Channelstrips sind bei Produktionen eine feine Sache, denn meistens ist bei ihnen „alles dabei“, was man für das vernünftige Arbeiten benötigt. Ein Preamp macht meist den Anfang, gefolgt von einem EQ, Kompressor oder gar beidem. Auch die Manley Voxbox ist ein solcher Vertreter dieser Gattung, wenn nicht sogar die opulenteste Variante. Auf jeden Fall gehört sie aber auch nicht zu den günstigsten Mitgliedern dieser Zunft. Ganz im Gegenteil, denn die feinen Manley-Geräte sind Röhrengeräte des Hochpreissegmentes.
Details
Der Manley Core ist ein einkanaliger Channelstrip mit einer Röhreneingangsstufe auf 2 HE und „Handcrafted in USA“. Er wiegt ca. 3,75 kg und kommt in einem einfachen, nicht allzu tiefen Stahlblech-Gehäuse daher, was aber mit einer schick gebürsteten und lila-blau eloxierten Front im Manley-Design verschraubt wurde. Sie selbst wurde wiederum mit weiteren, verschraubten schwarzen Inlays aufgepeppt, welche die verschiedenen Funktionsgruppen auch optisch separieren: Preamp, Kompressor, EQ, Limiter und ein blau-beleuchtetes VU-Meter. Und in dieser Reihenfolge schauen wir uns das Ganze doch einmal genauer an!
Röhrenpreamp mit bis zu 60dB Gain
Los geht es mit dem Preamp: Dieser bietet bis zu 60 dB Gain sowie (v.r.n.l.) eine zuschaltbare Phasenumkehr, eine obligatorische 48V-Phantomspannung, einen High und Low Gain Umschalter sowie ein 120Hz-Low-Cut und auch einen Eingangsumschalter (Mic/Line). Alle Druckschalter rasten dezent ein, sind Störgeräusche-frei und quittieren ihren Dienst mit einer dezent weißen Hintergrundbeleuchtung.
Eingangsübertrager im Mic-Channel
Der Mic-Eingang (XLR) ist selbstverständlich Trafo-symmetriert, wobei hier ein neu entwickelter „Manley Iron“ Eingangsübertrager zum Einsatz kommt. Line-In (XLR) und Instrumenten-Eingang (10 MOhm, TS) partizipieren also nicht von diesem Übertrager und wurden deshalb auch mit diskreter Halbleitertechnik realisiert. Das sollte einen aber nicht weiter daran hindern, auch mal den Mic-In für Line-Signale zu missbrauchen. Weiterhin „overrided“ der frontseitige Direct-In für Instrumente den Line-Eingang, was bedeutet, dass sobald hier ein Klinkenkabel eingesteckt wird, der rückseitige Eingang stummgeschaltet wird.
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ELOP Opto-Kompressor
Rechts daneben geht es mit dem Opto-Kompressor weiter, dessen Bedienelemente natürlich auch auf einem eigenen, schwarzen Inlay untergebracht wurden. Zur Verfügung steht hier ein Compression-Regler (Min/Max), ein Attack-Regler (Fast/Slow, ca. 5 ms bis 60 ms) und ein Release-Regler (Fast/Slow, ca. 0,1s bis 1,5s) sowie ein Bypass-Kippschalter. Ein separates Input- oder gar MakeUp-Gain findet sich hier nicht ein. Ersteres kann man aber mit dem Input-Level-Regler „faken“. Das macht den Pegelabgleich zwar etwas umständlicher, vermeidet aber eine weitere Gainstufe, welche sich sicherlich nicht nur klanglich, sondern auch preislich bemerkbar gemacht hätte.
Besonderer Signalfluss und Anschlüsse
Und da wir gerade bei den Anschlüssen sind: Auf den Kompressor und die Gainstage folgt natürlich nicht nur der Direct-Out als XLR, sondern auch noch ein unsymmetrischer Y-Insert/Return (TRS), um beispielsweise weitere Kompressoren, Harmonizer oder ähnliches in den Signalfluss einfügen zu können. Bevor es dann allerdings an den Ausgang 2 bzw. den Main-Out geht, durchfließt unser Signal noch die verbaute EQ- und Limiter-Schaltung.
3-Band EQ
FET-Limiter
Der Limiter arbeitet mit einem Feldeffekttransistor (FET) und ist ebenfalls recht pragmatisch einfach gehalten. Er bietet einen Limiting-Regler (min/max), welcher im Prinzip als Threshold durchgeht und mit einer festen Attack-Zeit von 115 µs arbeitet. Sobald der Limiter regelt, wird das von einer roten Limit-LED bestätigt. Ist der Limiting-Regler allerdings auf Min (=Off) gestellt, leuchtet diese erst beim Überschreiten der magischen +20dBu Marke auf und dient so auch als generelles „Overload-Lämpchen“.
Die Release hingegen ist mittels Poti zwischen 2,3 ms und 300 ms regelbar. Da es bei äußerst kurzen Release-Zeiten durchaus zu Verzerrungen kommen kann, wurde der entsprechende Bereich am Poti auch grafisch mit einem Zickzack-Muster markiert. Zu guter Letzt erfolgt noch eine letzte, aktive Verstärkerstufe, welche einen Boost von bis zu +4dBu sowie eine recht moderate Absenkung auf bis zu -6dBu bietet, bevor es über den Main-Out dann via XLR rückseitig nach draußen geht.
Blaues VU-Meter
Power to the World
Last but not least gilt es hinzuzufügen, dass Manley ein grundsätzlich neues Schaltnetzteil verbaut, was erstens nicht nur kostengünstig ist, sondern auch die notwendigen 300V für die Röhren hochwertig zur Verfügung stellt. Außerdem ist es sehr kompakt und effizient gefertigt, was sich auch an der recht geringen Wärmentwicklung festmachen lässt. Weiterhin verträgt es sich auch mit den internationalsten Stromnetzen dieser Welt, sprich, es ist mit 100 bis 240 Volt (50/60Hz) betreibbar.