Praxis
Eines vorweg: Der kleine Brüller macht trotz der geringen Endstufenleistung von fünf Watt zumindest in den heimischen vier Wänden einen enormen Lärm. Ob diese Power letztlich auch für eine Probe ausreicht, liegt sowohl am Musikstil als auch an der Disziplin der Mitmusiker. Der Amp ist eher für verzerrte Sounds ausgelegt, denn die geringe Endstufenleistung kommt ultracleanen Klängen nicht wirklich entgegen. Ich habe es trotzdem versucht und den Classic Gain Kanal mit meiner Rickenbacker-Gitarre angespielt. Hier beginnt der Amp schon ab der 10-Uhr-Stellung des Volume-Reglers in die Sättigung zu gehen, was zugegebenermaßen durchaus seinen Reiz hat.
Der DSL5C bietet eine integrierte Speakersimulation, deren Signal ich gleichzeitig zum mikrofonierten aufgezeichnet habe. Eingebaute Speakersimulationen gehören bei Übungsverstärkern seit einigen Jahren fast schon zum Standard und ähneln sich klanglich sehr stark. Ich habe mir im Laufe der Zeit angewöhnt, alle Sounds beim Recorden am Analyzer anzusehen. Beim Frequenzgang der hier integrierten Speakersimulation ist mir ein massiver Abfall um 1KHZ aufgefallen, der Sound wirkt etwas glasig. Aber hört selber. Alle Audiobeispiele sind in doppelter Ausführung vorhanden, so könnt ihr bei jedem die beiden Signale miteinander vergleichen.
Im ersten Audiobeispiel habe ich den Classic Gain Volume-Regler auf Halbgas gedreht, wodurch die leichte Verzerrung des Kanals mit den schwachen Singlecoils der Rickenbacker eine gelungene Symbiose eingeht, die Pickings klingen sehr rund und fett. Die Klangregler stehen auf 12 Uhr, Tone Shift- und Deep-Taster sind deaktiviert.
Mit dem Stegpickup der Stratocaster und dem Volume-Regler auf 15 Uhr lässt der klassische Marshall-Zerrsound à la Ritchie Blackmore grüßen. Der Sound ist jetzt zwar stärker komprimiert, besitzt aber noch genügend Dynamikreserven. Auch hier habe ich den Deep Schalter nicht aktiviert. Er bringt im Bereich um die 100 Hz zwar einen gewissen Bassschub, der beim Üben im Wohnzimmer durchaus Sinn macht, bei hohen Lautstärken droht sich der Amp jedoch schnell klanglich zu verschlucken.
Wenn es um stark verzerrte Sounds geht, hat der DSL5C ganz klar die Nase vorn. Der Ultra Gain Kanal bietet mit seiner kräftige Verzerrung weniger Raum für Differenzierungen, die Sounds klingen fett und sind recht stark komprimiert. Die Klang- und Zerrstruktur ist klar vorgegeben und lässt sich deshalb nur in einem gewissen Rahmen leicht variieren. Den größten Klangunterschied bringt der Tone Shift Schalter. Er greift in die Klangregelung des Amps ein, was sich besonders im Mittenbereich bemerkbar macht. Bei Aktivierung wird der Sound schlanker und rotziger. Im nächsten Audiobeispiel hört ihr den Ultra Gain Kanal zuerst mit deaktiviertem und dann mit aktiviertem Tone Shift. Der Gainregler steht auf 12 Uhr, die verwendete Gitarre ist meine Stratocaster mit Kloppmann-Singlecoils.
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Mit der Les Paul wird der Ton naturgemäß fetter. Obwohl meine Gitarre nicht mit besonders kräftigen Humbuckern bestückt ist, klingt es singend und sahnig, also beste Voraussetzungen für schnelle Sololinien. Diesmal habe ich den Tone Shift Schalter aktiviert, wodurch der Klang dank der feiner strukturierten Mitten immer noch sehr luftig ist. Der Mittenregler steht auf 11 Uhr, während sich Bass und Treble in der 13 Uhr Position befinden. Der Gainregler steht auf 15 Uhr.
Zum Schluss gibts noch ein Soundbeispiel mit allem, was Küche und Keller zu bieten haben, sprich Vollgas-Gain. Zusammen mit der tiefergestimmten Les Paul wollte ich einen klischeehaften Metalsound mit leicht ausgehöhlten Mittenanteilen nachbauen. Wegen der starken Komprimierung klingt es allerdings etwas verpackter, was aber den 5 Watt und dem einzelnen 10 Zoll Speaker geschuldet ist. Die Mitten stehen auf 9 Uhr, der Bass auf 15 und Treble auf 13. Für besagte luftigere Mitten ist der Tone Shift aktiviert.