Praxis
Vari Sound = Verdichtung + Eigenklang
Um die klangliche Wirkungsweise des Manley Variable Mu zu beschreiben sollte man zwei Dinge einmal trennen: Das reine Kompressionsverhalten auf der einen und der Eigenklang auf der anderen Seite. Fangen wir mit Ersterem an: Im Gegensatz zu den meisten Kompressoren, die stumpf verdichten und stauchen, reguliert der Mu langsam nach. So gleicht er ungleichmäßige Passagen sehr gefühlvoll aus anstatt nur einzelne Sounds im Peak zu begrenzen. Wenn man im übrigens „zu stark“ komprimiert, hört man dies an sich zwar nicht, allerdings können leise Passagen dann auf einmal ungewöhnlich laut heraus stechen – Recovery stellt man am besten im Loop solcher Übergänge ein.
Der Vari-Mu kann zwar auch schneller und durchaus Attacks modulieren – aber das ist keine seiner Spezialität und andere Vertreter sind da einfach deutlich knackiger: Der API 2500 sei mal als krasser Gegenspieler genannt. Das Metier eines Manley Vari-Mu ist und bleibt das filigrane Ausbügeln und das unauffällige Ausgleichen zwischen Pegelsprüngen in Passagen – insbesondere bei moderater Gain-Reduktionen bis ca. 5 dB.
Und dann ist da noch der „Manley“ Eigenklang, bedingt durch Röhrenstufe und Übertrager. In Kombination erzeugt das jedenfalls sehr schöne Obertöne, mit natürlichen Roll-Off in beide Richtungen und rundet steile Flanken dezent. Gerde kalt-digitales und Geschnittenes frisch aus der DAW profitieren so von einer Art „Weichzeichner“, der feiner und glatter macht sowie auch grobe Schnitzer abschleift. Schlampig geschnittene Vocals mit unsauberen Ein- und Ausgangspunkten, die zum leichten Knacken neigen? Manley drauf – fertig! Harsche Gitarren, die in den Ohren etwas schmerzen? Manley drauf – fertig! Der Bass will sich auch nicht richtig durchsetzten und ist zu knochig? Manley drauf, Gain hoch – fertig!
Wichtig ist, einzelne Instanzen nicht hart anzufahren sondern jede Spur immer nur ein bisschen zu bearbeiten, am besten bereits während der Aufnahme, und dann gegebenenfalls noch mal alles in Summe bzw. im Bus durchzujagen – so wird´s edel! Im oberen Beispiel hab ich jedenfalls jede Spur mit dem Manley ganz dezent bearbeitet und aufgenommen. Anschließend hab ich die so entstandenen sechs Stems in der DAW summiert und nochmal die Summe mit dem Manley beglückt.
Für dich ausgesucht
Via Threshold auf Max kann man die Kompression auch gen Null fahren und nur mit der Gain-Saturation via DUAL-INPUT-GAIN arbeiten. Allerdings sollte man nicht verschweigen, dass soviel Edel-Vintage-Sound auch Schwächen hat: Manchmal gehen durchaus feine Details verloren und besonders punchige und schnelle Kicks sowie Basslines werden etwas schlabberig. Für Techno ist der Vari-Mu also nicht unbedingt die perfekte Wahl für den Master – als Bus-Compressor für Synths, Gitarren und Vocals ist er aber wirklich unschlagbar „yummy“!
Loftone Soundfactory sagt:
#1 - 02.06.2020 um 16:07 Uhr
Der best klingenste Kompressor aller Zeiten, eine Art Weichspüler. Allerdings muß dieser nachträglich mit einem Highpassfilter versehen werden, damit man beim Mastering oder Alltag mehr als 1-3 db rauskitzeln kann ohne den zum pumpen zu bekommen. Der ist träger als ein Avalon 747. Ein Traum von Gerät. Einzig mies ist die gelochte Platte auf der Gehäuseoberseite, die bei heftigen Lautstärken (sollte eh nicht zu oft vorkommen) anfängt zu klappern dank trauriger Befestigung.