sorgt für eine leichte Färbung, die aber bei vielen Signalen angenehm „warm“ rüberkommt. Auch ist ab einem gewissen Pegel eine geringfügige Kompression in den Mitten festzustellen – ich empfand dies aber als durchaus positiv, da das Signal dadurch etwas (wirklich nicht zu viel) verdichtet und präsenter wurde. Im Bereich der Höhen kam die bereits erwähnte „Silbrigkeit“ und Brillanz gut rüber, obwohl die letzte Offenheit nicht da war. Aber das ist wirklich kein Minus-Punkt für ein Produkt dieser Preisklasse, denn für echte „Open-End-Höhen“ muss man einfach wesentlich tiefer in die Tasche greifen – da kostet ein einkanaliger Preamp gut und gerne mal das Siebenfache des Blackjack. Und dann muss man auch noch in den entsprechenden Wandler investieren… Lassen wir also die Kirche im Dorf bzw. die Karten im Casino und fangen nun nicht an, zu zinken. Die Gitarre klingt dadurch auch keineswegs matt oder platt. Im Gesamten ist der Sound, den das Onyx Blackjack überträgt, sehr ausgewogen, transparent und für den aufgerufenen Kurs (296 EUR) absolut top –ich habe schon deutlich teurere Interfaces gehört, die wesentlich schlechter klangen. Die Möglichkeit des latenzfreien Monitorings der Eingangssignale ist einfach klasse und funktioniert super. Alles in allem kann man sagen, dass wir zum anfänglichen Ass für die Funktionalität und Plug&Play nun mit dem Sound noch die Zehn dazu gezogen haben, und das macht nach Adam Riese 21 Punkte und nach internationalen Casino-Regeln: Blackjack.
Für dich ausgesucht
Hier gibt es nun noch drei Audio-Beispiele mit Akustik-Gitarre für euch, die mit dem Blackjack-Interface aufgenommen wurden. Alle Files sind völlig unbearbeitet.
Jan sagt:
#1 - 31.01.2014 um 18:23 Uhr
Richtig richtig gut geschriebener Test, mit dem ich, nach längerer Benutzung meines Interfaces, total übereinstimme. Auch ein sehr unterhaltsamer Schreibstil - weiter so!