Praxis
Nachdem die Stromversorgung hergestellt ist, dauert es nur wenige Sekunden, bis der DSP seinen Boot-Vorgang abgeschlossen hat. Positiv fällt das geringe Grundrauschen der Boxen auf. Als Testsignale gibt es wie immer einen virtual Soundcheck aus einer DAW, ein Medley bekannter Testtitel und die eigene Stimme über ein Shure SM58. Mit letzterem starte ich. Wie bereits erwähnt, sind bei der Austeuerung der Kanäle 1 & 2 sowohl die Poti-Stellung als auch die Config-Einstellungen im DSP relevant. Ich aktiviere im DSP die „Mic“-Einstellung und schließe des Shure SM58 direkt an. Die Verstärkung ist mehr als ausreichend, um die Box bis zur Clipping-Grenze auszusteuern. Allerdings ist die Auflösung der Potis dabei sehr „nervös“. Will sagen: Erst ab einer Poti-Stellung von 16 Uhr ist die Vorverstärkung ausreichend, aber nach 17 Uhr schon zu hoch. Der „Sweetspot“ ist also recht klein, was nicht sonderlich komfortabel ist.
Dafür stimmt der Sound auf Anhieb. Ich habe vorab das „Live“-Voicing geladen und bespreche die Box direkt mit dem Shure SM58. Ich muss sagen, der Sound gefällt mir und die Pegelreserven sind für eine 10/1-Zoll-Box beachtlich. Als nächstes teste ich die gleiche Kombination mit dem „Monitor“-Voicing und der Box als Floor Wedge. Die Entwickler haben ihre Hausaufgaben gemacht. Die SRT210 als Monitor lässt sich ohne EQ mit hohem Pegel betreiben, bevor sich erste Koppelfrequenzen melden. Mit dem „Monitor“-Voicing werden zudem gezielt überbetonte Low Mids herausgefiltert. Eine Überbetonung der unteren Mitten ersteht fast immer, wenn eine Box auf dem Bühnenboden liegt. Das wurde im Voicing berücksichtigt. Das „Monitor“-Voicing verleiht der SRT210 im Monitorbetrieb eine gute Stimmwiedergabe und mehr Durchsetzungskraft. Für den Einsatz ohne zusätzliches Mischpult sind die Boxen zweifelsohne gut gerüstet. Dank des eingebauten Mixerteils lassen sich unterschiedliche Signalquellen auf direktem Weg anschließen. Beispielsweise eine Akustikgitarre, ein Gesangsmikrofon und ein Stereo-Zuspieler – ideal für den kleinen Singer-Songwriter-Auftritt ohne großen Aufwand. Fehlt nur noch ein einfacher Halleffekt, der würde die Ausstattung komplettieren.
Als Nächstes schalte ich auf den Virtual Soundcheck um und lote den Maximalpegel sowie das Verhalten unter Volllast aus. Die Box ist mit einem maximalen Schalldruck von 128 dB angegeben. Das dürfte sich allerdings eher auf einen schmalen Frequenzbereich beziehen. Der tatsächliche Schalldruck auf Dauer dürfte einige Dezibel niedriger ausfallen. Damit zählt die SRT210 aber immer noch in ihrer Preisklasse zu den potenteren Vertretern. Zudem muss man der Box zugestehen, dass sie selbst bei krasser Fehlbedienung (falsche Gain-Struktur) in Kombination mit einem voll aufgedrehtem Master-Volume nicht abschaltet.
Die Schutzschaltungen sorgen für einen sichern Dauerbetrieb, was gerade im Verleihgeschäft ein Pluspunkt ist. Steuert man die Signale sauber aus, wird man mit einem modernen, transparenten Klang belohnt. Sehr wahrscheinlich das Verdienst der integrierten FIR-Filter. Ich wechsele zu einem Zuspieler und füttere die SRT210 mit stark komprimierten EDM-Titeln. Mit dem „Club“-Voicing klingt das sehr gefällig. Voluminös ohne aufdringlich zu sein.
Als DJ sollte man aber nicht versuchen, über den DSP-EQ einen Subwoofer zu ersetzten. Für eine 10/1-Zoll-Box spielt sie zwar erstaunlich tief, quittiert aber extreme Bass-Boosts mit wahrnehmbaren Gehäuseresonanzen. Für den fetten Bass führt Mackie den SR18S Subwoofer im Portfolio, dem man das Tiefton-Management übertragen sollte.