Praxis
Die Amps werden für den Praxisteil von einem Beyer Dynamic M160 Bändchenmikrofon abgenommen, danach geht es ohne weitere Bearbeitung auf die Festplatte. Beide Amps lassen sich auch auf ein Schallpegel-Niveau bewegen, das außerhalb der Zimmerlautstärke liegt, aber für einen entspannten Bandbetrieb mit entsprechenden Clean-Reserven würde ich die Combos nicht empfehlen. Der DSL5CR könnte bei einem leisen Gig oder einer Probe noch mithalten, aber generell sehe ich diese Verstärker eher als Übungsamps für zuhause.
DSL1CR
Wir starten den Rundgang mit dem Classic Channel des DSL1CR. Hier gibt es bei mittlerer Volume-Einstellung schon einen recht rauen Ton, glasklar und unverzerrt ist das nicht mehr. Das ist auch logisch, denn der Amp leistet nur 1 Watt und die Endstufe kommt früh ins Schwitzen. Der Speaker entlässt einen recht höhenbetonten Ton ins Freie, der Bassbereich wird vom 8″ Lautsprecher allerdings nicht so gut präsentiert. Der Equalizer bietet die Möglichkeit, mithilfe der oberen Mitten und Höhen recht stark in den Sound einzugreifen, um zum Beispiel einen etwas wärmeren Charakter zu erzeugen (Bsp. 2). Mit vollem Volume kann man dem Amp eine amtliche Portion Verzerrung entlocken, die gut über die Anschlagsdynamik steuerbar ist. Die Bandbreite hört ihr im dritten Beispiel, bei dem ich zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick angeschlagen habe.
Im Ultra Channel machen sich die Schwächen des Lautsprechers in der Wiedergabe der unteren Mitten und Bässe leider stärker bemerkbar. Spielt man etwas lauter, wird der Klang sehr pappig und blechern, bei geringem Schalldruck fehlt die Wärme und Fülle. Mit einem angeschlossenen 12″ Speaker sieht die Sache nämlich ganz anders aus, da sind genau diese Eigenschaften vorhanden. Soundmäßig ist die Palette vom Crunchsound bis zum Ultra High Gain komplett vertreten, ab Gain auf 10 Uhr setzt schon ein stattliches Zerrbrett ein, das sich über das Volume-Poti an der Gitarre noch gut modifizieren lässt. Wenn der Gain-Regler die 13-Uhr-Marke überschritten hat, wird das Ganze mit sattem Sustain und einer guten Kompression angereichert. Leider rauscht es dann auch schon ordentlich, und wer da pingelig ist, sollte ein Noise Gate im Effektloop parken, um bei Spielpausen Ruhe zu haben.
Zum Abschluss gibt es eine Kostprobe mit der Abnahme über den Emulated Out. Der steht auch beim DSL1CR klanglich im klaren Gegensatz zum Sound aus dem Speaker, denn er hat recht wenig Höhen, was allerdings beim Spielen mit Kopfhörern eher vorteilhaft sein kann. Kopfhörer neigen dazu, die Höhen und Bässe etwas in den Vordergrund zu stellen, und da kann die Speaker Simulation entgegenwirken. Aber trotz allem klingt das nach solider Mittelklasse, zum Aufnehmen würde ich das Signal aus dem Emulated Out nicht benutzen. Ihr hört im folgenden zwei Einstellungen, einmal alle Regler auf 12 Uhr, danach mit Maximalwert bei Treble und Middle.
DSL5CR
Der DSL5CR hat mit seinem 10″ Speaker etwas mehr Klangvolumen im tieferen Frequenzbereich, aber auch hier ist bei höheren Lautstärken der Sound etwas pappig und blechern, vor allem bei den Zerrsounds. Das liegt aber tatsächlich am Speaker, denn mit einem angeschlossenen 12″ Celestion Creamback Lautsprecher beispielsweise sieht die Welt ganz anders aus. Die Deep-Funktion kann den internen Lautsprecher auf jeden Fall zu etwas mehr Bässen bewegen, im ersten Beispiel hört ihr die Unterschiede. Die Clean-Reserven sind im Classic Channel des DSL5CR wesentlich größer als beim kleinen Kollegen, selbst bei maximalem Gain gibt der Kanal nur einen leicht übersteuerten Sound mit einer Humbucker-Gitarre aus (Bsp. 3).
Im Ultra Channel gibt es, wie bei den DSL-Amps gewohnt, die komplette Zerr-Bandbreite von leichtem Crunch bis zum Vollgas-Brett. Die dynamische Ansprache lässt logischerweise nach, je höher der Gain-Regler steht, dafür kommt dann mehr Kompression und Sustain hinzu. Mit der Klangregelung lässt sich weitgehend gut arbeiten und der Sound kann entsprechend an die Gitarre angepasst werden, aber alles in dem Umfang, den der Lautsprecher erlaubt. Somit sind in diesem Kanal eine größere Bandbreite an Sounds erzielbar. Der Reverb fügt dem Klang etwas Raum hinzu – Marshall hat hier einen soliden Brot-und-Butter-Hall integriert, der sich angenehm hinter den Direktsound legt und eher unauffällig agiert. Ihr hört nun drei Beispiele mit unterschiedlichen Einstellungen.
Der Emulated Out ist auch beim DSL5CR wie beim kleinen Kollegen mit einem dezenten Höhenbereich bestückt. Zum Üben mit Kopfhörern ist das in Ordnung, aber zu Aufnahmezwecken würde ich den Ausgang nicht benutzen. Hier sind wieder zwei Beispiele, einmal mit allen Reglern in der mittleren Position, also der gleichen Einstellung wie beim ersten Audio-Beispiel des Ultra Channels. Danach kommt das Riff noch einmal mit mehr Höhen und Mitten.