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Martin Guitars – Die Geschichte einer Gitarren-Dynastie

Nur wenige Hersteller können auf eine so lange Firmentradition zurückblicken wie Martin Guitars. Gegründet im Jahre 1833 von dem deutschen Einwanderer Christian Friedrich Martin steht die in Nazareth, Pennsylvania ansässige Firma für hochwertige Stahlsaiten-Gitarren, aber auch für stilbildende Innovationen. Sie haben die musikalische Landschaft Amerikas stark geprägt und es gibt wohl kaum einen prominenten Gitarrero, der nicht irgendwann im Laufe seiner Karriere ein Instrument des Familienunternehmens in den Händen hielt. Wir möchten uns hier auf die Spuren des Traditionsherstellers begeben und euch einen kurzen Überblick über die Geschichte der wohl weltweit bedeutendsten Manufaktur von Steelstring-Gitarren verschaffen.

Martin – Die Geschichte einer Gitarren-Dynastie
Alle Bilder: Martin Guitars
Inhalte
  1. Die Geschichte von Martin Guitars
  2. Innovationen und Modelle
  3. Berühmte Player
  4. Schlusswort

Die Geschichte von Martin Guitars

Fotostrecke: 2 Bilder C.F. Martin und seine Werkstätte

Martin Guitars, genauer gesagt C. F. Martin & Co., Inc., wurde 1833 von dem deutschen Einwanderer Christian Friedrich Martin gegründet und hat seinen Firmensitz in Nazareth (Pennsylvania) in den USA. Die Geschichte hat jedoch einen sehr interessanten Prolog: Christian Friedrich Martin wurde am 31. Januar 1796 in Markneukirchen geboren, einem kleinen Städtchen im sächsischen Vogtland, das auch heute noch für seine reichhaltige Instrumentenbautradition bekannt ist. Nach einer Lehre bei seinem Vater, der Tischler und Instrumentenbauer war, zog Christian Friedrich mit 24 Jahren nach Wien, um bei der renommierten Gitarrenmanufaktur von Johann Georg Stauffer seine Ausbildung fortzuführen. Nach der Heirat mit Ottilie Lucia Kühle wechselte er zu seinem Schwiegervater, ebenfalls ein Tischler und Instrumentenbauer. Nach insgesamt 14 Jahren ging er zurück nach Neukirchen und machte sich dort selbstständig. Mittlerweile hatte die dortige Geigenbauerinnung beim sächsischen König Beschwerde eingelegt, da auch Tischler oder Handwerker ohne Berufsabschluss Gitarren bauten. Damit verstießen sie gegen das Privileg, das nur Mitgliedern der Geigenbauerzunft zustand.

Der Neustart in New York mit einem eigenen Musikgeschäft

Nicht zuletzt diese Umstände sollen dazu beigetragen haben, dass Christian Friedrich schließlich 1833 nach New York auswanderte. Noch im selben Jahr eröffnete er ein Gitarrengeschäft in der Hudson Street, bot aber auch Musikalien wie Noten, Saiten und andere Instrumente an. Seine Gitarren waren anfänglich reine Auftragsarbeiten, die in Kooperation mit diversen Partnern entstanden. Ein Grund, weshalb einige Modelle dieser Zeit unter den Namen wie z. B. Martin & Schatz oder Martin & Coupa liefen. Da Martin-Gitarren und -Mandolinen schon bald einen hervorragenden Ruf genossen, verlegte Christian sich nun vollständig auf den Instrumentenbau und zog 1839 in die damals noch vornehmlich deutsche Siedler-Enklave Nazareth, wo er sich zusehends vergrößerte.

Nach C.F. Martins Tod blieb die Firma in Familienhand

Nach C.F. Martins Tod am 16. Februar 1873 wurde das Zepter an seinen Nachkommen C.F Martin Jr. weitergegeben, der jedoch nur kurz die Firmenleitung übernahm. Es folgte 1888 Frank Henry Martin, der das Unternehmen bis 1945 führte und sicherlich die bedeutendsten Modernisierungen hervorbrachte. Gleichzeitig entwickelte sich Martin auch zum größten Mandolinen- und Ukulelenhersteller seiner Zeit.  Als C.F. Martin III und Frank Herbert Martin ihren Großvater beerbten, kam es zur Expansion mit einem zusätzlichen Werk und dem Aufkauf einiger Firmen wie z. B. der Darco String Company oder Vega Banjo Works. 1986 wurde das Unternehmen mit C.F. Martin IV an die nächste Generation übergeben. C.F. Martin IV besann sich einerseits auf die Tradition zurück, förderte aber auch die Integration von neuen Technologien, ein verstärktes Umweltbewusstsein in der Holzwahl und die Verwendung neuer Materialien. Im Juni 2021 trat C.F. Martin IV als CEO zurück, behielt jedoch seinen Sitz im Verwaltungsrat als Executive Chairman. Mit dem gebürtigen Ulmer Thomas Ripsam hat seitdem das erste Nicht-Familienmitglied den Vorstand der Firma inne. Die Geschichte des Unternehmens kann im Martin-Museum bestaunt werden, das einerseits als eine beliebte Touristenattraktion direkt am Firmenhauptsitz gilt, allerdings auch als eine ständige Inspiration der Company dient, wenn es darum geht, historische Instrumente wiederaufzulegen oder an Innovationen zu arbeiten.

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Innovationen und Modelle

Auch wenn die Gitarre im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert schon in aller Munde war, galt sie noch nicht als das dominierende Instrument und musste die nächsten Jahrzehnte mit Banjo und Mandoline konkurrieren. Nach 1815 gewann der Sechssaiter allmählich sowohl in Europa als auch später in den USA immer mehr an Popularität und der Begriff der „Gitarromania“ wurde geprägt. Ab den 1830er-Jahren entstanden diverse Entwicklungsprozesse und Konstruktionsweisen, die teilweise auch heute noch zum Standard im Instrumentenbau zählen. Konzentrierte man sich in Europa noch eher auf den Bau klassischer Konzertgitarren, war C.F. Martin ein großer Wegbereiter für den Siegeszug der Stahlsaiten-Gitarre in den Vereinigten Staaten.

Martin Guitars perfektionierte das X-Bracing

Für viele ist Martins größte Errungenschaft die Einführung bzw. Perfektionierung des “X-Bracings” in den 1840er-Jahren, eine Konstruktion, die zu einer höheren Stabilität der Decke führt. Damals war es noch üblich, sowohl Darm- als auch, um mit lauteren Instrumenten mithalten zu können, Stahlsaiten auf Gitarren aufzuspannen. Da Stahl einen deutlich stärkeren Zug aufweist, kann das für die Korpusdecke oder den Steg zu einer extremen Belastung werden. Das X-Bracing wirkt diesem Umstand durch Leisten entgegen, die auf der Innenseite der Korpusdecke in Kreuzform aufgeleimt werden. Auch wenn die Erfindung dieser Bauweise C.F. Martin zugeschrieben wurde, gab es wohl nachweislich einige Hersteller, die bereits zuvor auf das X-Bracing zurückgriffen.

Gitarrenbauformen und Modellbezeichnungen im Hause Martin

Frühe Stahlsaiten-Gitarren orientierten sich noch stark an der klassischen Korpusform, die deutlich kleiner und damit auch leiser war. Die Tendenz ging zu größeren Bauformen, die es in verschiedenen Ausführungen gab. Martin führte hier bald Größenstandards ein, die anfänglich noch von „3“ für das kleinste Modell bis „1“ für das Größte reichte. Als die Entwicklung in Richtung der größeren Korpusformen ging, entstand die auch heute noch gebräuchliche 0er-Skala, ausgesprochen wie der Buchstabe “o”. Das Modell „0“ gilt hier als kleinste Bauform, während 00 (Double o) und 000 (Triple o) die nächstgrößeren Formen beschreibt. Der einzige Logikbruch ist die Dreadnought oder die Jumbo. Obwohl sie noch größer als die „000“ sind, erhielten sie keine zusätzlichen Nullen, sondern schlichtweg die Bezeichnungen „D“ oder „J“. Weitere Buchstaben in den Namen geben spezielle Features an, wie z. B. C für Cutaway oder H für Herringbone bei der HD-28. Die Suffixnummer wie z. B. bei der D-28 bezeichnet hier die Ausstattung oder die verwendeten Hölzer.

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Die Entstehung der Dreadnought

Fotostrecke: 3 Bilder Ditson Martin

Ab Anfang des 20. Jahrhunderts verlegte sich Martin vollständig auf die Herstellung von Stahlsaitengitarren. Eine bedeutende Innovation, die auf Martin Guitars in dieser Zeit zurückzuführen ist, ist das Dreadnought-Modell (zu deutsch: „Fürchtenichts“), benannt nach dem großen britischen Schlachtschiff HMS Dreadnought. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg stellte Martin für die Ditson Warenhauskette ein extrem großes Gitarrenmodell her, das als akustische „Bassgitarre“ angeboten wurde (obwohl es sich hierbei technisch gesehen nicht um einen echten Bass handelte). Diese verkaufte sich jedoch eher zögerlich, auch wenn sie in Grundzügen bereits der Archetyp der Dreadnought war. Erst 1916 entwarf der Enkel von C.F. Martin, Frank Henry Martin zusammen mit Harry Hunt, seines Zeichens Manager von Ditson, den neuen Gitarrentypus mit dem großen Body.
Dreadnoughts bieten einen lauten und voluminösen Klang und galten lange Zeit als die größte Gitarrenbauform. Mittlerweile ist sie wohl das beliebteste Modell und quasi das Markenzeichen von Martin, das im Nachgang auch von vielen Gitarrenherstellern 1:1 so übernommen wurde.

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Martin Guitars legte den Hals-Korpusübergang vom 12. auf den 14. Bund

Fotostrecke: 2 Bilder OM 45 DeLuxe von 1930

Neben der Korpusgröße ist eine weitere Errungenschaft der veränderte Hals-Korpusübergang. Dieser lag bis 1929, inspiriert von den klassischen Gitarren, standardmäßig am 12. Bund. Da jedoch das Banjo gegenüber der sechssaitigen Gitarre immer mehr ins Hintertreffen geriet, regte der Banjospieler Perry Bechtel die Firma Martin an, den Übergang auf den 14. Bund zu verlagern, um auch Banjo-Umsteigern, die mehr freie Bünde zu Verfügung hatten, den Wechsel auf die Steelstring zu erleichtern. Auf Bechtels Rat hin führte Martin schließlich eine Gitarre mit einer längeren Mensur ein und nannte sie “Orchestra Model” (OM). Da die Konstruktion mit den 14 Bünden vor dem Korpusbeginn zu einem wahren Verkaufsschlager wurde, weitete Martin die Idee schließlich auf alle Gitarren seiner Produktlinie aus, was in kürzester Zeit zum Standarddesign der amerikanischen Gitarrenindustrie werden sollte. Zwischenzeitlich wurden gewisse historische Modelle, wie z. B. Ditson-Dreadnoughts, neu aufgelegt, die traditionell mit einem Korpusübergang am 12. Bund erhältlich waren.

Kostengünstige Modelle von Martin Guitars

Da der Instrumentenmarkt mit günstig produzierten Stahlsaitengitarren aus Japan und anderen asiatischen Ländern aufwartete, ließ Martin unter dem Namen Sigma Guitars Instrumente nach eigener Spezifikation in Japan herstellen. Ab Mitte der achtziger Jahre wurde eine Linie günstigerer Instrumente Made in USA auf den Markt gebracht, die als Road- oder X-Serie erhältlich sind. Inzwischen fertigt Martin die Instrumente der preisgünstigsten X-Serie in einer Zweigfabrik in Mexiko. Darüber hinaus gibt es auch noch die Dreadnought Junior sowie die Little Martin im etwas günstigeren Preissektor. Deutlich teurer, aber immer noch preislich unter den Flaggschiffen sind die 16-17er-Serie oder die Mahagonimodelle der 15er-Serie anzusiedeln.

Martins aktuelle Serien und Neuheiten

Martin besitzt mittlerweile ein gigantisches Produktportfolio. Dazu gehören die traditionellen Modelle, die als Dreadnought, Jumbo, Orchestra Modell (OM) und 0 bis 000 Versionen erhältlich sind und als Standard geführt werden, wobei die Authentic Serie sich auf frühe Dreadnought Modelle bezieht. Die “Modern Deluxe” Serie kombiniert klassische Features mit modernen Komponenten wie Titanhalsstab, Liquid-Metal-Bridgepins, eine Carbonfaser-Bridgeplate und ein Vintage-Deluxe-Halsprofil. Das Holz wird hier mit dem hauseigenen Vintage Tone System gealtert.

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Martin Guitars SC-13E Special
Martin Guitars SC-13E Special Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Eine besondere Erwähnung verdient die SC13E aus der Road Series, denn hier beschreitet Martin seit langer Zeit wieder neue und sehr innovative Pfade im Gitarrendesign. Neben vielen modernen Features kommt das Instrument mit einem asymmetrischen s-förmigen Korpusdesign und dem eigens patentierten “Sure Align” Halssystem, das vollen Zugang zu allen Bünden gewährt. Dank eines linearen Schwalbenschwanz-Halsgelenks wird hier eine sehr leichte Anpassung der Halsspannung, der Halsneigung und Intonation ermöglicht.

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Berühmte Player

Die Liste der Martin-Player ist sicherlich uferlos. Diese beginnt bei Country-Musikern wie Jimmie Rodgers, Merle Travis, Hank Williams, Waylon Jennings und Lester Flatt, über Bluesmusiker wie Muddy Waters, John Mayer oder Eric Clapton bis hin zu Elvis Presley, Ed Sheeran, Bob Dylan oder John Lennon. Das Martin Gitarrenmuseum in Nazareth beheimatet glücklicherweise einige der originalen Instrumente von legendären Künstlern und konserviert sie für die Nachwelt.

Fotostrecke: 3 Bilder Hank Williams D-28HW

Eric Clapton verhalf der Martin Triple-0 zur Renaissance

Eric Clapton hat durch sein Unplugged Album aus dem Jahre 1992 der “Triple 0” zu einer regelrechten Renaissance verholfen. Zwar verwendete Clapton bereits ab den 70ern 000-28 und 000-42 Modelle, doch erst durch den durchschlagenden Erfolg seiner Hits wie “Tears in Heaven” war dieser spezielle Typus wieder in aller Munde.

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Martin Guitars 000-28EC Eric Clapton
Martin Guitars 000-28EC Eric Clapton Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Mittlerweile hat Martin der Blueslegende mit der 000-28EC ein eigenes Signature Modell gewidmet. Darüber hinaus sind auch von Johnny Cash, John Mayer, Shawn Mendes, Brooke Ligertwood und Rich Robinson spezielle Signature Versionen im Martin Portfolio.

Martin Guitars 000-28EC Eric Clapton

Kurt Cobains 1953er “Grandpa” D-18

Eine weitere legendäre Zeitzeugin, den man im Martin-Museum antreffen kann, ist Kurt Cobains 1953er D-18, die von ihm “Grandpa” genannt wurde. Diese D-18 wurde Cobain 1991 von seiner damaligen Freundin Mary Lou Lord geschenkt und kam auf der Tournee vor und nach Nirvanas Album “Nevermind” zum Einsatz.

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Als Cobain die Beziehung zu Mary Lou beendet hatte und mit Courtney Love zusammenkam, hielt er es für nicht mehr angemessen, das Instrument zu behalten und gab es zurück. Anschließend wurde die Gitarre noch von Elliott Smith gespielt, für den Mary Lou Lord Tour-Opener war. Nach dessen Tod verkaufte Mary das Instrument schließlich und über Umwege landete “Grandpa” im Museum des Herstellers.

Fotostrecke: 2 Bilder Kurt Cobains Martin D-18 “Grandpa”

Schlusswort

Auch heute noch zählt Martin zu den bedeutendsten und sicherlich geschichtsträchtigsten Herstellern von Steelstring-Gitarren. Viele sehen in den Instrumenten weitaus mehr als nur Gitarren, sondern auch Zeitzeugen und ein Stück amerikanischer Erfolgsgeschichte. Dass ein Familienunternehmen nahezu 200 turbulente Jahre auf einem konstant hohen Erfolgslevel produziert, ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit. Wie Martin selbst auf der Website schreibt: “Unsere Gitarren wurden von Soldaten des Bürgerkriegs an Lagerfeuern gezupft, sie prägten den Klang der modernen Musik um die Jahrhundertwende und wurden von den ersten Superstars der Musik wie Jimmie Rodgers und Gene Autry gespielt”. Aus meiner Sicht ist Martin ein Platz im Olymp der Instrumentenhersteller sicher, denn nur wenige Firmen haben den Sound des letzten Jahrhunderts so geprägt wie C. F. Martin & Co.

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