Praxis
Die grundlegenden Unterschiede zwischen Stainless Steel und Nickel Plated Steel Saiten finden sich auch bei den Kandidaten von Markbass: Stainless Steel (Energy, Advanced) wirkt etwas gräulicher, Nickel Plated Steel (Groove, Ultimate) sieht eher silbern aus. Die Stahlsaiten sind etwas flexibler, besitzen allerdings eine rauere Oberfläche, während sich Nickel Plated Steel Saiten etwas glatter anfühlen, aber etwas straffer sind.
Bis hierher war im Grunde alles vorhersehbar – was mich aber wirklich überrascht, ist, wie massiv sich der Kern mit dem höheren Anteil an Karbon bei den Advanceds und Ultimates auswirkt! Schon beim Auspacken spürt und sieht man sofort, dass sie deutlich beweglicher sind. Der Ausdruck “wie Gummi” ist zwar übertrieben – im direkten Vergleich wirkt es jedoch tatsächlich fast so!
Ich habe sämtliche Saiten (außer die Vintage) nacheinander auf denselben E-Bass aufgezogen, um andere Faktoren auszuschließen. Alle vier Saitentypen rangieren klanglich auf sehr hohem Niveau und wirken über das gesamte Frequenzspektrum hinweg sehr ausgewogen.
Hier findet ihr alle Soundbeispiele auf einen Blick. Ich habe jeweils die fünf gleichen Soundbeispiele eingespielt. Als kleine Hilfestellung sei schon einmal verraten: Am deutlichsten treten die Unterschiede jeweils beim mit der Slaptechnik gespielten zweiten Klangbeispiel hervor, da bei dieser Spieltechnik die Obertöne am meisten in den Vordergrund rücken.
Nicht wundern: Da die (geschliffenen) Vintage-Saiten klanglich “außer Konkurrenz” laufen, habe ich mich hier nicht nur mit einem Precision Bass für ein anderes Bassmodell, sondern auch gleich für gänzlich andere Groovebeispiele entschieden.
Advanced und Ultimate besitzen im Direktvergleich etwas mehr Definition – hier reden wir aber tatsächlich nur über Unterschiede im sehr niedrigen Prozentbereich. Beide Nickel Plated Steel (Groove, Ultimate) Saiten haben ihre Stärken in den Mitten, hier inbesondere in den Hochmitten.
Die beiden Stainless Steel (Energy, Advanced) Saiten sind dagegen etwas brillanter und verfügen über ein leicht strafferes Low End. Toll: Alle vier Kandidaten bewältigen die Königsdisziplin “tiefe B-Saite” problemlos. Diese liefert wirklich einen kernigen Ton mit Substanz, der bei den beiden teureren Varianten noch einen Hauch mehr Definition besitzt.
Ebenso blieben bei allen mehrstimmige Akkorde schön transparent und differenziert, die einzelnen Töne waren stets noch als solche zu hören – hier wurde nichts breiig. Auch Flagolett-Töne kommen glasklar und präsent, was sich vor allem im Zusammenklang mit gegriffenen Tönen positiv bemerkbar macht.
Für dich ausgesucht
Noch einmal zur Haptik: Eindeutig sind Advanced und Ultimate im Vergleich zu Energy und Groove weicher bzw. flexibler. Sie verlangen beiden Händen weniger Aufwand ab; gerade Artikulationen wie Vibrato, Bending etc. fallen einem spürbar leichter. Fast hatte ich das Gefühl, dass ich es mit dünneren Saiten zu tun habe – derart auffällig ist der Unterschied! Ein Blick auf die Packung versicherte mir aber, dass alle Saiten meines Tests die gleiche Stärke besaßen.
Ob die Vintage Flatwound Saiten ebenfalls den gleichen Anteil an Karbon im Kern aufweisen wie Advanced und Ultimate, konnte ich nicht herausfinden. Ich glaube aber, dass es so ist, denn sie verhalten sich ebenso flexibel wie ihre Roundwound-Kollegen. Die Vintage-Strings gefielen mir ebenfalls ausgesprochen gut; sie liegen klanglich ungefähr in der Mitte zwischen den recht basslastigen und den heller klingenden Mitbewerbern am Markt.
Im Vergleich zu anderen Flatwounds, welche ich zurzeit auf einem anderen Bass aufgezogen habe, verlangten mir die Markbass Vintage spürbar weniger Kraft ab, kamen aber mit ähnlich viel Low End daher. Alles fühlte sich deutlich müheloser an, was vermutlich der speziellen Zusammensetzung der inneren Seele geschuldet ist.