Praxis
Die 1-Watt-Amps aus der 50th Anniversary Reihe konnten ja schon mit einem recht starken Schalldruck überzeugen, und so sieht es beim JTM45 Custom Offset ähnlich aus. Vor allem die Box überrascht mit einem satten Sound, sie klingt sehr ausgewogen und auch bei höheren Lautstärken nicht blechern. Ein sehr angenehmer Klang, den ich in dieser Form tatsächlich nicht erwartet hätte. Der 0,1 Watt Modus ist tatsächlich so leise, dass man den Amp voll aufdrehen und im kleinen Kämmerlein mit entsprechender Zerre spielen kann, ohne jemanden zu stören. Richtig Spaß macht es aber erst in der normalen Betriebsart, denn da schmatzt die Endstufe bereits bei mittlerer Loudness-Einstellung und liefert auch lautstärkemäßig ein gutes Pfund, das für die eine oder andere Blues-Session mit einem dezent spielenden Drummer ausreichen sollte. Zur ersten Bestandsaufnahme hören wir uns den Sound bei mittlerer Einstellung an.
Gitarre | Tone | Loudness |
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Strat | 12 | 12 |
Zu weit aus dem Fenster hat man sich bei Marshall tatsächlich nicht gelehnt, der typisch dreckige Sixties-Sound ist hier eindeutig eingefangen und kann auf die Menschheit losgelassen werden. Die Strat erzeugt einen sehr rotzigen Ton, der je nach Anschlag von Clean bis Mid Gain reicht. Bei harter Betätigung der Saiten ist die Kompression der Endstufe klar zu spüren, der Sound zerrt, wird aber nicht mehr viel lauter, sondern einfach nur dichter. Bei leisen Anschlägen ist er zwar fast clean, hat aber genügend Lautstärke in Reserve. Sehr gutes Spielgefühl!
Dreht man den Loudness-Regler voll auf, generiert die Strat ein ganz ordentliches Mid Gain Brett. Für Cleansounds empfiehlt es sich dann, den Lautstärkeregler an der Gitarre zurückzunehmen, genau so wie früher, und das funktioniert mit dem Amp auch bestens. Wer allerdings absolut saubere und unverzerrte Töne benötigt, der wird hier nicht zu 100 Prozent bedient werden, denn der Amp hat immer eine Prise Dreck an den Stiefeln, und auch das gehört unzweifelhaft zum britischen Sound. Im folgenden Beispiel habe ich zuerst den Volume-Regler an der Strat auf 5 gestellt, nach zwei Durchgängen auf 10 und im letzten Durchgang von der Kombination Mitte & Steg auf den Steg-Pickup umgeschaltet.
Gitarre | Tone | Loudness |
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Strat | 14 | 17 |
Was mich etwas stört, ist die schlechte Markierung der Regler. Man sieht den schwarzen Streifen (auf schwarzem Regler), der durch die beidseitige Wölbung der Oberfläche gebildet wird, bei gewissen Lichtverhältnissen nur sehr schwach. Aber da es nur zwei Regler gibt, sollte das kein großes Drama sein. Widmen wir uns nun den etwas kräftigeren Gitarrentypen, zuerst ist eine SG im Angebot, mit der das beliebte britische Setting (beide Regler voll aufgedreht) eingeläutet wird.
Gitarre | Tone | Loudness |
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SG | 17 | 17 |
Das klingt auf jeden Fall amtlich und regt zu entsprechenden Rock-Ausflügen an. Der Amp hat zwar begrenzte Regelmöglichkeiten, aber dafür reagiert er umso besser auf Veränderungen an der Gitarre. Ich habe beim nächsten Beispiel nichts am britischen Setting verändert – also gleiche Gitarre und gleicher Pickup – lediglich den Tone-Regler der Gitarre für einen etwas „Cream“-igeren Sound komplett zurückgedreht und etwas leichter angeschlagen. Das ist das Ergebnis:
Gitarre | Tone | Loudness |
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SG | 17 | 17 |
Nun zum klassischen Herrengedeck der Rockmusik mit Les Paul und Marshall. Auch hier gibt es keine Beanstandungen, beide vertragen sich vorzüglich, und mit den getrennt regelbaren Pickups der Les Paul lässt es sich mit dem JTM45 perfekt arbeiten. Cleansound mit dem Halstonabnehmer bei Volume auf 5 und das Brett mit dem Steg-Pickup bei voller Gitarrenlautstärke. Dabei habe ich den Loudnessregler nicht so weit aufgedreht, denn bei der Les Paul-Power war mir persönlich der Zerrsound bei Vollanschlag im Bassbereich etwas zu undefiniert.
Für dich ausgesucht
Gitarre | Tone | Loudness |
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Les Paul | 10 | 14 |
Der Tone-Regler ist eher für Feinkosmetik zuständig, krasse Frequenzverbiegungen sind nicht an der Tagesordnung, aber das ist auch völlig in Ordnung so. Mit vorgeschalteten Effektpedalen gibt es ebenfalls keine Probleme, Delays werden nicht verwaschen dargestellt und mit einem Overdrive kann man den JTM45 noch weiter anfeuern und etwas mehr Verzerrung aus ihm kitzeln. Zum Abschluss hört ihr ein Beispiel, bei dem ich nach zwei Durchgängen einen Himmelstrutz Fetto dazugeschaltet habe, um mehr Gain zu erhalten.
Gitarre | Tone | Loudness |
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Les Paul | 9 | 11 |