Praxis
Kaum ein Kompressor ist leichter einzustellen
Abgesehen von der für mich etwas gewöhnungsbedürftigen Anordnung der Bedienelemente lässt sich über die Nutzung des Manley ELOP+ schlichtweg nichts negatives berichten. Die Leitplastik-Potis liegen, anders als ihre Vorläufer, mit sattem Widerstand und ohne jedes klapperige Spiel in der Hand, es macht Spaß, das Gerät anzufassen und zu bedienen. Kaum ein Kompressor ist leichter einzustellen als ein „Zweiknopf-Opto“: Gewünschte Pegelreduktion justieren, Ausgangspegel anpassen, fertig! Sidechain-Filter und und Comp/Limit-Umschaltung sind willkommene Ergänzungen des Feature-Sets, aber auch diese Zusatzfunktionen komplizieren die Auswahl-Palette nicht über Gebühr.
Verbaute Optozelle etwas zackiger als die des LA-2A
Zum geradlinigen Konzept des ELOP+ passt auch das Kompressionsverhalten des Manley-Geräts. Vactrolzellen gehen prinzipbedingt etwas knackiger, zackiger und muskulöser zu Werke als beispielsweise die träge, gemütliche T4-Optozelle des LA-2A. Hier macht auch der ELOP+ keine Ausnahme, er verhält sich so, wie man das von seinem Innenleben her erwarten dürfte. Pegelspitzen hält er für Opto-Verhältnisse sehr zuverlässig und präzise, er paart das opto-typisch geschmeidige Regelverhalten mit einer sanften aber bestimmten Vehemenz. Gewissermaßen das Beste aus beiden Welten: Er verdichtet mit blockiger Konsequent, bleibt dabei aber stets geschmeidig; VCA-mäßig brutales Plattbügeln konnte ich zu keinem Zeitpunkt beobachten.
Ideales Vocal-Dynamictool?
Der Manley kann hervorragend verdichten und kräftig zupacken. Als Vocal-Lautmacher hat der ELOP+ daher eine besondere Eignung. .Schnell genug, um zickige Konsonanten mitzunehmen, robust genug um sehr dynamisches Material im Zaum zu halten, und sanft genug, um den Charakter des Ausgangsmaterials dabei nicht plattzubügeln. Damit kommt er dem Ideal des perfekten Vocal-Dynamiktools schon sehr, sehr nahe.
Der Manley ELOP+ funktioniert auch auf Bässen und sogar Drumräumen sehr gut
Klassisch empfiehlt sich dieses Regelverhalten ebenso für Bässe, und auch hier kann der neue Manley voll und ganz überzeugen, siehe Klangbeispiele. Er klingt wuchtig, fett, glossy, ohne VCA-typisch aggressive Attacks. Und sogar auf Drum-Räumen macht sich seine Fähigkeit, bei Bedarf auch heftig zu verdichten, positiv bemerkbar. Normalerweise ist diese Anwendung keine Opto-Domäne, aber die straffe Abstimmung der Vactrol-Zelle mit recht kurzen Release-Zeiten erlaubt es dem ELOP+ auch, sich bei solchen Einsätzen zu bewähren, bei denen etwa ein LA-2A zu sehr pumpen würde.
Für dich ausgesucht
Klanglich liegt die Schaltung des neuen ELOP auf der offenen, seidigen Seite. Der „Plus“ ähnelt weniger den wollig-wattig-gesättigten Resultaten des Teletronix, sondern transportiert eher das, was auch Opto-Kollegen wie Tube-Tech CL 1B oder Pendulum OCL-2 zu vielseitigen, elegant klingenden Geräten macht: einen luftigen, organischen, fein konturierten Sound, dessen Geschmeidigkeit die Arbeit der hochvoltigen Röhrenstufe verrät. Hier geht es nicht um Verzerrungsprodukte, sondern um die organisch-elegante Darstellung des Signals, die für viele Anwender modernes Röhrenenequipment zum Besten macht, das der Markt hergibt.