PRAXIS
Ich hatte ja weiter oben schon erzählt, dass sich besonders im Mittelfeld die Modelle der verschiedenen Hersteller häufig recht ähnlich in Art und Ausstattung sind. Es gibt ja zu fast jedem neuen Set ein Produktvideo auf der Hersteller-Website, in dem ein angesagter Übertrommler zunächst ein paar Minuten lang mindestens 64-tel Noten zum Besten gibt und dann zum x-ten mal erzählt, dass dieses Set jetzt besonders ballert und das Beste ist, was es je gab, weil es nämlich aus Maple ist und mit ´ner neuen Tomhalterung ausgestattet ist und überhaupt echt megageil aussieht… schnarch….
So ein Video gibt es natürlich auch zum Black Panther Set. Hier erzählt Derico Watson, welche besonderen Qualitäten das Black Panther Blaster hat. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er gar nicht so sehr übertreiben muss.
Beim Auspacken fällt mir zuerst auf, dass Mapex keinen Hehl daraus macht, dass die Black Panthers aus China kommen. Sowohl die Kartons als auch die Schildchen auf der Kesselinnenseite ziert ein stolzer “Made in China”-Schriftzug. Ich finde allerdings, davon ist höchstens beim Preis-Leistungsverhältnis noch etwas zu merken. Wahrscheinlich kann ich mir in Zukunft auch sparen zu erwähnen, dass etwas chinesischer Abstammung ist, denn die Fertigungsstandards sind inzwischen offensichtlich sehr hoch. Die Kessel zum Beispiel sind sehr hochwertig verarbeitet. Die Nähte zwischen den einzelnen Lagen verlaufen schräg und sind sehr sauber verleimt. Beim Blick von oben auf die Fellauflagen kann ich sehr vereinzelt kleine Unsauberkeiten in Form von gekitteten Stellen an den Stoßkanten der einzelnen Holzschichten erkennen. Die sind allerdings in der Fellauflage nicht spürbar. Apropos: Mapex nennt die Fellauflagen wie gesagt „5:5“ und man könnte vermuten, dass damit eine mittige Lage der Kesselgratung gemeint ist. Auch die Texte der Produktbeschreibungen sprechen davon. In der Realität liegt die Auflagekante aber im äußeren Drittel des Kessels und Kesselkanten sind 45 Grad nach Innen abgewinkelt. Das sind die Zutaten für eine moderne Fellauflage. Beim Lesen der Beschreibung des Blasters hatte ich mir außerdem etwas mehr Vintage-Flair erhofft.
Das steckt dann aber umso mehr in den 3,4 mm starken Verstärkungsringen aus Walnußholz. Diese sind nicht nur zur Versteifung der Kessel gedacht, sondern sollen vor allem eine dunkle Walnußnote in den Sound der Kessel bringen. Der Raum, den die Verstärkungsringe im Verhältnis zur Kesselfläche einnehmen, ist jedoch eher klein. Daher ist der Effekt vermutlich ebenfalls kleiner als beim Kollegen “Velvetone”, das mit Hybridkesseln aus Ahorn und Walnuss ausgestattet ist.
Die 2,3 mm starken Spannreifen lösen richtige Vintage-Gefühle bei mir aus. Sie erinnern mich mit ihrer nach innen gebogenen Oberkante nämlich sehr an die “Stick Saver”-Reifen meines alten Slingerland-Sets. Abgesehen davon, dass man auf einem Vintage-Set eh nicht so sehr herumprügeln wird, kann ich aus Erfahrung sagen, dass dieser kleine Kniff einen echten Unterschied in Sachen Stockverschleiss macht – vorausgesetzt, man spielt viele Rimshots. Diese klingen übrigens sehr schön mit derartigen Reifen, also auch beim Black Panther. Die Sonic Savers haben wie auch der Rest der Kesselhardware eine “Brushed Black Nickel”-Optik.
Das ist doch mal eine schöne Überleitung zur Kesselhardware. Die Böckchen des Blasters sind mit jeweils einer Schraube am Kessel befestigt. Von außen sind sie wie alle anderen Anbauteile mit Kunststoff unterlegt. Die Kesselinnenseite schützt eine Metallunterlegscheibe.
Die Halterung der Tom-Toms ist starr an zwei Böckchen aufgehängt und kommt so ohne zusätzliche Kesselbohrung aus. Dagegen sind die Standtom-Beine wie auch die der Bassdrum direkt am Kessel befestigt. Für die akustische Entkopplung der Standtoms zum Boden sorgen elastisch gelagerte Füße an den Beinen der Trommeln. Die Bassdrum verfügt nicht über eine Rosette zur Aufnahme einer Tomhalterung daher werden die Toms entweder mit Klemmen an Beckenständern oder einem der dafür vorgesehenen „Multi-Use-Stands“ aufgehängt – dieses Zubehör befindet sich allerdings nicht im Lieferumfang. Jetzt noch ein paar Worte zum Finish des Sets: tadellos und sehr hübsch!
Doch nun zum Sound: Ich würde mir mehr solcher Instrumente wünschen! Zwar habe ich beim Lesen der Beschreibung des Sets einen Fokus auf Vintage-Sound erwartet, denn das Blaster klingt ganz und gar modern, dafür aber spitzenmäßig. Wie ich finde, ist es vor allem ein gutes Zeichen, wenn ein Instrument den Spieler inspiriert. Und das kann mein Testset. Außerdem spielt sich das Blaster extrem leicht: Erstens reagiert es präzise auf jede kleine Dynamikänderung und zweitens braucht man nicht viel Kraft, um einen kraftvollen Sound zu erzeugen. Man kann den fetten Backbeat quasi aus dem Ärmel schütteln. Dazu klingen die Trommeln sehr konturiert und präzise.
Auffallend groß ist der Stimmumfang der Toms. Das 10er und das 12er haben auch leise gespielt und egal in welcher Stimmung einen vollen Ton. Die Standtoms, besonders das 16er, kann ich wirklich ausserordentlich tief stimmen. Da die Bassdrum mit einem geschlossenen Fell ausgeliefert wird, beginne ich den Test auch ohne Änderungen und bin schon sehr zufrieden. Nachdem ich das Frontfell allerdings gegen eines mit Loch tausche, zeigt sie für meinen Geschmack erst recht, was sie kann. Sie klingt sehr ausgewogen und genau wie die Toms extrem präzise. Selten war das Mikrofonieren und Mixen eines Instruments so einfach. Auch die Lautstärken der Kessel untereinander passen hervorragend zusammen. Die montierten Suede-Felle bringen die berühmte Schaufel Schmutz in den Sound. Ich kann mir aber auch White-Coated-Felle sehr gut auf den Trommeln vorstellen, um noch mehr Ton zu bekommen. Andersherum funktionieren klare Felle für mehr Attack sicher ebenso gut. Ich finde, das Blaster ist durch seine Klang- und Spieleigenschaften sowie seine Vielseitigkeit ein ideales Studiokit.
Für dich ausgesucht
Und zum Abschluss gibt’s noch was auf die Ohren.