Praxis
Optik & Handling
Der Marshall Major II fühlt sich wertig an. Dasselbe gilt für die Verarbeitung. Es gibt nirgendwo überstehende Grate, Fäden oder Farbschwankungen. Die Netze der Hörmuscheln wurden anscheinend nicht aus Kunststoff gefertigt, sondern aus einer Naturfaser. Der neue Faltmechanismus ist gelungen, er wirkt robuster als bei seinem Vorgänger. Allerdings täuscht die Optik ein wenig: Die Verblendung des Klappmechanismus ist keineswegs aus Metall, sondern aus Plastik.
Die Flexibilität der kippbaren Hörmuscheln ist enorm, die Verwindungssteifheit des Bügels äußerst gering. So lässt sich der Kopfhörer einfach und sicher aufsetzen, da er sich nahezu jeder Kopfform anpasst. Trotz allem überzeugt der Tragekomfort nicht durchgängig, denn der Anpressdruck ist deutlich zu hoch. Zwar garantiert er sicheren Sitz, doch drücken die Hörmuscheln bei mir schon nach einer Viertelstunde kopfschmerzverdächtig auf den Schädel.
Usability
Das Kabel hat teilweise eine Spiralwindung und bringt etwa 1,25 m beziehungsweise ausgezogen etwa 2 m ans Maßband. Es bietet an beiden Enden einen 3,5-Millimeter-Klinkenstecker mit Knickschutz und metallenen Griffstücken. Aufgrund ihrer Riffelung liefern sie guten Grip. Bei einem der beiden Stecker handelt es sich um einen Winkelstecker mit einer goldenen Metallspirale als Knickschutz. Der Winkelstecker erlaubt ein optimales Verstauen des angeschlossenen mobilen Geräts. Die zugehörigen Klinkenbuchsen liegen unterhalb der Hörmuscheln. Dabei kann man an die freie Buchse der zweiten Hörmuschel einen weiteren Kopfhörer anschließen. Marshall nennt dieses Feature „Musik Share“. Keine ganz neue Idee, aber einen Pluspunkt wert. Die im Kabel integrierte Bedieneinheit für Android-Geräte bietet eine Dreiknopf-Bedienung zum Annehmen und Abweisen von Telefongesprächen, zum Auswählen von Musiktiteln und zur Lautstärkeregelung. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die fehlende Beschriftung der Remote. Somit heißt es, auf den Karton zu schauen und auswendig zu lernen. Auch ein Mikrofon ist in die Bedieneinheit integriert, um Gespräche führen zu können. Play- und Pause-Funktion funktionieren per einfachem, zweifachem oder dreifachem Klicken des mittleren Bedienknopfs; auch das Annehmen und Beenden von Anrufen klappt ohne Probleme. Die Soundqualität des Mikrofons ist für den Dauergebrauch zwar bescheiden, für den Einsatz zwischendurch aber in Ordnung.
Klang
Beim Sound gibt es viel Positives zu vermelden. EDM-Tracks profitieren von den wunderbar fein auflösenden Höhen, Bässe sind für Treiber dieser Größe vergleichsweise satt und rund. Und im Ultra-Low-Bereich arbeitet der Major II ganz hervorragend. Fans von Hip Hop und Urban Music werden daran Spaß finden. Die Mitten werden insbesondere im typischen Frequenzbereich der Vocals gut differenziert wiedergegeben. Dadurch ist die Sprachverständlichkeit hervorragend. Allerdings fehlt mir bei diesen Songs etwas die Anbindung zwischen den drei Frequenzregionen. Zudem kann der Frequenzgang bei reinen Sprachproduktionen auf Dauer ermüden. Aber für Gitarren-Rock sollte der Marshall-Kopfhörer doch optimales Hörvergnügen bieten! Also werfe ich den Song „Bridge Burning“ der Foo Fighters an und bin absolut geplättet. Wer auf dem Major II waschechten Rocksound laufen lässt, muss aufpassen, dass ihm nicht die Tränen in die Augen schießen. Die Auflösung der Mitten sorgt neben der Sprachverständlichkeit auch für eine wunderbar detaillierte Abbildung der Gitarrensounds, die nach dem Check mit Musiktiteln anderer Stilistik so nicht zu erwarten war. Weiter geht’s mit einer leicht in die Jahre gekommenen, recht mittenlastigen Metal-Produktion. Der Track „Davidian“ von Machine Head stellt für einige Kopfhörer eine echte Herausforderung dar. Kein Problem für den Major II, er liefert differenzierte Double-Bass-Attacken und Druck ohne Ende bei den Gitarren. Allerdings muss ich feststellen, dass die Höhen zwar brillant, aber nicht unbedingt seidig klingen. Je nach Produktion lässt sich ein deutliches Zischeln nicht verleugnen.
Bei entsprechenden Produktionen liefert der Major II ein hervorragendes, ultraweites Stereobild mit sehr guter Lokalisationsschärfe. Diese Vorteile spielt der Kopfhörer auch bei klassischer Musik aus. Die hier typische große Dynamik setzt der Marshall-Kopfhörer hervorragend um. Es wäre daher zu kurz gedacht, diesen Kopfhörer ausschließlich auf Rock und Pop festlegen zu wollen. Die neuen 40mm-Treiber zeigen zusammen mit den ohraufliegenden Hörmuscheln eine exzellente Dämpfung von Außengeräuschen und machen umstehende Mitmenschen nicht zwangsläufig zu Mithörern.
Randy Marsh sagt:
#1 - 30.06.2016 um 08:39 Uhr
Marketing schlau aber braucht man das?!