Praxis
Wüsste man es nicht besser, dann könnte man meinen, der vorliegende Marleaux Consat Custom 5 bestehe aus Helium. Das Instrument fühlt sich dermaßen leicht an, dass man ihn der Gruppe leichtgefiederter Segelflieger zuordnen könnte. Hinzu kommen die aquamarine Färbung mit wellengemaserter Ahorndecke und das obere Cutaway, das mit etwas Fantasie an den Schnabel eines Albatros erinnert. Ihr seht schon: Ich schweife ab in nautische Gefilde – und doch könnte das Instrument bodenständiger kaum sein, denn hier sitzt und passt alles! Es gibt kein Klappern, kein Rasseln, keine Fuge, die nicht zu 100% passgenau sitzt. Handwerklich ist das einfach allererste Sahne! Auch Haptik und Ergonomie wirken wie aus einem Guss. Die Mattlackierung des Bodies und des Halses fühlt sich griffig und edel an. Sorgen um hässliche Fingerabdrücke und Schweißspuren sind hier fehl am Platz.
Und die Bespielbarkeit? Schon trocken gespielt wird bereits bei den ersten Tönen klar: Dies ist ein Bass, der es einem leicht machen soll. Es gibt keinen Kampf mit lästig hoher Saitenlage, einem kraftraubendem Halsprügel und opulenter Korpusmasse. Was aber ist mit dem beliebten Argument: “Ohne Masse kein Sound”? Der Marleaux Consat Custom 5 scheint alles Diesbezügliche ad absurdum führen zu wollen! Umso gespannter bin ich dann auch, den Bass elektronisch verstärkt zu hören.
Wie immer beginne ich einen solchen Test mit dem passiven Sound, sofern der Bass dies gestattet. Der Marleaux Consat Custom 5 kann passiv gespielt werden, allerdings verfügt er nicht über eine passive Tonblende. Das heißt, der passive Sound kann ausschließlich durch die Stellung des Tonabnehmer-Balance Reglers verändert werden. Wie man an den folgenden drei Audiobeispielen hören kann, ergeben sich hier bereits einige Soundmöglichkeiten allein durch die Tonabnehmerwahl. Der Sound wirkt dabei weniger höhenreich, als ich es erwartet hätte. Es schimmert durchaus ein leichter Vintage-Charakter durch – vor allem beim Halstonabnehmer, wenngleich eine Nuance an HiFi-Tendenz im Kiloherz-Bereich auszumachen ist.
Schaltet man den Consat nun in den Aktivbetrieb (mit allen drei EQ-Reglern in neutraler Mittelstellung), dann verändert sich zunächst erst einmal nicht viel. Zunächst belasse ich es bei der Mittelstellung des Balancereglers und drehe die Mitten hinein. Der Sound wird nun leicht nasal mit einer guten Durchsetzungskomponente, was speziell bei schnellen Läufen in oberen Lagen hörbar wird.
Erwartungsgemäß wird der Sound noch runder und wärmer, wenn man den Halstonabnehmer verwendet. Deutlich verschiebt sich der Sound trotz gleicher EQ-Einstellung mit leichtem Mittenpush.
Als nächstes gehe ich den entgegengesetzten Weg, ziehe also die Mitten heraus und hebe Bass und Höhen an. Mit dem Bassregler muss man etwas dezenter vorgehen, denn voll aufgedreht kommt die 40Hz-Centerfrequenz mächtig zum Tragen. Im Audiobeispiel hört man zwei Bässe: der erste ist mit den Fingern gespielt, und doppelt die Kickdrum. Der Sound wirkt hier sehr trocken und klar. Der zweite Bass mit der gleichen EQ-Einstellung spielt eine durchdringende Slapfigur. Beide Sounds unterscheiden sich deutlich voneinander, lediglich bedingt durch unterschiedliche Spieltechniken. Der Bass begünstigt also den “Sound aus den Fingern” durchaus stärker, als man dies von anderen Instrumenten möglicherweise gewohnt sein könnte.
Für dich ausgesucht
Im nächsten Beispiel stelle ich den EQ auf Maximum an Höhen, während ich die Bässe etwas weniger stark anhebe und die Mitten voll absenke. Vor allem erspüre ich nun den großen Umfang der Dynamik des Basses und sein tolles Sustainverhalten mit den lang stehenden Tönen. Hört das Beispiel mal wirklich bis zum Ende durch und urteilt selbst. Selten hört man solch eine über den kompletten Tonbereich gleichmäßige und voll verfügbare Dynamik. Die Dynamikkontrolle liegt dabei voll im Bereich der Anschlaghand, der Bass selbst liefert alle Töne gleich laut und kontrolliert. Ich verspüre weder auffällige Deadspots noch sich aufschaukelnde Frequenzüberlagerungen oder Wolfstöne – alle Töne klingen einfach gleich lang, ohne ungewollt abzusterben.
Zuletzt noch ein Beispiel über einen angezerrten Röhrenamp mit gleicher EQ-Einstellung im Slapstyle, in welchem man hören kann, dass der Consat auch über ausreichende “Bissqualitäten” verfügt.
Als Schlusswort sei angemerkt, dass meine Testumgebung durch naheliegende Oberleitungen und Transformatoren normalerweise für einen reichen Segen an Einstreu- und Brummgeräuschen sorgt. Dem begegnete der Marleaux Consat Custom 5 mit absoluter Stille. Die im Testbass verbauten Delano-Vierspuler treten dem lästigen Phänomen etwaiger Einstreugeräusche äußerst effektiv entgegen.