Praxis
Technische Schwächen, die erst einmal behoben werden wollen
So positiv der erste Gesamteindruck ist, offenbart die Test-Snare doch zwei Mängel, die der Performance der Trommel zunächst arg zusetzen. Da wäre das – oben erwähnte – schräg montierte Butt-End der Abhebung zu nennen, sowie der hakelig laufende Abwurfhebel auf der anderen Seite. Ich vermute zunächst eine Neuheit, ähnlich der mehrstufig einrastenden Abhebungen von DW oder Trick. Dem ist aber nicht so, die Abhebung klemmt auf halbem Wege schlicht. Beide Phänomene waren nach der Demontage von Snare-Teppich, Resonanzfell und Butt-End behoben. Im Fall des Butt-Ends wurde das Problem durch zu große Bohrlöcher verursacht, warum der Abheber nach dem Zusammenbau wieder hakelfrei funktionierte, erschloss sich mir dagegen nicht.
Nichts zu beanstanden gibt es bei der gesamten Kesselverarbeitung, die sechs Holzlagen sind makellos verleimt, das gleiche gilt für das Außenfurnier. Ansprechend wirkt auch die saubere Bearbeitung der Gratung, sowie die massiven und hochwertig verchromten Metallteile. Weich laufende Stimmschrauben erleichtern mir den Stimmvorgang, nur die Rändelschrauben der Abhebung lassen beidseitig etwas Feingefühl vermissen. Hier sollte man allerdings den Preis im Hinterkopf behalten.
Vielseitiger Klang, bei Bedarf sehr durchsetzungsstark
„Allrounder“ und „Workhorse“ sind die – zugegebenermaßen etwas strapazierten – Attribute, die sich mir nach den ersten Schlag- und Schrauberfahrungen aufdrängen. Gerade bei kräftigem Spiel liefert die Kombination aus Gussreifen und sechseinhalb Zoll tiefem Kessel zudem ordentlich Druck. Im Gesamtklang wirkt die Trommel eher fokussiert-schlank als fett. Dazu tragen die schweren Gussreifen massgeblich bei, wie ein Wechsel zu einem geflanschten Modell während der Testphase gezeigt hat. Die Ansprache des werksseitig montierten Teppichs dürfte im weiten Feld der Backbeat-Musik absolut ausreichen, wer es knuspriger und kontrollierter mag, wird um die Montage eines hochwertigen Teppichs nicht herumkommen.
In jeweils vier Stimmungen habe ich die Snare für euch aufgenommen, ihr hört die Trommel dabei in der Werksausstattung mit Remo UT Fellen und dem einfach gehaltenen Teppich. Eine Eigenart der UT Felle besteht in einem ausgeprägten „Deadspot“ in der Mitte des Fells. Dieses Phänomen tritt bei allen Trommeln auf, denn in der Mitte löschen sich die durch den Anschlag erzeugten Schwingungen aus. Bei günstigen Fellen ist dieser Bereich oft vergrößert und limitiert Dynamik und Sound-Vielfalt eines Instrumentes. Alle Soundfiles sind nach den oben beschriebenen Reparaturmaßnahmen entstanden.
Tiefe Stimmung
Im Gegensatz zu den anderen Stimmungen dämpfe ich das Schlagfell bei den tiefen Soundfiles mit einem Stückchen Moongel. Der Spieltest zeigt, der Kessel selbst kann durchaus mächtig klingen, dem UT Schlagfell geht bei tiefen Stimmungen allerdings schneller die Luft aus als beispielsweise einem Remo Ambassador. Der tendenziell schlanke Charakter der Trommel verhilft ihr bei schnellen Figuren zu guter Definition. Das hört ihr besonders gut im zweiten Beispiel.
Mittlere Stimmung
Klarer Kesselton mit „Cut“: in der mittleren Stimmung gefällt mir die Mapex Black Panther Special Thomann Edition Snare sehr gut. Am Anfang des zweiten Soundfiles hört ihr den auffälligen Deadspot in der Mitte des Schlagfells. Im wahrsten Sinne schlagartig verschwinden fast sämtliche Obertöne, wenn man den Stock vom Rand zur Mitte des Fells bewegt.
Hohe Stimmung
Obwohl funkig-hohe Klänge nicht unbedingt die bevorzugte Stimmung der Mapex Snare darstellen, schlägt sie sich wacker. Das montierte Remo UT Fell begrenzt allerdings auch nach oben hin das Potenzial der Trommel. Bei hohen Stimmungen und schnellen Figuren (zu hören in der zweiten Figur) tritt die mäßige Qualität des Werksteppichs in den Vordergrund, und ihr hört, dass er etwas matscht. Grandios gut gefällt mir der Rimclick der Raubkatze mit dem langen Namen. Holzig, laut und angenehm fällt er im dritten Hörbeispiel aus der Hand.
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Geht da noch mehr? Ein „Upgrade“ der Verschleissteile
Was ein Wechsel der Werksbefellung hin zu einem Remo Ambassador Coated aus US-Produktion auf der Schlag- und einem Evans Hazy 300 auf der Resonanzfellseite, sowie der Austausch des Teppichs gegen ein Stainless Steel Modell des Mainzer Custom-Herstellers Wahan bewirkt, hört ihr in den folgenden beiden Klangbeispielen. Der Attack der Snare wird straffer und breiter, gleichzeitig „klebt“ der Teppichsound viel präsenter und akkurater am Kesselton. So klingt eine wirklich gute Holzsnare auf Profi-Niveau! Im Solo-Teil sind die Auswirkungen des Upgrades noch deutlicher zu hören: der große Deadspot, den das werkseitige Remo UT Fells erzeugt, ist nahezu verschwunden und die Ghostnotes werden crisper. Insgesamt wirkt es, als wäre die berühmte Decke von der Trommel genommen worden.
Georg P. sagt:
#1 - 22.04.2015 um 21:23 Uhr
Hallo!Ich habe mir die Trommel gekauft, weil ich auf der Suche nach einer günstigen, aber auch vielseitigen und qualitativ hochwertigen Snaredrum war. Die Probleme der Rezession kann ich bestätigen, doch fallen sie nicht mehr ins Auge, sobald man einmal losgespielt hat. Man kann diese Snaredrum unglaublich gut stimmen. Zugegeben, mit anderen Fellen klänge sie besser, doch für diesen Preis ist das keine Rede wert. Auch die Verarbeitung ist top. Der Klang der Trommel kann sehr schön und auch weitgefächert geändert werden.Die Snaredrum ist absolut preiswert, den Preis könne man auch 100€ teurer nennen und ich wäre sehr zufrieden!
Chris (Redaktion Drums) sagt:
#2 - 27.04.2015 um 19:05 Uhr
Hallo Georg, danke für dein Feedback!
Schöne Grüße,
Chris