Praxis
Der Master Sounds Radius 4 fühlt sich beim Mixen sofort richtig gut an. Die angenehm großen Regler laufen samtig und verbreiten einen hohen Wohlfühlfaktor. Die Trim-Regler arbeiten sehr effektiv. Beim Auflegen von 80s Boogie-Funk fiel mir auf, dass ich Maxi-Singles und auch deutlich leisere LP-Pressungen sehr gut in der Lautstärke angleichen konnte. Leider sind 10 dB Verstärkung für den Mikrofoneingang etwas knapp bemessen. Läuft eine Platte mit normalem Pegel, fällt es schwer, mit einem Shure SM58 drüberzuquatschen. Das dürfte aber wahrscheinlich nur die wenigsten DJs stören, die sich für den Radius 4 interessieren.
Die Crossover-Frequenzen des Dreiband-EQ/Isolator sind sehr musikalisch gewählt. Mit dem Höhenregler lassen sich zum Beispiel 808 Hi-Hats aus Tracks komplett ausblenden, ohne dass der Rest zuviel an Präsenz verliert. Das Killen der Bassfrequenzen schafft einen anderen Sound als der Einsatz des Hochpassfilters. Und der Mittenregler gibt matten Tracks bei moderatem Einsatz den fehlenden Biss. Alles in allem ist der Dreiband-EQ zwar eher zur Anpassung des Summensignals geeignet, aber moderates Tweaking ist schon möglich.
Die Sends haben ebenfalls ordentlich Dampf. Bei meinem kleinen Alesis Nanoverb-Effektgerät, das ich testweise in den Aux-Weg gehängt habe, musste ich den Input unter der 9-Uhr-Stellung halten, um Verzerrungen zu vermeiden, wenn ich den Aux-Send voll aufdrehe. Einen Regler zum Justieren der Aux-Return-Lautstärke gibt es nicht. Auch ist es von Vorteil, wenn der Effekt per Aux-Send „wet“ angefahren werden kann, damit das Originalsignal nicht über den Aux-Weg gedoppelt wird.
Eine weitere interessante Nutzung des Aux-Ausspielweges wäre, das Signal nicht mehr in den Mixer zurückzuführen, sondern im Studio zum Beispiel in die DAW, zum Aufnehmen von Vinyl-Samples. Im Betrieb als Installationsmixer könnte via Aux-Send ein weiterer Verstärker in einem anderen Raum angefahren werden. Gerade durch die Aux-Sends wird der Radius 4 sehr flexibel für verschiedenste Aufgaben im Club oder im Studio und bietet dadurch einen gewissen Mehrwert gegenüber manch anderem Rotary-Mixer.
In den folgenden Audiobeispielen stelle ich jeweils das Hochpassfilter und die drei Bänder des Master EQ/Isolator vor. Der Kanal befindet sich dabei auf Unity Gain, ebenso die EQ-Regler zu Anfang jeder Aufnahme.
£1.450,- ruft der Hersteller für den Radius 4 auf, das ist eine Menge Holz, aktuell rund 1.650,- Euro. Verglichen mit der zweikanaligen Version Radius 2, für den Master Sounds immerhin auch schon stolze £1.200,- aufruft, kostet die zwei Extrakanäle mit zusätzlichen Mikrofoneingängen dann allerdings nur rund 300,- Euro mehr, rund 80,- Euro weniger als noch bei der Ankündigung. Also fast schon ein Schnäppchen.
Ein ausgewachsener Pioneer-Mixer kostet mehr als ein Radius 4, bietet jedoch auch viel mehr Features, aber auf digitale Effekte und eingebaute USB-Soundkarte kann der Analog-Rotary-Enthusiast getrost verzichten. Für ihn oder sie zählen die überlegene Soundqualität, das edle Mixgefühl und der gediegene Oldschool-Flair mehr. Insofern erscheint der Preis für den analogen, in Handarbeit hergestellten Radius 4 nicht überzogen teuer, auch nicht im Vergleich zur noblen „Rotary-Club“-Konkurrenz. Wer etwas mehr ausgeben will: Es gibt auch eine Premium-Version für £1.600 (ca. 1.850,- Euro) mit besseren OP-Amps für einen noch transparenteren Sound.
Im nachstehenden Video demonstriere ich die Funktionen des Master Sounds Radius 4: Hochpassfilter, Dreiband-EQ, Aux-Send und in the mix.
Genutzte Titel: Brighton – Tesla (Leaves Remix) – mit freundlicher Genehmigung von 777 Recordings und IRRUPT Audio Loop – mit freundlicher Genehmigung von IRRUPT Audio.
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