Praxis
Die Pulte haben die Qualität, die wir von Mackie gewohnt sind. Die Farbgebung der Potis ist vorbildlich und selbst im Halbdunkel gut zu orten und bedienen, auch wenn das Feld aufgrund des einzuhaltenden 19-Zoll-Formates (ProFX12v3, ProFX12v3) dicht gedrängt ist. Besonders die großen Mute Tasten haben es mir angetan, groß, treffsicher, knackfrei und leuchten satt rot bei Betätigung.
Weniger Freude habe ich an dem Re-Design der Kappen, die seit der VLZ4-Serien die Fader der Mackie-Pulte zieren. Bei einer Nachfrage wurde mir geantwortet, dass Mackie viel Zeit und Arbeit in die Gestaltung Kappen investiert hat und die auf Kundenwunsch genau so gestaltet worden sind. Tatsächlich liegen die Kappen der ProFXv3-Serie gut am Finger, doch bauen sie sehr hoch auf und neigen zum Wackeln. Für meinen Geschmack ist das etwas fitzelig, da der Fader ja eines der Herzstücke und oft benutzten Bauteile eines solchen Mischpultes ist. Auch sind die Potis nicht mehr fest mit der Frontplatte verschraubt, wie es mal in „antiken“ Pulten des Herstellers üblich war.
Abgesehen von derlei Petitessen, ist das Auftreten der Pulte an sich von hoher Güte, die Potis drehen sich sämig durch den Widerstand. Außer Gain und Kompressor verfügen alle anderen Regler über eine Mittenrasterung. Die Anschlüsse sind amtlich verschraubt und als kleinen Gag befinden sich auf allen XLR Buchsen das „Running Man“-Logo von Mackie.
USB Interface
Das Interface bedient eine große Bandbreite an Sampling-Frequenzen, sowohl bei 16 Bit oder bei 24 Bit Auflösung. Die Frequenzen sind 44.1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz, 176,4 kHz und 192 kHz.
Die Formel 2×4 bedeutet in diesem Fall, dass zwei Recording-Kanäle vom Pult in den Computer gestreamt und vier Audio-Ausgänge aus dem Computer in das Pult zurück gestreamt werden.
Die Ausgänge sind dabei am Computer unter dem entsprechenden Treiber „ProFX“ wählbar oder umschaltbar. Denn die Grundeinstellung sieht vor, dass sich die USB-Ausgänge 1-2 nur über den Control Room oder Kopfhörer abbilden.
Playlisten, die wir von digitalen Zuspielern in das Pult einbringen, müssen wir dann entweder analog über die Miniklinke den letzten Kanals einspeisen oder wir ändern fix in den Toneinstellungen des Treibers den Hauptausgang auf USB 3-4.
Die Aufnahmequalität des USB-Interfaces ist von hoher Güte, wie wir im folgenden Abschnitt hören können. Kein Sägen, kein Raspeln, nur der reine Ton, wie er am Master anliegt. Übrigens greift der digitale Record Out das Signal vor dem Masterfader ab.
Mixing, Recording & Sound
Ein Mackie-Pult birgt immer Freude am Schrauben, auch wenn wir erst ab dem ProFX16v3 mit parametrischen Mitten des Dreiband-EQs verwöhnt werden. Der Eingriff in den Sound ist stets seidig und führt zu einem guten Ergebnis.
Die Ein-Knopf-Kompressoren reagieren nicht, wie bei anderen Herstellern üblich als automatische Verstärker unter Rücknahme eventueller Spitzen. Hier arbeitet eine Schaltung, die zu laute Signale wie ein Limiter beschränkt. Dies tut der Kompressor mit der Eleganz, wie wir sie vom Sound eines Mackie-Pultes gewohnt sind. Bei extremer Einstellung klingt das Signal dennoch mittig und gedrängt. Drehe ich dann die Kompression runter, wird das Signal lauter, also muss ich den Kanal im Gain zügeln und schon stimmt der Klang wieder. Alles mit gerade mal zwei Reglern und schnell erledigt.
Hier ein paar Soundbeispiele über die drei Testkandidaten. Bei der Musik habe ich acht Spuren über das Radial Engineering SW8 Interface in das jeweilige ProFXv3-Pult gefüttert. Abgenommen habe ich über die USB-Schnittstelle der Mackie-Pulte.
Die ersten vier Files (Lola) spielen über das Mackie ProFX16v3. Neben dem Auspegeln und EQ-ing mit Mittenparametrik sind die ersten beiden Stücke über die XLR-Eingänge eingespeist, die nächsten beiden über die Klinkeneingänge (Line). Jeweils das zweite File ist mit Kompression bearbeitet.
Das fünfte File ist das gleiche Stück über das ProFX10v3 mit dem starren Dreiband-EQ und Komprimierung von Bass, Saxofon und Percussion. Danach kommt der übliche E-Bass-Lauf diesmal über das ProFX12v3 einmal ohne, einmal mit Kompressor.
Danach kommen Sprachaufnahmen mit dem Shure SM58 über die Mittenparametrik des ProFX16v3 mal ohne, mal mit Kompressor. Gefolgt von dem Neumann TLM 103 über das ProFX12v3 ohne EQ, dafür mal ohne und wieder mit Kompressor. Die Kompressorspuren sind leiser, da ich zwischenzeitlich in die Mikrofone brülle, um die Spitzenlast des Kompressors zu testen. Ganz glattgebügelt bekommt der Kompressor die Energie nicht, Zerrungen haben wir aber auch nicht. Dafür ist das Signal halt was schmaler.
Die letzte Sprechprobe läuft über das ProFX0v3 mit dem starren Dreiband-EQ, den ich zum Schluss rausdrehe, um den puren Klang zu demonstrieren.
Für dich ausgesucht
Allem gleich ist, dass der Klang unheimlich rauschfrei und angenehm in der Dauerlast ist. Die Onyx-Vorstufen tun ihr Bestes und es kommt die Frage auf: Was wird Mackie in den nächsten Jahren da noch drauflegen können? Es klingt beinahe so, als ob wir voll ausgereifte Pulte unter den Fingern haben.
Die weiteren Features wie Inserts, Monitorbusse, Control Room und Subgruppen funktionieren und klingen wie erwartet. Schalten wir das Effektboard stumm, können wir den FX-Bus auch als vierten Monitorweg oder zu externen Effekten aus dem Pult routen. Ein Stereo-Return ist auch an dem kleinsten Modell der Reihe übrig.
Bei der letzten Version wurde noch bemängelt, dass es keine Inserts im Masterweg gibt. Zumal nun der grafische Equalizer die aktuelle Serie verlassen musste. Nachgelagertes Equipment müssen wir entweder direkt an die Pulte hängen oder uns mit einem klassischen Patchbay vergnügen.
Der Kopfhörerausgang hat die benötigte Leistung, um auch hochohmigen Modellen zur satter Lautstärke zu verhelfen. Dass das wirklich laut ist, merken wir beim Abhören der maximalen Lautstärke, wenn nichts am Pult anliegt. Das Säuseln verrät uns, dass beim Anliegen eines Signals jetzt die Hörfähigkeit in Mitleidenschaft gezogen wird. Also gebt acht, falls ihr panisch rumschaltet und immer lauter dreht, falls ihr vergessen habt, den Input Blend von Control Room auf Phones zurückzuschalten.
Die Signallampen der Eingänge sind für heutige Zeiten gewöhnungsbedürftig, da sie klassisch nur einfarbig grün leuchten und nicht wie bei anderen Herstellern auf grün/rot ausgelegt sind. Möglich, dass Mackie hier Rücksicht auf farbenblinde Engineers nimmt.
Leise Signale werden erst gar nicht angezeigt, kommen wir allmählich in den Sättigungsbereich, beginnt die Lampe an zu flackern. Kurz vor der Überlastung liegt ein pulsierendes Licht vor, ist der Eingang heiß, leuchtet die Lampe durchgängig.
Drehen wir kurz vor dem Overkill den Kompressor rein, nimmt dieser pumpend die überschüssige Energie aus dem Kanal. Kann für den ein oder anderen auch mal ein knalliger Effekt sein.
Ab dem ProFX12v3 können wir über die Solo-Schaltung die Lautstärke des jeweiligen Eingangs mit Hilfe des Master-Meters genau einpegeln. Bei ProFX6v3 und ProFX10v3 müssen wir mit Fingerspitzen einpegeln.
Effekte
Gegenüber der letzten Version, haben acht weitere Effekte Einzug in die EFX-Sektion gehalten, die sich hier GIGFX nennt. Bedauerlicherweise können wir die Kernparameter nicht beeinflussen, wie es für viele Effektboards selbst günstiger Konkurrenz mittlerweile üblich ist.
Dafür gibt es eine breite Auswahl an diversen Hall-, Echo- und Modulationseffekten, die für allerlei Tempi und Einsatzgebiete reichen. Bei den Klangbeispielen von vorhin hatte ich das Saxofon mit dem Ping-Pong-Delay belegt, was prima in die Rhythmik des Stückes passte.
Das Effektboard ist bequem zu bedienen und sowohl über einen Fußschalter aus der Ferne oder bequem per Tastendruck direkt am Pult stummzuschalten. Das große Segment-Display zeigt zuverlässig das gewählte Template an. Die Liste der Effekte lernen wir am besten auswendig oder drucken uns ein Blatt mit großen Lettern aus, denn die aufgedruckte Liste ist etwas schwierig im Livebetrieb abzulesen.
Hier nun ein kleiner Abriss der wählbaren Effekte der Mackie ProFXv3 Serie, gültig für alle Modelle der Serie. Falls es im Hintergrund raschelt, das war mein Hemd.
Klangprobe A, Presets 1 – 8:
01 Bright Room, 02 Warm Lounge, 03 Small Stage, 04 Warm Theatre, 05 Warm Hall, 06, Concert Hall, 07 Cathedral, 08 Small Plate.
Klangprobe B, Presets 9 – 16:
09 Large Plate, 10 Chorus 1, 11 Chorus 2, 12 Delay + Reverb, 13 Doubler, 14 Echo, 15 Delay 1 (Fast), 16 Delay 2 (Med).
Klangprobe C, Presets 17 – 24:
17 Delay 3 (Slow), 18 Ping-Pong Delay, 19 Overdrive / Distortion, 20 Spring Reverb, 21 Early Reflections, 22 Auto Wah, 23 Flange, 24 Slapback Reverb.
Die genaue Beschreibung inklusive Anwendungsbeispiele finden sich in der ausführlichen Bedienungsanleitung, welche bei Mackie zum Download bereitgestellt ist (nur auf Englisch).
Curt Northman sagt:
#1 - 04.09.2020 um 11:51 Uhr
Ich bin sehr froh, dass immer mehr Firmen Abstand von oldschool Grafik EQs nehmen. Zum Glück ist die Zeit der Verschlimmbesserung vorbei.
Superblubbi sagt:
#2 - 22.10.2020 um 10:02 Uhr
Mich würde interessieren, ob das USB Interface des Mackie es mit Linux tut. Man könnte das zwar auf Grund der Softwarebeigaben vermuten, aber eine definitive Aussage konnte ich dazu nicht finden.
Marco Riechen sagt:
#2.1 - 10.12.2020 um 13:25 Uhr
Ich habe von mehreren Bewertungen gelesen, dass es sehr gut mit Linux kompatibel ist.
Antwort auf #2 von Superblubbi
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMarkus sagt:
#3 - 20.04.2023 um 17:23 Uhr
Lack Qualität ist halt leider nicht so Bei mir blättert der am Muteknopf schon ordentlich ab