Geringes Gewicht, maximaler Spielkomfort
Neben zahlreichen anderen Faktoren lag der Fokus bei der Entwicklung des Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD auf dem Gewicht – das Instrument sollte relativ leicht sein, damit längere Gigs nicht zur Tortur werden. Dieser Punkt kann schon mal abgehakt werden, denn der Tiuz wiegt ziemlich genau 4kg und liegt damit für einen Longscale-Boutique-Fünfsaiter mit Vollausstattung im unteren Bereich des Spektrums.
Jede Menge andere Faktoren tragen zudem ihren Teil zum ausgezeichneten Spielkomfort des Tiuz LTD bei. Die zahlreichen Shapings rings um den Koprus sorgen dafür, dass sich der Bass regelrecht an den Oberkörper anschmiegt und super stabil am Körper hängt. Erwartungsgemäß ist auch die Balance absolut perfekt – am Gurt hängt der Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD in einer guten Spielposition mit leicht nach oben ragendem Hals und lässt sich ohne grossen Kraftaufwand spielen. Positioniert man den Bass im Sitzen auf den rechten Oberschenkel, kippt er nicht nach links weg, sondern bleibt einfach stabil stehen – besser geht’s nicht!
Das Halsprofil ist etwas kräftiger als beispielsweise bei meinem altgedienten Fodera-Fünfsaiter, dafür fällt es allerdings etwas schmaler aus und lässt sich im Endeffekt genauso mühelos und angenehm spielen. Wirklich auffallend ist die überaus geschmeidige Haptik, die das matte und dezente Hals-Finish bietet. Der Hals fühlt sich extrem glatt und seidig an, sodass auch flinke Lagenwechsel oder sonstige Akrobatik wirklich zum Vergnügen werden.
Letztendlich wirkt der Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD alles in allem einfach derart organisch, dass ich mich schon nach ein paar Spielminuten komplett „heimisch“ gefühlt habe. Das schafft längst nicht jeder Boutique-Bass, und die Gründe liegen natürlich nicht zuletzt am Setup, das erwartungsgemäß ab Werk absolut tadellos war! Gerald Marleaux liefert seine Bässe prinzipiell mit sehr flacher Saitenlage aus und der Tiuz 5 Worn Spruce LTD ist hier natürlich keine Ausnahme. Er lässt sich damit quasi aus dem Stand butterweich und kinderleicht spielen, ohne übermäßig stark zu Scheppern. Wer etwas stärker anschlägt oder prinzipiell einen größeren Dynamikumfang bevorzugt, muss die Saiten eben nach seinem Geschmack etwas höher justieren – Spielraum nach oben gibt’s ja immer!
Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD: Grundsound
Die Spielkomfort ist allerdings bekanntermaßen nur die halbe Miete und bringt nicht viel, wenn der Bass klanglich nicht überzeugen kann. Auch bei einem E-Bass kann man vom rein akustischen Klang Rückschlüsse auf die Klangqualitäten schließen, und hier stehen die Vorzeichen für den Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD ohne Frage gut: Der Bass aus dem Harz entwickelt einen ausgesprochen gesunden Ton und verfügt über jede Menge Sustain in allen Lagen – schwächelnde Bereiche sucht auf dem gesamten Griffbrett absolut vergebens!
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Dann hören wir uns doch mal an, was der schöne Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD am Amp so draufhat. Die nachfolgenden Audiobeispiele wurden ohne zusätzliches Equipment wie Equalizer, Preamps etc. aufgenommen und zeigen folglich den nackten Sound des Marleaux Tiuz.
Klangbeispiele
Der Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD liegt klanglich definitiv auf der wärmeren Seite des Klangspektrums und liefert einen wunderbar vollen Sound mit klaren Bässen, sehr vollen Tiefmitten und unaufdringlichen Höhen. Dieser ist einerseits zwar sehr komplex, andererseits aber trotzdem sehr klar, weil die hervorragend abgestimmten Marleaux-Tonabnehmer jedes noch so Detail erstklassig übertragen.
Alles in allem also ein kräftig-durchsetzungsstarker und transparenter Grundklang, mit dem man in vielen Musikrichtungen bestehen kann. Bei der Aufnahme war der Bass im passiven Betrieb mit beiden Humbuckern und voll aufgedrehter Tonblende.
Schaltet man die beiden Humbucker in den Singlecoil-Betrieb, so wird der Sound etwas schlanker und offener. Mit der passiven Tonblende habe ich die Höhen deutlich abgemildert.
Klassische Sounds im Fender-Stil sind sicherlich nicht unbedingt Spezialität des Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD, mit dem Halstonabnehmer im Solobetrieb und deutlich zurückgefahrenen Höhen geht es aber durchaus grob auch in diese Richtung. Eine coole Einstellung für Musikrichtungen, die nach einem schlichteren Sound verlangen!
Der Tiuz wurde auf maximale Flexibilität getrimmt, die er dank der hochwertigen Marleaux-Elektronik auch zweifellos liefert. Für den rockigen Sound im anschließenden Beispiel habe ich die Bässe eine Spur und die Hochmitten und Höhen relativ deutlich angehoben. Das Resultat ist ein perkussiv-schmatzender Sound, der sich auch in heftigeren Bands immer durchsetzen wird.
Der Vierband-EQ arbeitet sehr effektiv und wirkt auch bei kleineren Dosierungen schon hörbar. Der Sound bleibt im Wesentlichen aber selbst dann in der Spur, wenn man recht beherzt an den Reglern dreht. Hier werden erfreulicherweise zu keiner Zeit nervtötende und unbrauchbare Frequenzen verstärkt.
Möchte man das volle Potential des EQ ausschöpfen, sollte man sich mit den Feintuning-Möglichkeiten in Form von veränderbaren Einsatzfrequenzen beschäftigen. Es erfordert zwar etwas Geduld, bis man für jedes Band die richtige Einstellung für den eigenen Geschmack gefunden hat, der Aufwand lohnt sich aber durchaus. In der Regel wird man die Dip-Switches einmal einstellen und dann damit arbeiten – der Aufwand hält sich also in Grenzen!
Der knackige Slapsound im nächsten Clip wurde mit dem Balance-Regler in Mittelstellung aufgenommen. Zusätzlich habe ich den Sound mit einer typischen Slap-EQ-Einstellung bearbeitet: Bässe und Höhen sind stark angehoben und die Hochmitten bei 800Hz leicht abgesenkt.
Und wenn im Bandmix viel Platz für den Bass zur Verfügung steht, darf der Sound auch mal so fett und dicht wie im folgenden Beispiel sein. Bässe und Hochmitten waren bei der Aufnahme kräftig abgehoben.
Mit dem Stegtonabnehmer im Solobetrieb gefällt mir der Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD extrem gut! Im Singlecoil-Modus mit angehobenen Bässen und Tiefmitten klingt der Fünfsaiter wie ein sehr guter Jazz Bass und liefert umgehend den typischen Jaco-Sound.
Im zweiten Beispiel geht es einmal etwas kräftiger zur Sache: Der Pickup ist hier nun wieder im Humbucker-Betrieb. Zusätzlich habe ich am EQ Bässe, Hochmitten und Höhen ordentlich geboostet.
Mike sagt:
#1 - 07.11.2023 um 10:13 Uhr
Sehr schönes Instrument, allerdings kann ich mir vorstellen, dass die an der Halsflanke angebrachten Dots in schwarz auf einer halbdunklen Bühne schwer bis gar nicht zu erkennen sind. Optisch sehr ansprechend, aber in der Praxis dürfte das ein Nachteil sein. Ich orientiere mich zumindest an diesen Dots ;)
SlapBummPop sagt:
#2 - 12.11.2023 um 09:53 Uhr
Hallo zusammen. Was mir leider überhaupt nicht gefällt, dass der Korpus aus Erle ist. Bei einem Instrument jenseits 5000 € erwarte ich da "fesche" Esche! Gruß SalpBummPop