Praxis
Die Bässe von Gerald Marleaux zeichnen sich nicht nur durch hervorragende Klangeigenschaften aus, sondern mindestens im gleichen Maße durch eine erstklassige Ergonomie und enorm hohen Spielkomfort. Klar, dass Marleaux auch bei der Entwicklung seines neuen Basses größten Wert darauf gelegt hat, dass dieser ultra angenehm in der Handhabung ist und dem Spieler bei der Ausübung seiner Kunst keine Steine in den Weg legt. Und das ist auch auf ganzer Linie gelungen: der Korpus des Tiuz schmiegt sich mit seinen zahlreichen Shapings regelrecht an den Oberkörper, die Balance des nur knapp 4kg wiegenden Instruments ist erstklassig und das relativ schlanke Halsprofil liegt sowohl in den tiefen Lagen als auch in oberen Bereich bis zum allerletzten Bund überaus angenehm in der Hand.
Der neue Marleaux-Zögling fühlt sich für mich insgesamt derart organisch an, dass ich gar keine Eingewöhnungsphase brauchte, um mich auf dem Bass wohl zu fühlen. Das ist auch bei Boutique-Bässe nicht unbedingt die Regel und liegt nicht zuletzt auch am hervorragenden Setup, mit dem der Marleaux-Bass bei mir an der Haustür landete. Gerald Marleaux liefert seine Bässe mit nahezu geradem Hals und super flacher Saitenlage aus, was meinen persönlichen Vorlieben in Sachen Setup schon sehr nahe kommt. Der Bass lässt sich mit dieser komfortablen Einstellung wahnsinnig leicht spielen, ohne übermäßig stark zu Scheppern, weil die Bundierung sehr exakt gearbeitet ist. Bassisten, die eine weniger sportlichere Saitenlage bevorzugen, können das Setup ja jederzeit ändern – höher geht immer!
Als nächstes beschäftigen wir uns mit den Klangqualitäten des jüngsten Marleaux-Modells. Damit ihr euch einen möglichst genauen Eindruck von den Möglichkeiten machen könnt, habe ich ein Video und einige Audiobeispiele aufgenommen. Im Video spiele ich den Tiuz nur im passiven Betrieb, für die verschiedenen Sounds kommen lediglich der Balanceregler, die Tonblende und der Humbucking/Singlecoil-Schalter zum Einsatz.
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Mehr InformationenZunächst war ich von der ebenmäßigen Tonentwicklung und dem üppigen Sustain des Tiuz beeindruckt: alle Töne auf dem Griffbrett sprechen blitzschnell an und klingen gleichmäßig langsam aus. Die Schraubhalskonstruktion sorgt zudem dafür, dass der Anschlag nicht allzu stark komprimiert wird – der Tuiz besitzt deshalb auch durchaus Punch!
Kein Wunder, dass bei einer derart gesunden Tonentwicklung auch die Sounds auf voller Linie überzeugen. Bereits im passiven Betrieb entwickelt der Tuiz einen sehr ausgeglichenen, vollen und warmen Sound in feinster Auflösung. Die neuen Marleaux-Humbucker gefallen mir außerordentlich gut – man hört wirklich jedes Detail, der Sound wirkt aber dennoch sehr organisch und kompakt.
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Aufgrund des kräftigen Grundsounds vermute ich mal, dass die Tonabnehmerspulen seriell verdrahtet wurden. Wer den Humbucker-Sound zu heftig findet, kann die Pickups aber auch einfach in den Singlecoil-Modus schalten. Der Tiuz gibt sich dann deutlich schlanker im unteren bzw. crisper im oberen Bereich. Weitere Klangvariationen in Richtung Vintage gibt es mithilfe der Tonblende, die lobenswerterweise beim Tiuz auch im passiven Betrieb funktioniert.
Sein volles Potential entfaltet der Marleaux Tiuz aber erst, wenn man die BC-4 Elektronik aktiviert, die Gerald Marleaux in Zusammenarbeit mit Wolfgang Behn entwickelt hat. Der Vierband-Equalizer beschert dem Tiuz eine enorme Flexibilität. Insbesondere die zwei getrennten Mittenbänder erlauben eine sehr gezielte Kontrolle über den Klangcharakter des Instruments. Der Tiefmittenregler ist dabei für die nasaleren Frequenzen und den Growl zuständig, während sich mit dem Hochmittenband deutlich aggressivere und durchsetzungsstarke Sounds realisieren lassen.
Ähnlich effektiv lässt sich mit dem Bassregler der untere Frequenzbereich bearbeiten, falls mehr Fülle im Sound gefragt ist, und der Höhenregler sorgt bei Bedarf für unaufdringliche Transparenz. Mit den unzähligen Klangmöglichkeiten im passiven und aktiven Betrieb lässt sich der Tiuz wirklich in nahezu jeder Musikrichtung einsetzen – die meisten Bassisten werden sicherlich auf Anhieb von der beachtlichen Flexibilität des Basses begeistert sein!
Dennoch hat sich Gerald Marleaux beim Tiuz für zusätzliche Feintuning-Möglichkeiten in Form von veränderbaren Einsatzfrequenzen für jedes der vier EQ-Bänder entschieden. Es erfordert schon durchaus etwas Geduld, bis man für jedes Band die richtige Einstellung für den eigenen Geschmack gefunden hat. Doch dieser Aufwand lohnt sich durchaus, denn die Unterschiede sind vor allem bei stärkeren EQ-Eingriffen deutlich zu hören. Davon abgesehen wird man die Einstellung in der Regel nur einmal vornehmen und dann im Wesentlichen so belassen – “set and forget”, wie der Angelsachse sagt.
Aber genug der Worte, zum Abschluss gibt es noch einige Audiobeispiele, für die ich den Tiuz im aktiven Betrieb mit verschiedenen EQ-Einstellungen gespielt habe.