Marleaux Spock 5: Äußerst geringes Gewicht!
Aufgrund der speziellen Konstruktion haben wir es beim Marleaux Spock wie schon erwähnt mit einem extrem leichten Bass zu tun. Mein Testexemplar bringt lediglich knappe 3kg auf die Waage, was für einen fünfsaitigen E-Bass ein fast schon ein lächerliches Gewicht darstellt. Leichte Bässe liegen ohne Frage im Trend.
Nicht selten geht das geringe Gewicht aber auf Kosten der Ergonomie, und tatsächlich pendelt er sich am Gurt eher in der Waagerechten ein, wodurch er sich etwas schwerer anfühlt, als er in Wirklichkeit ist. Sobald man jedoch den rechten Arm auf den Korpus auflegt, schiebt sich der Spock sofort in eine gute Spielposition – meine Anmerkung war also wirklich „Jammern auf sehr hohem Niveau“!
Die Vorteile des niedrigen Gewichts überwiegen beim Spock eindeutig und machen den Spock alles in allem zu einem Bass mit äußerst angenehmer Handhabung. Abflachungen für den rechten Arm oder die Rippen sind hier aufgrund der Rahmenkonstruktion zwar nicht vorhanden, die Kanten wurden aber wunderbar abgerundet, sodass auch nach langen Sessions nichts drückt.
Bespielbarkeit: kinderleicht!
Wer schon einmal einen Marleaux in den Fingern hatte, der weiß, dass sich diese E-Bässe kinderleicht bespielen lassen. Das ist fraglos auch beim Spock der Fall! Zudem kann der Medium-Scale-Fünfsaiter in Sachen Spielkomfort die deutlichen Vorteile der kürzeren Mensur ausspielen. Die tiefen Lagen sind extrem leicht zu erreichen, und selbst komplexere Grooves gehen einem extrem mühelos von der Hand.
So flitzt man hier regelrecht durch die Lagen, und Akkorde, die auf einem Longscale-Bass zur Herausforderung werden, sind auf dem Marleaux Spock absolut problemlos umsetzbar. Der flache Hals liegt zudem perfekt in der Hand und fühlt sich unglaublich geschmeidig an, sodass man sich auf dem Spock auf Anhieb zu Hause fühlt.
Für dich ausgesucht
Marleaux Spock: Hoher Suchtfaktor!
Dass ich den Marleaux Spock schon beim ersten Anchecken ohne Amp kaum noch aus der Hand legen konnte, lag allerdings nicht nur am tollen Spielkomfort. Der Bass ist nämlich rein akustisch für E-Bass-Verhältnisse ziemlich laut und resoniert sehr stark. Beim Spielen spürt man deutlich die starke Schwingung der Decke, was wirklich für ein sehr spezielles Spielgefühl sorgt, welches ich noch bei keinem anderen Bass in dieser Art erlebt habe – und das wirklich süchtig machen kann!
Dabei fällt auch sofort die Ausgewogenheit des Klangbilds in allen Lagen auf: Der Marleaux Spock reagiert absolut sensibel und blitzschnell auf die Spieldynamik und die Töne klingen auf dem gesamten Griffbrett gleichermaßen langsam und gleichmäßig ab – ein echter Weltklasse-Bass eben!
Das Setup des Spock war übrigens ebenfalls perfekt – zumindest dann, wenn man auf eine niedrige Saitenlage steht. Meinen Geschmack traf dieses Setup zu 100% – der Spock lässt sich mit der Werkseinstellung butterweich spielen und erzeugt aufgrund der akkurat gearbeiteten Bundierung trotzdem keinerlei ungewollten Scheppergeräusche – so kennt man es von Marleaux!
Wie sich die ungewöhnlichen Spezifikationen des Spock auf den verstärkten Sound auswirken, hören wir uns jetzt anhand einiger Audiobeispiele an. Für meine Bass-Aufnahmen habe ich den Bass direkt mit meinem Audio-Interface verbunden und mit Logic Pro ohne Netz und doppelten Boden auf die Festplatte gebannt.
Der Sound des Marleaux Spock
Bei einem neuen Bassmodell einer renommierten Firma interessiert die User neben der Optik vor allem auch der Sound des guten Stückes! Obwohl der Marleaux Spock durchaus einige Konstruktionsmerkmale von halbakustischen Vintage-Bässen besitzt, geht er klanglich in eine andere Richtung. Er liefert einen sehr fokussierten und messerscharf definierten Sound, mit dem man sich wahrscheinlich sogar in einer Metalband Gehör verschaffen könnte.
Ultratiefe Bassfrequenzen liefert der Marleaux aufgrund der kürzeren Mensur zwar nicht, extrem punchige Tiefmitten und ein wunderbar knuspriger Höhenbereich sorgen hier jedoch für einen höchst durchsetzungsstarken und lebendigen Sound, der zudem noch mit einer dezenten Akustiknote garniert ist.
Und wer jetzt denkt, dass eine H-Saite mit 32 Zoll nicht funktionieren kann, wird vom Marleaux Spock eines Besseren belehrt: Natürlich klingt sie nicht so „piano-like“ und klar wie mit 35 Zoll, die Töne sind aber dennoch sehr gut definiert und fundamentstark.
Passiver Klang
Bei der folgenden Aufnahme war der Spock im passiven Betrieb mit voll geöffneter Tonblende und seriell geschalteten Spulen:
Schaltet man die Spulen des Marleaux/Häussel-Pickups in den parallelen Betrieb, so wirkt der Sound etwas ausgewogener und kultivierter, weil die drückenden Tiefmitten nicht mehr ganz so präsent sind. Die Höhen habe ich mit der passiven Tonblende zudem um etwa 50% reduziert.
Wir bleiben noch im passiven Betrieb, schalten den Pickup nun aber in den Singlecoil-Modus und drehen die Tonblende komplett zu. Der Singlecoil-Sound ist erwartungsgemäß noch etwas schlanker und die Mittennase der zugedrehten Tonblende verleiht dem Spock dezente Vintage-Vibes:
Ich hätte beim Spock ehrlich gesagt rein gar nichts vermisst, wenn Gerald Marleaux auf die aktive Elektronik verzichtet hätte. Der Bass klingt bereits passiv umwerfend gut, und alleine mit den Spulenschaltungen und der Tonblende gibt es für meinen Geschmack schon Variationsmöglichkeiten zur Genüge.
Aktiver Sound
Der Preamp ist aber nun mal an Bord und sorgt beim Spock dank des hervorragend klingenden Dreiband-Equalizers zugegebenermaßen noch für abermals wesentlich mehr Sound-Möglichkeiten. Mit einer starken Bass- und Höhenanhebung wird der Sound breiter und etwas „Hifi-mäßiger“. Oder man boostet einfach die Mitten und erntet dann einen wunderbar bissigen und leicht aggressiven Sound für die Durchsetzung in heftigeren Bands.
Sehr schön finde auch den folgenden Singlecoil-Sound mit Bass-Boost und Höhen-Cut, der sich in kleinen akustischen Besetzungen oder in einem Jazz-Kontext wirklich hervorragend macht.
Zum Abschluss gibt es noch einen fetten Groove, welchen ich mit abgedämpften Noten im Thump-Style gespielt habe. Und siehe da: Diese Spieltechnik steht dem Marleaux Spock wirklich hervorragend! Der Bass war hierfür im seriellen Modus inklusive Bass- und Mittenanhebung – volles Brett also!