Praxis
Trotz seiner 320 Gramm Gewicht empfinde ich den Marshall-Kopfhörer sehr handlich, begründet in seiner recht kompakten Größe und dem Grip der strukturierten Oberfläche. Setze ich den Monitor II ANC auf, fühle ich mich trotz des recht üppigen Gewichts wohl damit, denn die flauschige Polsterung schmiegt sich regelrecht an Kopf und Ohren an, um auch den vom Bügel ausgehenden Druck abzufedern. Meine mittelgroßen Ohren finden in den ovalen Kapseln genügend Platz, ohne eingeengt zu werden und dennoch mit genügend Halt bzw. Sicherheit selbst bei sportlichen Bewegungen.
Aber nicht nur unterwegs ist der Monitor II ANC eine gute Partie, denn seine geschlossene Bauweise und die damit einhergehende Abschirmung prädestinieren ihn auch für die lautstarke DJ-Kanzel. Mit dem äußerst flexiblen Bügel funktioniert einseitiges Monitoring auch ohne entsprechendes Gelenk, indem man einfach eine Muschel hinter das Ohr klemmt. Hier kann nicht nur der Rock-DJ Marken-Style zeigen.
Bluetooth-Betrieb und App
Nach Betätigen des „M-Knopfs“ bestätigt die blau blinkende LED die Bereitschaft für die Bluetooth-Verbindung mit meinem iPhone. Anschließend listet mein Handy den Kopfhörer als Bluetooth-Gerät. Nach erfolgreicher Kopplung installiere ich die App, um individuelle Einstellungen vorzunehmen: Wenn das voreingestellte Klangbild nicht unbedingt dem präferierten Sound entspricht, bietet die App neben sieben EQ-Presets einen 5-Band-Equalizer, mit dem ich das gewählte Klangbild in den Frequenzen 160, 400, 100, 2.500 und 6.250 Hertz anpassen kann und unter „Benutzerdefiniert“ speichere. Allerdings wirken sich diese Einstellungen nicht auf den Klang im Kabelbetrieb aus.
Die Intensität des Active Noise Cancelling lässt sich ebenfalls prozentual verstärken oder reduzieren, wie auch der Monitor-Modus mit hörbaren Ambient-Geräuschen, mit denen man sich nicht von der Umgebung abgekapselt fühlt. Das zahlt sich vor allem in der Öffentlichkeit aus. Zudem höre ich beim Sprechen nicht nur meine Kopfstimme.
Etliche Funktionen der App lassen sich vom Kopfhörer aus bedienen, beispielsweise EQ-Presets oder Google Assistent beziehungsweise Siri. Mit der ANC-Taste schalte ich die aktive Geräuschunterdrückung ein oder zum Monitor-Mode um. Der goldene Bedienknopf startet beziehungsweise pausiert die Musik und aktiviert den Shuffle-Modus. Zudem regle ich die Lautstärke und nehme eingehende Telefongespräche entgegen.
Der Monitor II ANC spielt kabellos bis zu 30 Stunden, ohne ANC sogar 45 Stunden. Das Laden dauert gut zwei Stunden. Mit einem Power Nap von 15 Minuten am USB-Anschluss schafft der Akku immerhin fünf Stunden Spielzeit. Um Akkuleistung zu sparen, stelle ich in der App den Timer zum automatischen Ausschalten des Kopfhörers im Standby-Betrieb ein.
Klang
Laut Frequenzdiagramm betont der Monitor II ANC Frequenzen von 50 bis knapp 100 Hertz, die Mitten hingegen sacken vor allem um die 315 Hertz auf 110 Dezibel ab, anschließend dreht er bei circa 3.500 Hertz mit 125 Dezibel auf, was dem generellen Peak des Frequenzspektrums entspricht. Die Höhen bilden ein Maximum bei circa 7.500 Hertz mit 122 Dezibel und bei 10.000 Hertz beziehungsweise 12.500 Hertz mit 115 Dezibel ab.
Beim Test nehme ich den Klang des Marshall-Kopfhörers als recht homogen und warm wahr. Seine Mitten drängen sich nicht auf und Höhen spielen sich nicht überspitzt hervor. Das von mir oft zu Testzwecken gespielte „Protection“ von Massive Attack überzeugt im Intro von einem satten Bass. Die anschließenden Vocals heben sich klar definiert ab. Gleiches bestätigen auch die deftigen Drums in Kraftwerks „Heimcomputer“, einschließlich der recht scharf abgezeichneten Hi-Hats. Allerdings geht es noch besser, denn im direkten A/B-Vergleich mit dem recht linear klingenden Sennheiser HD-25 fehlt es dem Probanden auffällig an Transparenz. Der HD-25 bringt Details deutlicher hervor, dazu empfinde ich sein Stereobild breiter. Auch der Output des Monitor II ANC unterliegt leicht dem Vergleichskopfhörer. Da die Treiber des HD-25 direkt auf dem Ohr liegen, schirmt er zudem besser ab. Mit den größeren Muscheln des Monitor II ANC nehme ich Hintergrundgeräusche deutlicher wahr.
Zum Glück verkraften die Treiber einiges an Pegel, sodass sie sich auch beim Auflegen in der von Hintergrundgeräuschen gezeichneten DJ-Kanzel durchaus durchsetzen. Selbst bei Transienten verzerrt und scheppert nichts in den Kapseln.
Sollte einem beim Bluetooth-Betrieb das Klangbild nicht schmecken, würzt man über die App nach, wodurch man hinsichtlich der Transparenz noch ein paar Nuancen rausholt. Abgesehen von meiner eigenen Einstellung mit etwas weniger Bass, dafür mehr Höhen gefallen mir vor allem die Presets Rock, Electronic und Jazz.
Für dich ausgesucht
Die aktive Geräuschunterdrückung ist für mich aber das wichtigste Kaufargument, da sie sehr gut Nebengeräusche isoliert. Je nach eingestellter Intensität schirmt sie von der Umgebung ab und filtert Störgeräusche, sodass aufgedrehter Pegel sie nicht kompensieren muss. Der Monitor-Modus bietet sich vor allem unterwegs an, um auch die Umgebung wahrnehmen zu können.