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McDSP APB-8 und APB-16 Test

Analoge Simulation war gestern – denn warum simulieren, wenn man „the Real Deal“ haben kann?! Genau das dachte sich auch Colin McDowell aka McDSP und hat die beiden Mehrkanalprozessoren APB-8 und APB-16 gebaut, die intern analog arbeiten und von Plugins gesteuert werden.

McDSP_APB8_01_Test_Aufmacher Bild


Es handelt sich keineswegs nur um ein Gerät mit Fernbedienung, sondern im Prinzip um eine Art „analoger Werkzeugkasten“, aus dem sich verschiedene Plugins bedienen können. Ausgeliefert wird bereits jetzt mit einem fetten Bundle aus Kompressoren sowie einem Mulit-Band-Prozessor, Limitern, EQs und sogar einer kleinen Console/Channelstrip!
Die Konstante aller McDSP APB Plugins sind dabei Distortion und VCA-Elemente, denn letztlich sorgt nichts Besseres für analogen Klang als analoge Verzerrung – ein Schwachpunkt jeglicher Software-Emulationen.

Details

Analoge Power digital verpackt

Der McDSP APB-8 und APB-16 sind analoge Mehrkanalprozessoren, die über VST3, AU und AAX native Plugins in eine DAW eingebunden werden können. Die physische Verbindung erfolgt mit Thunderbolt, die im Hintergrund wie ein zweites Audiointerface agiert.
Zusätzlich muss das „richtige“ Audiointerface noch mit Word-Clock BNC angeschlossen werden. Samplerates bis zu 192 kHz sind dann möglich – aktuell aber auch nur „Mac only“.
Fotostrecke: 2 Bilder Alles dabei: Netzteil, Wordclock-Kabel und Beipackzettel mit Lizenz-Codes – made in California.

Auf der Hardware finden sich mehrere Kanäle, die von DA- und AD-Wandlern von AKM in 32 Bit versorgt werden. In jedem Kanal gibt es dann verschiedene analoge Bearbeitungsstufen inklusive einem VCA sowie mehreren Sättigungsstufen. Über Details schweigt sich der Hersteller aus.
Die Bauteile sind allesamt hochwertig – außerdem gibt es reichlich davon: WIMA Caps, THAT 2180A VCA, AKM4411EQ und sehr viele TI OPA2172 und, und, und. Übertrager, Tubes oder dergleichen gibt es allerdings nicht.

AKMs, WIMAs, THAT VCAs und sehr viele TI OP-Amps.
AKMs, WIMAs, THAT VCAs und sehr viele TI OP-Amps.

Grob kann man sagen, dass sowohl Frequenzbearbeitungen als auch das Band-Splitting digital stattfinden und nur die Amplitudenbearbeitung und die „nicht-linearen“ Verzerrungen im Prozessor analog sind. Ich gehe außerdem davon aus, dass der Sidechain digital gewonnen wird, um dem THAT 2180 unterschiedliche Kompressor-Regelcharakteristiken aufzudrücken – best of both worlds sozusagen.

Acht/16 Wege

Der APB-8 besitzt acht analoge Wege, der APB-16 entsprechend 16 Mono-Kanäle. So lassen sich bis zu vier (APB-8) bzw. acht (APB-16) Stereo-Plugins simultan öffnen und nutzen. Es gibt aber bereits jetzt auch einen Multi-Band-Kompressor, der sechs Channels pro Instanz alleine frisst.

Der MC-3 Multiband-Kompressor braucht 6 Channel APB-Power.
Der MC-3 Multiband-Kompressor braucht 6 Channel APB-Power.

Teuer, teuer, teuer

Kein Wunder, dass sich Units chainen lassen. Mit einem Straßenpreis von 4.200 bzw. 7.500 Euro für einen APB-8 oder APB-16 ist das aber gewiss kein günstiges Unterfangen! Dennoch wurde fair kalkuliert, wenn man es auf die einzelnen Kanäle herunterbricht. Anders ausgedrückt: Es gibt analoge Multi-Band-Kompressoren, die kosten so viel wie das APB-16 – und können doch nur diesen einen Trick! Trotzdem: 1.000 Euro pro Stereo-Plugin-Instanz ist schon ‘ne Nummer.
Das APB-System beinhaltet aktuell neun verschieden Plugins. Geschützt wird zusätzlich mit iLok, was nahelegt, dass zukünftig kostenpflichtige Plugins folgen werden – oder, dass es hoffentlich noch knackige Discounts für „Erweiterung-Units only“ geben wird. Andererseits dürften die Kombinationsmöglichkeiten der Hardware bereits jetzt gut ausgeschöpft sein, zumal alle Plugins klanglich auch schon einen gewissen übergreifenden Charakter teilen.

Wat jibbet allet?!

Es gibt aktuell zwei Röhrenkompressoren namens MOO Tube und C673-A. Letzterer orientiert sich am Fairchild 670 und ist auch Ausgangspunkt der ersten Entwicklungen gewesen. Echte Röhren sind im APB zwar keine verbaut, die typische Saturation wird dennoch analog erzeugt. Ähnliches kennt man ja von SSL VHD und Co.
Der hungrige und leistungsfähige Drei-Wege-Multiband-Kompressor MC-3 kommt obendrauf, aggressiveren Transistor-Flavour gibt es hingegen mit dem ChickenHead. Die GUIs sind allesamt schick designt und bieten ordentliche Größenverhältnisse. Alle genannten Kompressor-Plugins bieten außerdem external Sidechain als VST3!

Alle Kompressoren haben external Sidechain via VST3.
Alle Kompressoren haben external Sidechain via VST3.

Die hybride Mischkonsole Moo X wirkt zwar zunächst unscheinbar, bringt das APB Konzept aber am besten auf den Punkt: Simpler Zwei-Kanal-EQ kombiniert mit Ein-Knob-Analogkompressor und Ein-Knob-Sättigung – allesamt drehen bei Bedarf ordentlich auf!
Dazu gibt es in der Console eigentlich auch eine Mastersektion – allerdings nur bei der APB-16-Version, die mir während des Tests leider nicht zur Verfügung stand. Einen Röhrenlimiter mit Sättigung gibt es dann noch im El Moo Plugin. Der C-18 ist wiederum ein universeller Kompressor mit neutralem Klang und dürfte McDSP-Altkunden durchaus bekannt vorkommen. Gleiches gilt für den L-18, ein transparenter Limiter mit zusätzlicher Surroundunterstützung für bis zu 7.1.2 in Avid Pro Tools Ultimate!

El Moo & L-18 Limiter und der Moo X Mixer.
El Moo & L-18 Limiter und der Moo X Mixer.

Vor kurzen wurden außerdem Royal Mu, der nicht ohne Zufall nach Vari-Mu klingt, sowie Royal Q vorgestellt. Bei Letzterem, Überraschung, handelt es sich um einen hybriden Equalizer mit 2×4-Bändern sowie analoger Ausgangsstufe und MS-Modus. Zum Testzeitpunkt standen beide aber noch nicht zur Verfügung, eventuell werden wir dies noch nachholen.

Kommentieren
Profilbild von curtis chip

curtis chip sagt:

#1 - 09.10.2021 um 15:42 Uhr

0

ganz ehrlich... in 10 jahren is das ding keine 100 euro mehr wert ! es wird einfach nicht mehr kompatibel sein.ein (rein) analoges gerät schon.

    Profilbild von Alexander Kern

    Alexander Kern sagt:

    #1.1 - 10.10.2021 um 18:03 Uhr

    0

    ..würde bei einem Budget von 10.000 Euro auch eher rein analog einkaufen.
    Zumindest nicht an den Pre-amps sparen und hinter der DAW eine Mastering Kette, man braucht ja nicht viel an Geräten - lieber wenig und dafür Qualität. Den Rest kann die DAW richten.

    Antwort auf #1 von curtis chip

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