Praxis
Der DSL40 Combo wird nun vor ein Neumann TLM103 Mikrofon geparkt und das unbearbeitete Signal hört ihr in den folgenden Aufnahmen. Eine Sache schon mal vorweg: Der Combo ist mit seinen 40 Watt absolut band- und bühnentauglich und hat einen durchsetzungsfähigen Sound. Auch die Cleanreserven sind hoch genug, um den Amp in einer größeren Funk & Soulband gegen Drums, Bass, Keys und Gebläse einzusetzen. Die Kanäle und Sound-Modi sind klanglich und lautstärkemäßig gut aufeinander abgestimmt, wenn man in einem Kanal keine extremen Klangverbiegungen erzeugen möchte, kommt man auch mit der Klangregelung klar, die von beiden Kanälen genutzt wird.
Classic Channel – Clean
Mit dem EQ lässt es sich sehr gut arbeiten, der Wirkungsgrad in den fünf Frequenzbereichen ist sehr effektiv, allerdings drehe ich die Regler meist nicht extrem weit auf, sondern halte mich eher im “Vor-12-Uhr-Bereich” auf, vor allem bei den Höhen. Hohe Werte des Treble-Reglers können recht giftig werden, zudem ist die Centerfrequenz des Mittenreglers auch schon recht hoch angesiedelt, da sollte man Treble oder Presence eher fein dosieren. Natürlich kommt es auch immer auf die verwendete Gitarre an, aber Tatsache ist, dass sich der Klang sehr gut an das entsprechende Instrument anpassen lässt. Andererseits bietet ein etwas härterer Höhenbereich meist eine gute Durchsetzungskraft im Bandkontext, und die hat der Amp in allen Kanälen. Ihr bekommt in den nächsten drei Beispielen einen Einblick in die unterschiedlichen Klangvarianten des Clean-Channels. Zuerst ein eher crisp klingender Strat-Sound, dann die Funky Tele und ein recht weich klingender Jazz-Sound mit maximalem Hall. Dieser klingt sehr gut und bleibt auch bei hohem Effektanteil angenehm im Hintergrund. Im vierten Beispiel hört ihr fünf verschiedene Einstellungen des Reverb-Reglers (7, 9, 12, 15, 17 Uhr)
Classic Channel – Crunch
Beim Crunch-Mode wird der Ton entsprechend dreckiger, in der Gain-Bandbreite geht es hier los mit einem leicht übersteuerten Sound bei 9 Uhr und bis zu einem kernigen Mid Gain bei maximaler Einstellung, dies allerdings eher mit leistungsstärkeren Pickups. Das Ergebnis hört ihr im dritten Beispiel mit einer Les Paul. Der Crunch-Mode reagiert gut auf den Anschlag und die Aktionen mit dem Volume-Poti an der Gitarre, im ersten Beispiel ist das ganz gut zu hören, da wurde zuerst etwas leichter, in der zweiten Hälfte etwas härter angeschlagen. Bei härterem Anschlag gibt es einen erhöhten Zerrgrad und der Ton wird etwas spitzer.
Ultra Channel – OD1
Beim OD1 geht es in den niedrigen Zerrgraden in etwa da weiter, wo der Crunch-Kanal aufhört. Es gibt bei niedrigen Gain-Settings einen angenehmen Mid-Gain-Sound mit klarem Marshall-Charakter, so wie man ihn seit vielen Jahrzehnten kennt und schätzt. Die Sounds können hier in den mittleren Zerrgraden noch gut über den Anschlag an der Gitarre variiert werden, bei höheren Gain-Settings komprimiert der Klang mehr und da wird es schwieriger mit der Zerrgradsteuerung per Anschlag. Dafür gibt es dann aber eine satte Packung Sustain. Trotzdem ist dieser Modus kein reiner Plattmacher, auch bei hohem Zerrgrad kann mit dem Volume an der Gitarre gearbeitet werden. Im zweiten Beispiel ist das zu hören, da habe ich den Volume-Regler an der Gitarre zuerst halb aufgedreht, danach voll. Es lohnt sich, auch in diesem Kanal mit der Klangregelung etwas extremer zu arbeiten, bei diesem Beispiel habe ich die Mitten weit aufgedreht und die Höhen stark zurückgenommen.
Ultra Channel – OD2
Beim Ultra Channel gibt es zusätzlich eine gute Portion Sustain und Kompression, im Frequenzbild liegt dieser Modus nah am OD1, aber der Sound ist noch noch etwas heißer. Trotz hohem Gain wird aber alles immer noch klar und deutlich übertragen, das könnt ihr im ersten Beispiel hören, wo ich auf der Baritongitarre (Drop A Tuning) eine kleine Melodie und ein paar Akkord-Arpeggios gespielt habe. Zuerst bei 9 Uhr Gain, dann auf 14 Uhr. Trotz des hohen Zerrgrades und Gain-Gewitters sind die Anschläge und Töne an der Gitarre klar zu erkennen, und das im Frequenzkeller, Respekt! Für singende Leadsounds ist dieser Kanal natürlich auch sehr gut geeignet, im zweiten Beispiel gibt es dazu eine kleine Kostprobe. Der Sound reagiert in diesem Setting mit höherem Zerrgrad ausgezeichnet auf Pinch Harmonics und kippt auch bei geringen Lautstärken schon dezent in die harmonischen Obertöne, was beim Spielen sehr viel Spaß bereitet.
Und natürlich haben wir auch noch etwas für die Metall-Verarbeitung, für die man den Tone-Shift-Schalter zum Absenken der Mitten recht gut einsetzen kann. Für schnelles Riffing auf den tiefen Saiten sollte man aber den Gain-Regler nicht zu weit aufdrehen, denn ab 14 Uhr kann es je nach Gitarre schon etwas schwammig werden. Gain auf 13 Uhr ist in diesem Modus völlig ausreichend für kernige Metal-Riffs. Allerdings ist in diesem Modus das Grundrauschen schon recht stark; wer viel im High-Gain-Bereich spielt, sollte auf jeden Fall ein Noise Gate im Einschleifweg parken.
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Zum Abschluss gibt es noch ein Soundbeispiel mit dem Emulated Out. Der hat mir ehrlich gesagt nicht so gut gefallen, denn die Diskrepanz im Frequenzbild zwischen Speaker-Signal und Emulated-Out ist recht hoch. Spielt man zuhause mit einem Standard-Kopfhörer, ist er tatsächlich brauchbar, denn viele Kopfhörer haben mehr Höhen im Gepäck, dort gleicht der Emulated Out dieses Problem etwas aus. Ich würde den Ausgang aber nicht empfehlen, um das Gitarrensignal auf der Bühne an die PA zu schicken, weil man sich die Abnahme mit einem Mikrofon sparen will. In den folgenden Beispielen hört ihr einmal das mikrofonierte Signal und dann die gleiche Einstellung am Amp über den Emulated Out.
Paul Schatta sagt:
#1 - 08.01.2020 um 17:53 Uhr
Kann man den Verstärker auch als Herzschrittmacherträger benutzen