Praxis
Make Noise Strega im Einsatz
Wie passen all die beschriebenen Elemente nun zusammen? Nun ja: Sie tun es nicht wirklich, und das mit voller Absicht. Insbesondere im Solobetrieb ist die Strega ein Synthesizer, der entdeckt werden muss und nie wirklich verständlich ist. Ist etwa die Interferenz sowohl beim VCA hinter „Activation“ als auch bei der Tonhöhe aktiv und wird das Filter vom LFO moduliert, ist nicht vorherzusehen, wie das Teil in den nächsten zehn Sekunden klingen wird.
Viel Spielraum für Noise
Hinzu kommt, dass alle Parameter einen extrem großen Spielraum haben. Wird mit einem der mitgelieferten Patchkabel beispielsweise der LFO auf den „Tones“-Regler geschickt, entstehen wilde Waveshaping-Massaker. Das alles wird auch nicht ‚besser‘, wenn man CV-Signale aus einem Eurorack-Synth in die Strega patcht oder mit den Touchplates arbeitet. Alles wird immer erst einmal brutaler und rauschintensiver.
Weiß man jedoch, wie es geht, wird die Strega etwas zahmer. Insbesondere das Make Noise 0-CTRL ist für diese Aufgabe gerüstet. Der wichtigste Parameter ist dabei „Activation“. Dieser VCA braucht eine externe Hüllkurve und der Oszillator eine passende Sequenz. Beides liefert das 0-CTRL von Hause aus. Dann den „Blend“ nach links gedreht und auf einmal hat man einen ‚ganz normalen‘ Mono-Synth mit variabler Wellenform. Den kann man direkt im ersten Soundbeispiel hören.
Regelt man vorsichtig das Delay hinzu, entstehen kreative, beinahe ist man versucht zu sagen: ‚elegante‘ Sounds. Natürlich versinken auch sie ins Chaos, wenn die Delayzeit zu lang und somit zu noisy wird, oder das Decay die Delaylinien in die Selbstoszillation schickt. Aber mit nur wenig Decay und etwas „Absorb“-Filter vor dem Feedback wird die Strega sogar für klassische Setups brauchbar. Ihr fehlt dann immer noch MIDI, aber das ist angesichts der experimentellen Natur kein echter Makel.
Strega als Effektgerät
Viel mehr Spaß macht es sowieso, die Grenzgebiete zwischen brauch- und (eher) unbrauchbaren Sounds zu erforschen. Erstaunlich an diesem kleinen Synth ist, wie groß die klangliche Palette in diesem Bereich trotz der geringen Anzahl an Reglern ist. Das gilt besonders für den Einsatz als Effektgerät. Natürlich sind keine HiFi-Sounds zu erwarten, gerade Gitarren klingen eher dumpf, „so, als hätte man sie 30 Jahre lang unter Wasser gelassen“, wie Cortini sagt. Aber das heißt nicht, dass alles matschig klingt. Es ist trotzdem viel Subtilität und Tiefe in den Ergebnissen.