Mapex Voyager VR5044 Jazz Drumset Test

Praxis

Ein Blick ins Innere der Kessel offenbart erfreulich sauber und gleichmäßig ausgeführte Gratungen. Natürlich sind diese nicht so glatt wie bei einem Maple-Kessel, aber das liegt an der naturgemäß gröberen Struktur des Lindenholzes. Und auch was die Rundheit der Trommeln anbetrifft bin ich positiv überrascht: Die Durchmessertoleranzen bewegen sich im Bereich zwischen einem und vier Millimetern. Solche Toleranzen habe ich schon bei weitaus teureren Trommeln festgestellt. Entscheidend ist, ob sich die Felle problemlos aufziehen lassen, erfreulicherweise da gibt es definitiv nicht das geringste Problem. Einen wichtige Rolle spielt hierbei auch die Tatsache, dass die Folie jeweils etwa acht Millimeter unterhalb der Kesselränder sauber abgeschnitten ist, so dass die Felle genug „Luft“ haben, um locker aufliegen zu können. Was bei mir allerdings immer wieder Unverständnis auslöst, ist die Position der Foliennähte. Diese befinden sich auch bei diesem Set nicht unter den Böckchen, sondern irgendwo dazwischen. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich die Folie nach  einer gewissen Zeit an der Nahtstelle löst. Liebe Hersteller, so schwer kann es doch nicht sein, die Nahtstelle unter den Böckchen zu platzieren, oder? Immerhin konnte ich in der Folie keine Falten entdecken, was auf eine ordentliche Verklebung hindeutet.

Die Tatsache, dass die Böckchen mit nur einer Schraube am Kessel befestigt sind, stellt in der Praxis kein Problem dar, denn sie sitzen wirklich bombenfest. Etwas beweglich sind die Gewindehülsen zur Aufnahme der gut gefetteten Stimmschrauben, wodurch eventuelle Ungleichmäßigkeiten bei den Spannreifen ausgeglichen werden können. Als kleiner Schwachpunkt erweisen sich die Halteböckchen für die Floortom-Beine, da die Feststellschrauben direkt auf die Beine drücken, wodurch Verschleißerscheinungen auf den geriffelten Flächen der Beine vorprogrammiert sind. Da sollte man sich bei Mapex doch zu einer besseren Lösung entschliessen, der Preisrahmen würde dadurch sicherlich nicht gesprengt. Schade finde ich auch, dass bei der Bassdrum die Holzspannreifen der Vorgängerserie gegen Metallspannreifen ausgetauscht wurden. Dadurch geht meines Erachtens ein kleiner Teil an Exklusivität verloren, wenngleich der Soundunterschied vermutlich nur marginal ist. Hübsch finde ich dagegen die Bassdrum-Klauen, die ganz klar nicht nach Billig-Schlagzeug aussehen.
Der Snare-Strainer verrichtet zuverlässig seinen Dienst, allerdings ist er relativ schwergängig. Hier ist der Griff zum Silikonspray angeraten. Weiterhin fällt auf, dass die beweglichen Teile reichlich Spiel haben. Das macht sich zwar bei angespanntem Teppich kaum bemerkbar, deutet aber trotzdem klar auf billig produzierte Massenware hin. Hohen Ansprüchen kann die Verchromung der Beschlagteile und Spannreifen natürlich nicht genügen, angesichts des Preises ist dies jedoch zu verschmerzen. Positiv hervorzuheben ist die Doppeltomhalterung: Im Gegensatz zu herkömmlichen Modellen dieser Machart sind die L-Arme hier nämlich nicht rund, sondern sechskantig. Durch die entsprechenden Gegenstücke in den Halteböckchen der Toms können sich die Trommeln nicht verdrehen. Die Einstellmöglichkeiten sind dadurch kaum eingeschränkt, denn die Kunststoffkugeln lassen sich ja in jede Richtung drehen. Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings die Positionierung des Tomhalters auf der Bassdrum. Da der Halter sehr nah am Resonanzfell angebracht ist, kann das 10“-Tom, sofern man einen flachen Aufbau der Toms bevorzugt, nicht dicht genug an der Snare platziert werden. Bei einem stärkeren Neigungswinkel reicht der Abstand gerade so eben. Was mich verwundert hat, ist die fehlende Memory Clamp am Tomhalter, zumal das Halteböckchen auf der Bassdrum eine entsprechende Aussparung hat. Ich frage mich ernsthaft, ob sie bei meinem Testset vielleicht einfach vergessen wurde, denn hier hätte man ansonsten wirklich am falschen Ende gespart.

Die Fussmaschine sieht zwar unauffällig aus, besticht aber durch sehr gute Laufeigenschaften ohne Nebengeräusche und die schon erwähnte stufenlose Einstellmöglichkeit des Schlägelwinkels, welche in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist. Auch die Hi-Hat-Maschine läuft geräuschlos und leichtgängig. Wenn man nicht gerade “Extra Heavy”-Becken verwendet, macht sich auch die fehlende Einstellmöglichkeit der Zugfeder nicht negativ bemerkbar. Erfreulich ist, dass bei der Hi-Hat-Clutch an der Stelle, an der das obere Becken „eingespannt“ ist, das Gewinde ausgespart wurde. Dadurch wird verhindert, dass sich das Mittelloch im Laufe der Zeit durch die ständige leichte Bewegung des Beckens vergrößert.
Der Snareständer hält keine großen Überraschungen bereit. Angenehm ist aber, dass man den Haltekorb auch an 12“ oder 13“ messende Snares anpassen kann. Beim Beckenständer mag man vielleicht zunächst die Nase über die nur einfache Ausziehmöglichkeit des oberen Rohres rümpfen, aber da das Rohr relativ lang ist, relativiert sich dieser Faktor wieder. Ein deutliches Manko habe ich aber dann doch bei allen drei Stativen festgestellt: Fast alle Feststellschrauben liefen äußerst schwergängig, was ganz klar auf unsauber geschnittene Gewinde hinweist. Schade, dass durch so eine Kleinigkeit der ansonsten gute Eindruck der Hardware getrübt wird.

Nun aber zum Wichtigsten, dem Sound. Durch die vorgedämpften Bassdrum-Felle musste ich zum Test lediglich eine sehr kleine Decke in die Trommel legen, um einen trockenen, konkreten Sound zu erzielen. Ins Resonanzfell habe ich ein etwa 15 Zentimeter großes Loch geschnitten und die Trommel anschließend verhältnismäßig tief gestimmt. Das Mikro befand sich im Inneren des Kessels, etwa 20 Zentimeter vom Schlagfell entfernt. Den Sound der Bassdrum würde ich als „altmodisch“ im positiven Sinne bezeichnen. Ihr fehlt zwar der Druck und Attack, den eine moderne, aus hochwertigeren Hölzern gebaute Trommel entwickelt, dafür produziert die Voyager Bassdrum aber einen trockenen, warmen, unaufdringlichen und doch präsenten Sound, der sich homogen ins Gesamtklangbild des Sets einfügt. Ich musste sofort an Musik aus den 70er Jahren denken. Steve Gadd erschien da vor meinem geistigen Auge, aber auch die Alben „Man-Child“ und „Thrust“ von Herbie Hancock mit dem fantastischen Mike Clark an den Drums.
Die drei Toms klingen im Gegenatz zur Bassdrum „moderner“, allerdings können einem die Remo UX-Felle schon ein wenig den Spaß verderben. Man merkt bereits beim Eindrücken mit dem Finger, dass die verwendete Folie wesentlich weicher ist als bei den Remos USA-Fellen. In der Praxis hat dies zur Folge, dass schon bei normaler Spielweise leichte Dellen zurückbleiben, wodurch eine kurze Lebensdauer vorprogrammiert ist. Auch der Stimmvorgang gestaltet sich etwas schwieriger als mit höherwertigen Fellen. Es dauert eine Weile, bis man die Felle so gestimmt hat, dass sie an keiner Stelle mehr flattern oder schnarren. Gerade Anfängern, die mit diesem Set ja als Zielgruppe angesprochen werden, wird dadurch das Leben unnötig schwer gemacht. Mein Tipp lautet: am besten gleich einen Satz Remo Ambassador mitbestellen oder aber den Händler fragen, ob er gegen einen geringen Aufpreis gleich ordentliche Felle aufziehen kann. Erfreulicherweise war es trotz der angesprochenen Probleme – zumindest für die Dauer des Tests – möglich, die drei Toms mit den UX-Fellen richtig gut klingen zu lassen. Sie bringen genügend Obertöne für einen prägnanten Attack und auch die nötigen tiefen Frequenzen für den „Bauch“ mit. Zudem lassen sie sich problemlos in harmonisch abgestuften Intervallen stimmen, so dass es vor allem bei höherer Stimmung viel Spaß macht, melodische Patterns auf den Toms zu spielen. In der tiefen Stimmung entwickeln die Trommeln mehr Punch, behalten aber dennoch ihren tonalen Charakter. Ehrlich gesagt hatte ich so viel Flexibilität und Musikalität in dieser Preisklasse nicht erwartet. Nur eine Kleinigkeit ist mir negativ aufgefallen: Das Sustain des 12“-Toms ist, auch bei unterschiedlichen Stimmungen, generell etwas kürzer als bei den anderen Toms. Hier macht sich eindeutig die konventionelle Tomhalterung bemerkbar. Mit einer freischwingenden Konstruktion würde dieses Problem vermutlich nicht auftreten, denn wenn man die Trommel in der Hand hält und anschlägt, entwickelt sie hörbar mehr Sustain. Allerdings tritt dieses kleine Manko im Zusammenspiel mit der Band vermutlich in den Hintergrund, und angesichts des Preises sind Kompromisse natürlich unumgänglich.
Die Snaredrum gilt ja bekanntlich als das Herzstück des Schlagzeuges, dementsprechend werden hier natürlich besonders hohe Ansprüche gestellt. Ich kann vorweg schon einmal sagen, dass man mit der Voyager-Snare zwar für den Anfang gut bedient ist, aber auch relativ schnell an Grenzen stößt. Zunächst einmal musste ich das Schlagfell ziemlich hoch stimmen, um der Trommel den nötigen Attack zu entlocken, den man von einer Snare, egal ob teuer oder billig, einfach erwartet. Nachdem ich dann auch noch das Resonanzfell strammer gespannt hatte, bewegte sich der Sound immerhin in Richtung „akzeptabel“. Es fehlt aber in jeder Stimmung diese „Crispness“, die einen guten Snaresound auszeichnet. Mit anderen Worten: die Trommel klingt immer irgendwie etwas matt und hat wenig Biss. Mit einem besseren Snareteppich könnte man sicher noch ein paar hohe Frequenzen rauskitzeln, aber der Lindenholzkessel hat – gerade im Fall der Snaredrum – einfach ein nur begrenztes Potential.

Audio Samples
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Snare, hohe Stimmung Toms, hohe Stimmung Set, hohe Stimmung 1 Set, hohe Stimmung 2 Snare, tiefe Stimmung Toms, tiefe Stimmung Set, tiefe Stimmung 1 Set, tiefe Stimmung 2
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