Fazit
Der Entwickler Horst Mayer spielt mit dem MD900 in seiner eigens definierten Champions League. Wie schon der stolze Preis signalisiert, erwirbt man vor allem ein Stück Exklusivität. Sowohl konzeptionell als auch klanglich ist dieses Instrument mit seiner geballten Ladung aus VA-Synth, Effekten und MIDI-Sequencing angenehm anders. So ragt der MD900 im Marktsegment der Desktop-Synthesizer oberhalb der 2000-Euro-Marke heraus: Waldorf Iridium (Wavetable, Granular, FM), UDO Audio Super 6 Desktop (Hybrid VA) oder die bekannten Module von Sequential oder Studio Electronics stehen direkt für Klangdesign, der MD900 geht einen deutlichen Schritt weiter und integriert quasi eine Groove-Box. Auch mit einer klassischen Synthesizer-Workstation ist er übrigens nicht zu vergleichen.
Es ist keine ausgewiesene Preset-Maschine. Aktuell muss man außergewöhnliche Potenzial des MD900 eigenhändig erforschen, was anhand des ergonomischen Panels beim Soundschrauben auch bestens klappt. Wer sich dieses luxuriöse Instrument kauft, wird sowieso eine intensive Beziehung mit und zu ihm aufbauen. Idealerweise sollte man elektronische Musik, insbesondere EDM, mit der gewissen Haptik und seinem eigenen Signature-Sound produzieren oder man benötigt für Live-Performances eine mächtige Zentrale, die einmal nicht aus einem Laptop besteht. Für Soundscapes oder ambiente Musik mit vielen Akkordschichten ist der MD900 wegen der maximal 16-fachen Polyfonie und der eher durchschnittlichen Reverb-Qualität nicht die beste Wahl.
Letztlich kann man sich sicher sein, dass Horst Mayer sein Produkt weiterentwickelt. Auch für einen konstruktiven Austausch wird er offenbleiben. Wir haben auch schon einen konkreten Wunsch: Neben einer soliden und umfangreichen Preset-Ausstattung ist es eine kompakte Keyboard-Version des MD900. Auf dem Panel dürfen gern noch dedizierte Laufwerk- und Clip-Tasten positioniert werden, um den intuitiven Zugriff aufs interne Sequencer-System zu optimieren.
Alles in allem kann man Mayer EMI zu diesem außergewöhnlichen Projekt gratulieren: Der MD900 bereichert die Synthesizer-Landschaft und ist für Individualisten mit entsprechendem Budget ein willkommenes Objekt, das aufgrund bereits geplanter Erweiterungen spannend bleibt.
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Features
- Konzept: VA-Synth mit Arranger für MIDI-Sequenzen, Drum Grooves und Arpeggios
- Polyphonie: 16 Stereo-Stimmen
- Klangerzeugung: Wavetable/Virtuell-Analog
- Multimode: 4 Parts + Drum Parts
- Effekte: Pro Part vier Effekte (Reverb, Delay. Chorus, Kompressor, EQ, etc.)
- Besonderheiten: Clip-Launcher (ähnlich Ableton Live), Step-Sequencer, Arpeggiator
- Abmessungen: 460 x 295 x 65 mm
- Gewicht: 4,4 kg
- Bildschirm: 5“ Touch View (800×400)
- Frontpanel: 37 Potis, 12 lineare Slider, 12 Endless Encoder, 20 Taster, 42 LEDs
- Anschlüsse: USB, MIDI-Trio, Stereo-Out, Stereo-In,Sustain- und Expression-Pedal, Netzteilbuchse
Preis
Mayer EMI MD900: Ca. 3.450 € (Straßenpreis, Stand: 16.06.2022)
- Vielfältiges Konzept
- Flexibler Performance-Synth
- MIDI-Clips (ähnlich Ableton Live)
- Überzeugender Gesamtklang
- Direkter Support (per Discord)
- Hoher Preis
- Relativ geringe Polyphonie
- Zu wenige Presets
prutz sagt:
#1 - 12.09.2022 um 16:58 Uhr
Stichwort Reverbqualität - das, was ich da höre, ist meinem Yamaha Modx hörbar überlegen, zumindest was dessen Part-Reverb-Algorithmen betrifft. Da verwende ich lieber ein Zoom Multistomp, das klingt noch "musikalischer" als das, was Yamaha da hinein verbrochen hat. Wenige Presets sind natürlich schade, aber deswegen 3/5 Bewertung ? Auf den in der Tat ausgeklügelten Arp pro Track wird leider nicht eingegangen. Aus der Anleitung ersehe ich starke Ähnlichkeiten mit dem BlueArp. Wenn das Teil nicht so teuer wäre, tät ich es schon nur deswegen kaufen, zumal meine Yamaha-Büchse in diesem Bereich sehr stark schwächelt (niemand will 10k Arps durchblättern, die nicht step-editierbar sind). Aber meine Schmerz/Abwinkgrenze liegt dzt. leider bei ca. 1800,- für so ein Instrument. Zu schade.