Medina Interview “Forever”

„Wie – Discospiegel auf den Mikrofonständer kleben?“ Medina sah mich verwundert an. „Na ja, du hattest doch bei der letzten Tour dein Stage-Stativ auf diese Weise eigenhändig aufgepeppt. Da dachte ich mir, es wäre doch ganz lustig, während eines Interviews ein bisschen kreativ zu sein? Ich habe alles dabei.“ Stille. Würde die dänische Pop-Diva mitmachen? 

Fotos: Teaser - © EMI / Zur Verfügung gestellt. Alle anderen: Ralf/bonedo.de
Fotos: Teaser – © EMI / Zur Verfügung gestellt. Alle anderen: Ralf/bonedo.de


Die Kreativarbeit sollte das Interview etwas auflockern – und Medina ist in Dänemark ja schon längst eine Stil- und Modeikone. Außerdem könnten wir das Stativ dann herrlich verlosen. Sozusagen ein klassisches Win-Win Szenario. „Nein, nein, nein – ich mach das!“ Topp! „Also brauche ich das Klebeband …“ Sie nahm das Projekt sofort und ohne Umschweife in Angriff! Die Spiegel waren zwar selbstklebend, „aber ich brauch das Klebeband trotzdem – sonst hält das nicht richtig.“ Man merkt gleich, dass da jemand mit Erfahrung am Werk ist. „Ich werde ihn rrrrichtig hübsch machen!“ 
„Falls er schick wird…“, beginne ich – „ … wird er nicht!“, werde ich unterbrochen, „das Klebeband ist weiß.“ Gelächter, halt ein Designprofi mit Blick fürs Detail am Werk. Medina lächelt gnädig, aber doch leicht strafend. Sie wählt den Platz links und rechts neben der Einhandhöhenverstellung und beginnt zwei Reihen Discospiegelchen anzukleben. Also – Zeit für den ‚ernsten’ Teil des Interviews: 

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Seit wir uns das letzte Mal trafen, ist Medina viel getourt: War das die erste Tour mit Band? „Nein,“ sagt sie, „es war meine zweite deutsche Tour … (Pause: sie klebt konzentriert ein paar Spiegel) …und ich habe soeben meine vierte dänische Tour beendet – und ab Oktober werde ich wieder hier unterwegs sein und das neue Album spielen. Da freue ich mich drauf, diesmal spielen wir noch größere Venues. Das wird echt cool!“ Die Band ist übrigens noch dieselbe, wie letztes Jahr: im Video-Interview unten, könnt ihr mehr über sie erfahren, inklusive Backline-Führung.
Medina verbringt auch viel Zeit in den USA, wo es ebenfalls gut für sie läuft: „Ich bin gerade gestern erst aus New York zurück gekommen, wo wir das Video für meine Single „Forever“ gedreht haben. Anderthalb Tage – und dann gleich hierher (Anm.: „hier“ war Köln, anlässlich eines EMI-Presse-Events im April).
Ich hatte gelesen, dass sie mehrere Monate drüben am Touren war?“ „Oh, nee, nee, nee,“ lacht sie. „Ich habe keine Zeit irgendwo mehrere Monate am Stück zu verbringen. Ich war letzte Woche in LA und Vegas, wo ich 4 Gigs gemacht habe …“ „F… Hell!“, bricht es aus mir heraus. „Oh, ja – das mach ich die ganze Zeit. Eine Woche hier – zurück, ein paar Tage in Dänemark und dann New York, Deutschland …“ Fast schon der Lifestyle eines DJs …
Konzentriert bei der Sache ...
Konzentriert bei der Sache …

Gab es eine strategische Überlegung, das Video in den USA zu drehen? Sollte es so für das amerikanische Publikum passender werden? „Nein, die Produzenten sind zufällig in New York. Deshalb. Es passte einfach zur Story …grumpf!“. Jetzt benötigt das Stativprojekt kurz die volle Aufmerksamkeit, sie versucht die Spiegel enger auszurichten. „OK – ich werde ehrlich sagen, dass ich nicht das optimale Klebeband besorgt habe,“ meine ich. Sie lacht. „Keine Sorge, deshalb verberge ich es. Es wird so ‚hübsch’.“ Gelächter. „Aber pass auf, dass sich niemand die Finger schneidet“, fügt sie hinzu. „Kuck mal – du kannst dir an den Spiegelkanten die Finger schneiden.“ Na, das wäre ja noch was:  bonedo.de interviewt sie kurz vor einem Gig vor der versammelten Medienschar, und sie endet womöglich mit aufgeschnittenen Händen in der Notaufnahme? Gute Headline. Hmm… hoffen wir mal, dass alles gut geht.

Soo, noch ein bisschen Klebeband ...
Soo, noch ein bisschen Klebeband …
Bringt ihr Promo Spaß? Sie hatte am Vortag immerhin schon acht Interviews hintereinander weg gegeben. Wie ist das, über die Musik immer-und-immer-wieder zu sprechen? Sind die Fragen wirklich noch unterschiedlich … oder nicht? Gelächter. „Hm. Ist ziemlich ähnlich alles“, meint sie. Noch mehr Lachen. „Aber es ist jedes Mal eine neue Person, mit der man spricht. Also – manchmal, wird es anders, und es ist spaßig, wenn das passiert.“ Mag sie die PR-Arbeit? „Manchmal ja – manchmal nein. Hängt davon ab, was über mich dann geschrieben wird in den Medien.“ Touché. „Meinst du Privatsachen, die nichts mit der Musik zu tun haben …?“, will ich wissen. „… und Zeugs, das dann noch nicht mal stimmt“, fügt sie hinzu. Ob die Musik durch so etwas zum Soundtrack für die Medienperson Medina verkommen kann, frage ich – vor allem in Dänemark, wo sie Superstarstatus hat? „Nein, die Musik ist der Soundtrack meines Lebens. Die Musik wird für mich durch nichts überschattet. Ich muss das einfach akzeptieren, es ist Teil meines Lebens – und es wird sich nicht ändern. Ist halt einfach persönlicher Druck, den ich akzeptieren muss.“ (Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß: sie hat schon das volle Programm hinter sich. Von Paparazzi bis zu Stalkern, das erzählt mir ihr Manager erst später.)
Das klingt schon etwas deprimierend, werfe ich ein. „Nein, wieso: es ist einfach die Realität. Also sollte ich mich nicht damit aufhalten, darüber traurig zu sein. Es wird eher schlimmer werden. Allein in den letzten 2 Wochen hatte ich 15 Headlines oder so. Das ist halt mein Leben …. ja, die letzten 2 Wochen hatte ich pro Tag mindestens eine Headline.“ Sie lacht.
Achtung – scharfe Kanten! Die Spiegel hatten ihre Tücken.
Achtung – scharfe Kanten! Die Spiegel hatten ihre Tücken.
Ihr bisheriger kommerzieller Erfolg kann sich sehen lassen: 1 Million Singles, 300.000 verkaufte Alben, Auszeichnungen, wie der dänische DJ Award. Und den gab es sogar schon für das neue Album – denn was man in Deutschland in der Regel nicht weiß: Medina begann ihre Karriere auf dänisch! Erst nachdem „You and I“ trotz ursprünglich dänischer Sprache auch im Ausland erfolgreich wurde, nahm man den Titel auf englisch auf. Diese gute „Tradition“ hat sie also beibehalten. 
Hat sie das neue Album wieder mit ihrem Team, den „Providers“ geschrieben? „Die Songs habe ich selbst geschrieben – und bei einigen habe ich mit anderen Komponisten kollaboriert. Die Providers schreiben nicht – sie produzieren“, korrigiert sie mich. „Vom dänischen Album sind vier Songs auf die internationale Ausgabe gekommen – und wir haben acht ganz neue Songs.“ Davon hat sie einige gemeinsam mit erfahrenen Songwritern in LA erarbeitet. Wie lief das ab? „Wir hatten eine Woche lang Writing-Sessions, und jeden Tag kamen neue Komponisten vorbei.“ Also fast wie bei Interviews: Du kommst in einen Raum, und jedes Mal ist da jemand anderes? Oder kannte sie die vorher? „Nein – die kannte ich nicht vorher“, sagt sie. Ich frage, ob das nicht schwierig sei: da sitzt dann ein Fremder mit dem man auf Anhieb kreativ sein muss „Nun ja,“ sagt sie, „es war neu für mich. Lass es uns so sagen. Denn ich hatte das noch nie so gemacht. Aber es war eine gute Erfahrung, und ich habe eine Menge gelernt. Es ist so anders, als allein zu schreiben – erstens musst du mit jemand schreiben, den du nicht kennst, und zweitens muss es mein Stil sein. Und es ist sehr intensiv: du musst sofort aufmachen.“ Die Schreiber hatten jede Menge Erfahrung – von Madonna bis Britney und Boybands, sie war also stolz, mit ihnen arbeiten zu können. „Ich habe den Eindruck, dass die meisten Songs in den USA geschrieben werden – diese Komponisten reisen rum wie verrückt.“ 
Fast fertig ...
Fast fertig …
Die erste Single „Forever“ klingt klar nach Medina, wie wir sie kennen. Ist das der Stil, in dem das ganze Album gehalten ist? „Ja – das bin einfach ich. Ich glaube, wir haben soundmäßig meine Nische gefunden. Wir haben auch 3 Downtempo-Songs – 12 Songs ingesamt.“ Wie wählen sie die Songs aus? Gibt es da eine Strategie? „Wenn wir uns mit einem Song gut fühlen, veröffentlichen wir ihn“, sagt sie. „Wir haben auch nicht mehr produziert – jeder Song, den wir gemacht haben, ist auf dem Album.“ 
Dann spricht sie von ihrem Manager: Er ist Teil des Production Teams (fungierte auch als Executive Producer) – und seit Anfang der Karriere vor acht Jahren dabei. Er sei der beste der Welt, den sie für Nichts aufgeben wollen würde, sie sagt:“ Er ist der Grund warum ich heute hier stehe!“ Medina ist ein Teamprojekt, bestehend aus ihr selbst, den Providers und ihrem Manager. „Das ist wie meine Familie – wir haben das gemeinsam aufgebaut.“ 
„Du hast es geschafft“, sage ich. Das Disco-Stativ-Projekt ist vollendet, und unsere Interview-Zeit ist um. „Oh – ist sie das?“, fragt Medina verwundert. „Du hast es geschafft“, sage ich. „Nein DU hast es geschafft“, lacht sie. Ich entschuldige mich noch, dass ich nicht mehr zum Album „Forever“ fragen konnte – aber zum Gesprächszeitpunkt gab es nur die Single zu hören. Und bedanke mich für ihre Spontanität. Sie lacht: „Also ich bin sehr spontan. Wie ich gestern schon in einem Interview gesagt habe: I am scarfaced and happy, because I jump with my head first.“
Fertig! Und nicht geschnitten ...
Fertig! Und nicht geschnitten …
P.S.: Das Mikrofonstativ ist jetzt übrigens gerade bei König & Meyer, die sich diesen ‚Prototypen’ noch einmal vornehmen, damit sich niemand schneiden kann. Bald gibt es hier eine Verlosung …

Weitere Infos: www.medina-music.de

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