Mapex Meridian Maple Test

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Nachdem ich meinen Testkandidaten in zwei nicht gerade zierlichen Paketen beim etwas verärgerten Bäcker gegenüber abgeholt und in mein Studio verfrachtet hatte, machte ich mich sofort ans Auspacken. Die Frage, wie der Absender wohl ein fünfteiliges Schlagzeug inklusive Hardware in bloß zwei Kartons verpacken konnte, erklärt sich direkt beim Öffnen. Ein ausgeklügeltes und dabei vergleichsweise Material sparendes Packsystem sorgt dafür, das alles, was man zum direkt Drauflosspielen braucht, sicher Platz findet..

Die erste Trommel, die ich fertig montiert in der Hand halte, ist wie so oft das 10”-Tom, das als kleinste Trommel meistens in einem größeren Kessel zusammen mit den Fellen verpackt wird. Was sofort auffällt, ist das Finish. Das “Transparent” im Namen “Transparent Cherry Red” bedeutet, dass man die Maserung des Holzes durch das sehr dunkle Rot – man könnte sogar darüber diskutieren, ob es sich nicht eher um einen Braunton handelt – hindurch erkennen kann. Das verleiht dem Kessel einen sehr edlen Charakter. Es wird allerdings auch schnell klar, dass dieses transparente Finish nicht das pflegeleichteste ist: Jeder Finger hinterlässt seinen Abdruck auf dem Lack, bei dem es sich wie bei allen anderen Lackfinishes aus dem Hause Mapex laut Hersteller um acht handgeschliffene Schichten Hochglanzlack handelt. Nichtsdestotrotz erkenne ich in diesem 10” Tom ein sauber gearbeitetes Instrument, das Lust auf Ausprobieren macht. Auch gespannt bin ich natürlich auf das ausgiebig angekündigte neu designte “Isolated Tom Mount System” (ITSTM). Ich drehe das Tom so, dass ich es unter die Lupe nehmen kann, und muss sagen: Da hat sich mal jemand Gedanken gemacht. Man muss noch abwarten, wie sich das System im Praxistest schlägt, aber zunächst bin ich von der Idee überzeugt, als Montagepunkte die Unterseite zweier Böckchen zu wählen und nicht etwa die Spannschrauben, wie es andere Hersteller machen. Auf diese Weise ist der Spannreifen unabhängig von der Halterung und das Stimmen an den betroffenen Schrauben wird nicht erschwert. Jeder Kontaktpunkt zwischen Böckchen und Halterung ist beidseitig mit großzügigen Gummischeiben unterlegt, sodass kein Kontakt zwischen Metall und Metall zustande kommt, was das freie Schwingen des Kessels behindern würde. Durch die Wahl der Böckchen als Montagepunkte wird auf zusätzliche Bohrungen verzichtet. Zu guter Letzt darf man auch ruhig sagen, dass sich das Mounting-System auch optisch sehr gut in das hochwertig wirkende Äußere der Trommel einfügt. Oder mit anderen Worten: Schick, schick!

Bei den bereits erwähnten Böckchen handelt es sich um sehr kleine Einzelböckchen, die mit je nur einer Bohrung auskommen. Im Kesselinneren kann man sehen, dass jedes Böckchen von nur einer Schraube gehalten wird, die jeweils mit einer Metallunterlegscheibe versehen ist. Die kleine Masse der Böckchen ist wünschenswert, denn wie immer gilt: Je weniger Kontakt der Kessel mit anderen Materialien hat und je weniger die Form des Resonanzkörper zum Beispiel durch Bohrungen verändert wird, desto besser kann er schwingen und desto voller wird der Ton. Das ist auch der Grund, warum die ohnehin schon kleinen Böckchen zusätzlich noch mit einer Kunststoff-Unterlage versehen sind.

So, nun habe ich mich aber schon ganz lange mit dem kleinen 10”-Kollegen beschäftigt. Da seine großen Geschwister nicht so komplett aus ihrer Verpackung kommen, arbeite ich mich nun im Karton von innen nach außen. Als Nächstes habe ich also den Kessel des 14” Standtom in Händen. Da hier die mitgelieferten Felle noch nicht montiert sind, nehme ich mir bei der Gelegenheit die Gratung vor. Sie ist sauber gearbeitet und hat den beliebten Abschliff von 45° auf der Kessel-Innenseite und eine saubere Abrundung auf der Außenseite. Durch diese Form ist der Fellkontakt zum Kessel zwar nicht minimal (durch die Abrundung), sorgt aber durch den sauberen Abschliff dafür, dass es zu keiner intensiven Vordämpfung des Felles kommt. Auch die Power-Hoops sorgen für eine möglichst geringe Vordämpfung. Hierbei handelt es sich um 2,3 mm starke, dreifach geflanschte Stahlspannreifen, die zwar durch ihre Stärke relativ starr sind, die Felle aber wesentlich weniger vordämpfen als Gussspannreifen. Die Verarbeitungsmethode des Biegens sorgt dafür, dass die Spannreifen im Gegensatz zu solchen, die in Form gegossen wurden, selbst sehr gut schwingen können.

Nachdem ich das Standtom mit den Fellen “bekleidet” habe, montiere ich die drei Beine, die von Mapex ebenfalls als neues Feature angekündigt wurden. Sie sind mit sprunggefederten Füßen ausgestattet, die dafür sorgen sollen, dass die Resonanz des Kessel nicht an den starr montierten Metallbeinen und schließlich am Boden verloren geht. Wenn die Füße gefedert sind, kann der Kessel mit den Beinen viel besser schwingen, als wenn der Boden als direkter Dämpfer wirkt. Als Tipp: Man kann diesen Unterschied bei herkömmlichen Standtom-Beinen sehr gut hören, wenn man das Tom mit einer Hand am Reifen hochhebt und anschlägt und das Gleiche noch einmal, wenn es steht. Man wird merken, dass der Boden den Ton deutlich verkürzt und den Klang verändert. Ein wirklich sinnvolles Feature, wie ich finde.

Als Nächstes ist die Bassdrum dran: 22” x 18” war vor nicht allzu langer Zeit noch eine Innovation, heute sind die 18” Tiefe schon beinahe Standard. Beim Montieren der Felle mithilfe der lackierten Holzspannreifen nutze ich nun ein weiteres neues Feature der Meridian-Serie: Die neuen extra kleinen Bassdrum-Klauen, die den Spannreifen nicht direkt berühren, sondern mit angepassten Gummidichtungen in Form der Klauen unterlegt sind. Dies hat zwei Vorteile. Erstens: Das Holz der lackierten Spannreifen wird nicht angegriffen. Zweitens: Sowohl die kleinen Ausmaße  der Klauen als auch das Gummi sorgen für eine geringe Schwingungsablenkung des Kessels. Man muss allerdings sagen, dass hier die Idee besser ist als die Umsetzung, denn die Gummidichtungen sind sehr weich und verschieben sich während der Montage unter den Klauen hin und her. Es ist also angesagt, sehr genau zu überprüfen, ob alles richtig sitzt und sich die Gummis nicht verschoben haben, bevor man die Spannschrauben festzieht. Danach fällt die Rosette auf, an der der mitgelieferte Doppeltomhalter für die zwei Racktoms montiert werden soll. Beim Pro M hatte Mapex sich noch eine kluge “Off the Shell” Halterung ausgedacht, ähnlich wie beim Tom-Mount-System. Jetzt ziert ein herkömmlicher, ziemlich massiv wirkender Metallbeschlag den Bassdrumkessel. Allerdings hat er ähnlich kleine Ausmaße wie die Böckchen und ist – wie alle Beschläge – mit Gummi vom Kessel getrennt. Ansonsten wirken die sowieso schon kleinen Böckchen an dem wuchtigen Bassdrumkessel wie Miniaturen. Aber auch das kann der Resonanz der Bassdrum nur zuträglich sein. Es bleibt spannend …

Nun ist der erste Karton leer. Aus dem zweiten hole ich zuerst das 12” Tom und die 14” Snaredrum, beide fertig montiert. Die Snare ist eine 14” X 5,5” Full Maple Snaredrum, die wie die Toms zunächst einen edlen und hochwertigen Eindruck macht. Allerdings störe ich mich dann doch ein wenig  an der Abhebung. Diese besteht zu einem relativ großen Teil aus Kunststoff. Aus bereits erläuterten Gründen macht es natürlich Sinn, dass die Metallbeschläge nicht direkten Kontakt mit dem Kessel haben, aber hier sind auch funktionale Teile der Abhebung aus Plastik, was nicht wirklich vertrauenserweckend wirkt.

Um möglichst schnell mit dem Praxistest zu beginnen, packe ich nun im Schnellverfahren das neue 700er-Hardwarepaket aus. Folgendes fällt mir direkt auf:

Die Hardware ist nicht so stabil, wie das hohe Gewicht vermuten ließe. Ich habe schon oft festgestellt, dass Hersteller die Stabilität von Hardware mit dessen Gewicht verwechseln. Dabei wäre es wünschenswert, die einzelnen Teile so verbinden zu können, dass es keinen Spielraum gibt und die Hardware nicht nach drei Transporten in der Hardwaretasche zu wackeln und zu klappern anfängt. Hier stelle ich von vornherein ein wenig Spiel in den Gelenken der Beckenstative fest und es gibt spezielle Teile der Hardware, von denen ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass sie eine lange Lebensdauer zu erwarten haben, wenn man sie häufig transportiert. Da wären etwa die Endstücke der Beckenstative, die mit überdimensionalen Kunststoffhebeln statt Schrauben ausgestattet sind. Innerlich höre ich es schon knacken beim ersten unsanften Verstauen in der Tasche … Ansonsten lassen sich die Beckenständer schwer einstellen, auch wenn man die Schrauben fast ganz losdreht, was einem das Leben auf der Bühne nicht gerade erleichtert, will man zwischen zwei Songs mal eben die Höhe des Ridebeckens korrigieren. Das Hi-Hat-Stativ H750A und das Bassdrumpedal P750A machen dagegen einen sehr stabilen und funktionalen Eindruck. Ein sehr schönes Feature ist der dreiseitige Bassdrum-Beater. Man kann sich durch Drehen des Beaters entscheiden, ob man als Schlagmaterial Plastik, Filz, oder Holz verwenden will.

Um die Toms schnell aufzuhängen, versehe ich nun die oben beschriebene Bassdrumrosette mit dem Doppeltomhalter, der eine verbesserte Version des älteren TH675 ist. Das Besondere: Der Gummistopfen in der Mitte des Halters ist herausnehmbar und das Loch mit einer zusätzlichen Flügelschraube versehen, um einen weiteren Beckenarm oder Ähnliches zwischen den Toms zu montieren.
Nun steht das Meridian Maple in seiner vollen Pracht vor mir und für den Praxistest nehme ich auf meinem Schlagzeughocker Platz.

Fotostrecke: 2 Bilder Um einen (optionalen) Beckenarm einzustecken entfernt man eine kleine Blindkappeu2026
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Profilbild von Michael Fischer

Michael Fischer sagt:

#1 - 23.11.2012 um 16:12 Uhr

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Habt Ihr da Kopfkissen vor dem Mikros gehabt? Also auf meinen Aufnahmen klingt das Set nicht so dumpf und muffig.

Profilbild von BonedoMalte

BonedoMalte sagt:

#2 - 23.11.2012 um 19:11 Uhr

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Moin Michael,
Details zu den Aufnahmen findest du unter "Praxis". Da steht auch etwas zu fehlendem Attack. Hast du vielleicht andere Felle aufgezogen?Danke für deinen Einwand!

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