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Marantz MPM-3500R Test

Praxis

Macht seine Sache insgesamt gut

Unter den dynamischen Mikrofonen sind es die Bändchenmikros, die teilweise extrem hohe Preise aufrufen. Für AEA, Royer, Shure, aber auch Coles sind saftige Beträge zu zahlen. Das Marantz MPM-3500R geht glücklicherweise einen anderen Weg. Der aktuelle Ladenpreis geht in Ordnung. Den Spieß kann man aber auch umdrehen, indem man darstellt, dass bei einem höheren Preis die Kunden zurecht die eher standardmäßige Konstruktion und Verarbeitung bemängeln würden. Insofern ist die mit 3500 höhere Zahl im Produktnamen gegenüber dem MPM-3000, das ist Marantz’ teuerstes Kondensatormikrofon, nicht uneingeschränkt gerechtfertig. Mein Kollege Andreas Ederhof hatte dieses im Test, ich hatte es mir beim Fotografieren desselben nicht nehmen lassen, es einmal visuell, haptisch und aural einem Schnellcheck zu unterziehen. Ich muss sagen: Das 3000 wirkt wertiger als das 3500. Dennoch: Das Bändchenmikrofon ist ein eher preiswertes Tontechnik-Werkzeug, das zwar weder besonders sexy aussieht noch mit irgendwelchen Besonderheiten daherkommt, aber es macht seine Sache gut und kann in vielen Mikrofonierungssituationen tadellos bestehen.

Das 3500R mit installierter Spinne und Poppschutz
Das 3500R mit installierter Spinne und Poppschutz

Man liest es aus meinem Text heraus, richtig? Ja: Das Marantz begeistert mich nicht. Aber das muss es auch nicht. Enttäuschen tut es mich auch nicht, wirklich polarisieren tut es ebenfalls nicht. Es ist einfach ein gutes Mikrofon, das durch seine aktive Elektronik ausreichend Pegel liefert und nicht wirklich hohe Ansprüche an den Preamp stellt. Sein Polar-Pattern ist, typisch für eine echte Acht, ordentlich stabil, was auch die Raumsignale detailliert und verfärbungsarm aufzeichnet. Bei all dem bleibt das MPM-3500R jedoch recht gesichtslos. Zwar könnte man meinen, für Aufnahmen mit „Charakterarmut“ sei ja eher ein Kondensatormikro geeignet, aber diese sind doch oft spitz, kratzig, scharf – besonders im niedrigeren Preisbereich. Zweifelsohne klingt das Marantz aber nach seinem Empfängerprinzip: Als Bändchen ist es eher sanft in den Höhen, der Hersteller begeht zum Glück nicht den Fehler, die Elektronik auch für eine allzu saftige Höhenanhebung zu nutzten. Stimmen profitieren auch beim Marantz vom leichten Roll-Off in den Höhen, wodurch sich das Mikrofonsignal auch ohne EQ leicht in den Mix einfügt (und auch Platz für leichte Zerrprodukte durch die weitere Bearbeitung der Stimme lässt). Auch Instrumentensignale mögen diese Eigenschaften, besonders solche, die schnell zum Klirren und zu blechernem Klang neigen, allen voran cleane Amps und Schlagzeugbecken. 

Audio Samples
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Marantz MPM-3500, 10 cm Marantz MPM-3500, 10 cm + HPF Marantz MPM-3500, 30 cm Marantz MPM-3500, 60 cm Coles 4038, 10 cm Coles 4038, 30 cm Coles 4038, 60 cm Beyerdynamic M130, 10 cm Beyerdynamic M130, 30 cm Beyerdynamic M130, 60 cm

Nahbesprechung

Bändchen haben einen ordentlichen Nahbesprechungseffekt, das ist auch bei diesem Ribbon-Mike nicht anders. Zu geringer Abstand lässt das Signal mumpfig erscheinen, außerdem steigt die Poppempfindlichkeit dann enorm (weshalb ja ein Schirm mitgeliefert wird!). Anders als bei sehr hochwertigen Bändchen wirkt das Signal dann in gewissem Maße undifferenziert und verliert etwas von seiner sonst angenehmen Detailzeichnung, wird aber zum Glück nicht zu „wobbly“ und schwammig. Trifft man den richtigen Besprechungsabstand, ist das Signal sehr gehaltvoll und „komplett“, die leichte Griffigkeit, wohl durch den Ausgangsübertrager, unterstützt diesen Charakter sehr gut. Sauber arbeitet die Tiefensperre des Mikrofons, hier kann man das Signal schön schlank halten, ohne sich Mittenprobleme einzuhandeln.

Flotte Transienten bei nicht zu hohen Pegeln

Schön und typisch Bändchen ist, dass der dünne Metallstreifen kaum etwas wiegt und sich beim Singen dementsprechend „an die Lippen hängt“. Transienten werden flott übertragen, erst bei hohen Pegeln spürt man die veränderte Auslenkung, das Mikro macht dann „zu“. Demnach sollte man auch etwas gutmütiger mit Abständen bei lauten Instrumenten umgehen, etwa bei der Hi-Hat (ein weiterer Grund wäre natürlich der Nahbesprechungseffekt). Bei Pegelspitzen sollte man auch nach Anschalten des Pads auf jeden Fall eine etwaige „Abflachung“ beachten. 

Audio Samples
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Marantz MPM-3500, 0 Grad Marantz MPM-3500, 45 Grad Marantz MPM-3500, 90 Grad Coles 4038, 0 Grad Coles 4038, 45 Grad Coles 4038, 90 Grad Beyerdynamic M130, 0 Grad Beyerdynamic M130, 45 Grad Beyerdynamic M130, 90 Grad

Typische Bändchen-Acht

Bliebe noch die Betrachtung des Polar-Patterns. Bei „echten Achten“, also solchen, die nicht aus der Doppelkapselverschaltung entstehen, sondern mit Empfängern erzeugt werden, die „generisch“ diese Richtcharakteristik erzeugen, ist die Frequenzstabilität generell recht hoch. Vor diesem Hintergrund performt das Marantz ordentlich.

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Profilbild von jas23

jas23 sagt:

#1 - 18.11.2016 um 09:26 Uhr

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Oh weh. OEM-Rebranding ist ja echt nichts neues, aber gleich zwei Mikros von der selben Firma nehmen und dann eines für 309€ verkaufen, wenn das Original für 125 USD zu haben ist... Irgendwie schon frech.

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