Analoge Simulation war gestern – denn warum simulieren, wenn man „the Real Deal“ haben kann?! Genau das dachte sich auch Colin McDowell aka McDSP und hat die beiden Mehrkanalprozessoren APB-8 und APB-16 gebaut, die intern analog arbeiten und von Plugins gesteuert werden.
Es handelt sich keineswegs nur um ein Gerät mit Fernbedienung, sondern im Prinzip um eine Art „analoger Werkzeugkasten“, aus dem sich verschiedene Plugins bedienen können. Ausgeliefert wird bereits jetzt mit einem fetten Bundle aus Kompressoren sowie einem Mulit-Band-Prozessor, Limitern, EQs und sogar einer kleinen Console/Channelstrip!
Die Konstante aller McDSP APB Plugins sind dabei Distortion und VCA-Elemente, denn letztlich sorgt nichts Besseres für analogen Klang als analoge Verzerrung – ein Schwachpunkt jeglicher Software-Emulationen.
Details
Analoge Power digital verpackt
Zusätzlich muss das „richtige“ Audiointerface noch mit Word-Clock BNC angeschlossen werden. Samplerates bis zu 192 kHz sind dann möglich – aktuell aber auch nur „Mac only“.
Auf der Hardware finden sich mehrere Kanäle, die von DA- und AD-Wandlern von AKM in 32 Bit versorgt werden. In jedem Kanal gibt es dann verschiedene analoge Bearbeitungsstufen inklusive einem VCA sowie mehreren Sättigungsstufen. Über Details schweigt sich der Hersteller aus.
Die Bauteile sind allesamt hochwertig – außerdem gibt es reichlich davon: WIMA Caps, THAT 2180A VCA, AKM4411EQ und sehr viele TI OPA2172 und, und, und. Übertrager, Tubes oder dergleichen gibt es allerdings nicht.
Grob kann man sagen, dass sowohl Frequenzbearbeitungen als auch das Band-Splitting digital stattfinden und nur die Amplitudenbearbeitung und die „nicht-linearen“ Verzerrungen im Prozessor analog sind. Ich gehe außerdem davon aus, dass der Sidechain digital gewonnen wird, um dem THAT 2180 unterschiedliche Kompressor-Regelcharakteristiken aufzudrücken – best of both worlds sozusagen.
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Acht/16 Wege
Der APB-8 besitzt acht analoge Wege, der APB-16 entsprechend 16 Mono-Kanäle. So lassen sich bis zu vier (APB-8) bzw. acht (APB-16) Stereo-Plugins simultan öffnen und nutzen. Es gibt aber bereits jetzt auch einen Multi-Band-Kompressor, der sechs Channels pro Instanz alleine frisst.
Teuer, teuer, teuer
Kein Wunder, dass sich Units chainen lassen. Mit einem Straßenpreis von 4.200 bzw. 7.500 Euro für einen APB-8 oder APB-16 ist das aber gewiss kein günstiges Unterfangen! Dennoch wurde fair kalkuliert, wenn man es auf die einzelnen Kanäle herunterbricht. Anders ausgedrückt: Es gibt analoge Multi-Band-Kompressoren, die kosten so viel wie das APB-16 – und können doch nur diesen einen Trick! Trotzdem: 1.000 Euro pro Stereo-Plugin-Instanz ist schon ‘ne Nummer.
Das APB-System beinhaltet aktuell neun verschieden Plugins. Geschützt wird zusätzlich mit iLok, was nahelegt, dass zukünftig kostenpflichtige Plugins folgen werden – oder, dass es hoffentlich noch knackige Discounts für „Erweiterung-Units only“ geben wird. Andererseits dürften die Kombinationsmöglichkeiten der Hardware bereits jetzt gut ausgeschöpft sein, zumal alle Plugins klanglich auch schon einen gewissen übergreifenden Charakter teilen.
Wat jibbet allet?!
Es gibt aktuell zwei Röhrenkompressoren namens MOO Tube und C673-A. Letzterer orientiert sich am Fairchild 670 und ist auch Ausgangspunkt der ersten Entwicklungen gewesen. Echte Röhren sind im APB zwar keine verbaut, die typische Saturation wird dennoch analog erzeugt. Ähnliches kennt man ja von SSL VHD und Co.
Der hungrige und leistungsfähige Drei-Wege-Multiband-Kompressor MC-3 kommt obendrauf, aggressiveren Transistor-Flavour gibt es hingegen mit dem ChickenHead. Die GUIs sind allesamt schick designt und bieten ordentliche Größenverhältnisse. Alle genannten Kompressor-Plugins bieten außerdem external Sidechain als VST3!
Die hybride Mischkonsole Moo X wirkt zwar zunächst unscheinbar, bringt das APB Konzept aber am besten auf den Punkt: Simpler Zwei-Kanal-EQ kombiniert mit Ein-Knob-Analogkompressor und Ein-Knob-Sättigung – allesamt drehen bei Bedarf ordentlich auf!
Dazu gibt es in der Console eigentlich auch eine Mastersektion – allerdings nur bei der APB-16-Version, die mir während des Tests leider nicht zur Verfügung stand. Einen Röhrenlimiter mit Sättigung gibt es dann noch im El Moo Plugin. Der C-18 ist wiederum ein universeller Kompressor mit neutralem Klang und dürfte McDSP-Altkunden durchaus bekannt vorkommen. Gleiches gilt für den L-18, ein transparenter Limiter mit zusätzlicher Surroundunterstützung für bis zu 7.1.2 in Avid Pro Tools Ultimate!
Vor kurzen wurden außerdem Royal Mu, der nicht ohne Zufall nach Vari-Mu klingt, sowie Royal Q vorgestellt. Bei Letzterem, Überraschung, handelt es sich um einen hybriden Equalizer mit 2×4-Bändern sowie analoger Ausgangsstufe und MS-Modus. Zum Testzeitpunkt standen beide aber noch nicht zur Verfügung, eventuell werden wir dies noch nachholen.
curtis chip sagt:
#1 - 09.10.2021 um 15:42 Uhr
ganz ehrlich... in 10 jahren is das ding keine 100 euro mehr wert ! es wird einfach nicht mehr kompatibel sein.ein (rein) analoges gerät schon.
Alexander Kern sagt:
#1.1 - 10.10.2021 um 18:03 Uhr
..würde bei einem Budget von 10.000 Euro auch eher rein analog einkaufen.
Zumindest nicht an den Pre-amps sparen und hinter der DAW eine Mastering Kette, man braucht ja nicht viel an Geräten - lieber wenig und dafür Qualität. Den Rest kann die DAW richten.
Antwort auf #1 von curtis chip
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenNick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1.1 - 11.10.2021 um 06:35 Uhr
Hallo Curtis und Alexander,zu dem Themenbereich haben wir sogar einen Artikel https://www.bonedo.de/artik...Beste Grüße
Nick
Antwort auf #1.1 von Alexander Kern
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAlexander Kern sagt:
#1.1.1.1 - 12.10.2021 um 06:43 Uhr
Danke für den Hinweis, der Artikel bestätigt das ja auch, wobei man glaube ich als (Studio) Musiker wirklich gerne bei Ebay rumhängt um sich wieder von Sachen zu trennen, so ist es eben, macht aber auch ein bisschen Spaß und der finanzielle Verlust wird so begrenzt. Gibt eben jedes Jahr neue Controller, Sampler oder Synths - die man einfach ausprobieren "muss".
Oft behält man eher nur das Masterkeyboard sowie das (gute) Interface wirklich lange (oder seltene Hardware).
Der Rest im Studio ist immer in Bewegung, so wie die elektronische Musik die man macht.
Bei Geräten unter 1000€ denke ich schon gar nicht mehr nach, da wird fleißig getauscht, ich bin da schnell gelangweilt.
Antwort auf #1.1.1 von Nick (Redaktion Recording)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenFelix Klostermann sagt:
#1.1.1.1.1 - 12.10.2021 um 12:17 Uhr
Ich glaub dem größten Teil der Zielgruppe für dieses Produkt ist das Geld egal. Nach paar Jahren ist das Ding abgeschrieben und gut. Entweder hat in der Zeit einen Nutzen gebracht oder auch nicht. Eine Investition ist es aber sicherlich nicht. LG, Felix
Antwort auf #1.1.1.1 von Alexander Kern
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAlexander Kern sagt:
#1.1.1.1.1.1 - 12.10.2021 um 13:28 Uhr
Ja da hast du Recht und das "Latenzfrei" zieht auf jeden Fall immer als Kaufanreiz.
Immerhin gibt es von McDSP für die Teile noch BigSur Support, laut deren Homepage. Leider kein Windows, Mac ist ja so eine Sache geworden mit deren Upgrade Politik und älterer (Musiker) Hardware.
Antwort auf #1.1.1.1.1 von Felix Klostermann
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