Beim Meinl Artisan Cantina Line Cajon Limba fällt der Resonanzschlitz an der Unterkante der Spielfläche sofort ins Auge. Doch auch sonst ist die in Spanien bei Pepote von Hand gefertigte Kiste ein echter Hingucker: Die auffällig gemaserte Schlagfläche ist mit Daumenmulden und stark gerundeten Ecken versehen, der Birkenkorpus makellos geschliffen und mit einem matten Lack einwandfrei versiegelt. Knapp 350 Euro soll der Spaß kosten – und diejenigen glücklich machen, die ein nicht ganz alltägliches Cajon suchen.
Das Prinzip der vorne liegenden Resonanzöffnung ist nicht ganz neu. Unter anderem ist sie zu finden bei Meinls Subwoofer und Vertical Subwoofer Cajons oder Thomanns Bass Boost Cajon, die wir früher bereits getestet haben. Nun hat Meinl das Prinzip von den spanischen Cajonspezialisten veredeln lassen und bringt mit dem Cantina Line Limba ein Modell auf den Markt, das selbst in der Artisan Edition heraussticht.
Details & Praxis
Wir brauchen Bass!
Normalerweise ist es eine ganz routinierte Handlung, ein Cajon mal eben von A nach B zu stellen. In diesem Fall stoßen meine Finger aber an eine geschlossene Rückwand, wo sie eigentlich ein Resonanzloch erwarten. Dieses ist beim Artisan Cantina Line Limba Cajon an der Vorderseite unterhalb der Spielfläche zu finden, um den Basssound nach vorne anstatt hinter das Instrument zu projizieren. Das Korpusinnere ist aufgeteilt in eine Resonanzkammer, in der sich auch die insgesamt acht Spiralsaiten hinter der Schlagfläche verbergen, und einen Kanal zum vorderen Schlitz. Wände und Deckel sind aus siebenlagigem Birkenschichtholz mit neun Millimetern Stärke aufgebaut, bei der Rückwand sind es fünf Lagen und etwa sieben Millimeter. Auch die in Spanien „Tapa“ genannte Schlagfläche besteht aus fünf Lagen, ist aber nur etwa dreieinhalb Millimeter dick und vollständig verschraubt. Die Verarbeitung und die verwendeten Materialien bieten keinen Anlass zu Kritik, vielmehr ist das Cantina Line Cajon haptisch und optisch ein echter Leckerbissen. Auf der stark gemaserten Limba-Schlagfläche sind dezent in schwarz das Logo und ein paar Intarsien aufgedruckt.
Los geht die Testfahrt …
… auf dem Cantina Line Limba Cajon aus Meinls Artisan Edition. Der matte Lack und die stark konturierten Daumenmulden und Spielecken fühlen sich angenehm und seidig an und versprechen schon von Anfang an lang andauernden Spielkomfort – den ich von Pepote Cajones schon gut kenne. Ebenfalls vertraut ist mir die hervorragende Ansprache der feinen Spiralsaiten, die schon auf das leichteste Antippen reagieren. Meinl beschreibt es so, dass man beim Spielen mehr heraus bekommt, als man hinein gibt. Ein kühner Slogan, doch es ist tatsächlich etwas Wahres dran, wenn einem beim Spielen der Snaresound so direkt an den Fingern klebt. Die Spiralen werden von José Pepote Hernández persönlich aufgezogen und sind im Nachhinein nicht mehr stimmbar. Zum Glück sind sie von vornherein schon optimal eingestellt und klingen sensibel und direkt, aber immer auch kontrolliert an. Zu überzeugen weiß auch der Bass, der tief, satt und trocken aus dem Resonanzschlitz kommt. Nicht nur das vor dem Cajon sitzende Publikum profitiert vom frontalen Bassauslass, auch bei dem oder der Spielenden kommt der Bass im Vergleich zur hinten liegenden Öffnung direkter an. Die Trennung von Bass- und Snaresound ist in Anbetracht der sensiblen Spiralen sehr gut.
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Mehr InformationenInsgesamt bietet das Cantina Line Cajon einen großen Tonumfang vom tiefen Bassregister bis zum prägnanten Snaresound und auch einen weiten Dynamikumfang vom zartesten Rascheln bis hin zum markanten Slap. Auch bezüglich der Mikrofonierung kann das Cajon punkten. Nachdem ich zunächst in alter Gewohnheit einen Kleinmembraner und ein Bassdrum-Mikrofon aufgebaut hatte und die Probeaufnahme anschließend abhörte, stellte ich fest, dass der Kleinmembraner schon genug Bass einfängt und das zusätzliche Mikrofon in den meisten Fällen überflüssig macht.
Die folgenden Aufnahmen entstanden also mit nur einem Neumann KM184.