Mindestens vier Dinge haben Matt Garstka, Matt Halpern, Luke Holland, und Thomas Lang gemeinsam: Sie sind versierte Techniker am Drumset, haben einen Endorsement-Vertrag mit der deutschen Beckenfirma Meinl, sind schon seit Längerem mit übereinander gestapelten Becken aufgefallen und haben allesamt die Ehre, dass ihnen von den Gutenstettener Becken-Designern eigene Signature Artist Stacks auf die Beckenstative geschmiedet wurden. Die besonderen Kreationen hören auf die Namen Fat Stack (Matt Garstka), Double Down Stack (Matt Halpern), Bullet Stack (Luke Holland) und Super Stack (Thomas Lang). Saubere und klare Sounds sind von keiner der Konfigurationen zu erwarten, die Domäne gestapelter Cymbals sind kurze, raue und „trashige“ Klänge. Die Testmodelle sollen aber noch weitaus mehr können.
Es stellt sich trotzdem die Frage, warum so viele Trommler heiß auf Beckensounds sind, die mit traditionell klingenden Instrumenten kaum noch etwas zu tun haben. Eine Antwort darauf findet, wer sich die spieltechnischen Entwicklungen der letzten Jahre ansieht. Angeführt von Drummern wie Mike Portnoy und Terry Bozzio, geht der Trend seit einigen Jahren zu immer verschachtelteren, schnelleren Figuren. Glockig-laute, lang ausklingende Becken, wie sie in den 80er und 90er Jahren angesagt waren, wirken da eher störend, weil sie dazu neigen, den Gesamtsound zu vermatschen. Meinl hat als einer der ersten Hersteller auf diese Entwicklung reagiert und bietet etliche Modelle an, die entsprechend kurz, dunkel und kontrolliert klingen. Ob die neuen Artist Stacks aber noch mehr können als „Ksch“ und „Chrchr“, lest ihr auf den folgenden Zeilen.
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So unterschiedlich mir die vier Stack-Konfigurationen zunächst vorkommen, haben sie doch einige Gemeinsamkeiten, die mir beim ersten Auspacken auffallen. Da wären zunächst die identisch großen, stabilen Kartons, in welchen die empfindlichen Instrumente sicher untergebracht sind. Ein netter „Touch“ sind die Zertifikate, die den Becken beiliegen und den Käufer über Modellbezeichnung und Sinn des jeweiligen Produktes informieren. Signaturen der Künstler (aufgedruckt) und des Mitarbeiters der Endkontrolle (original) sorgen direkt für das angenehme Gefühl, etwas Gutes erworben zu haben. Aus insgesamt zwei Serien des umfangreichen Meinl Sortiments haben sich die Entwickler bedient.
Alle vier Stacks bestehen aus jeweils zwei Einzelbecken
Das Fat- sowie das Double Down Stack bestehen ausschließlich aus Modellen der Top-Serie Byzance, welche in der Türkei vorproduziert und im deutschen Werk nach den jeweiligen Spezifikationen vollendet wird. Thomas Lang’s Super Stack hingegen besteht aus zwei Custom Classics Typen, die komplett in Deutschland hergestellt werden. Das Bullet Set von Luke Holland präsentiert sich als Hybrid aus den genannten Serien. Alle Modelle sind sauber gefertigt, in jeweils einer der Kuppen findet sich die eingelaserte Signatur des entsprechenden Drummers sowie der Zusatz „Artist Concept“. Kommen wir nun zu den Stacks im Einzelnen.
Matt Garstka’s Fat Stack
Unten ein 16er China mit der Krempe nach oben, darauf ein 18 Zoll großes, dünnes Crash. So sieht Matt Garstka’s Kreation aus. Abgesehen von der Form weisen beide Becken sehr ähnliche Bearbeitungsspuren auf. So ist die Oberseite des Crash-Beckens zwar stark gehämmert, ansonsten aber roh belassen, die Oberfläche entspricht jener der Extra Dry Serien im Meinl Programm. Zwei Hämmerungsmuster sind zu erkennen: Viele kleine und unregelmäßig gesetzte Hammermale werden offensichtlich vom türkischen Beckenschmied ausgeführt, während ein weiterer Satz deutlich größerer und tieferer Einschläge in der deutschen Fabrik aufgebracht wird. Die Kuppe ist nicht gehämmert. Auf der Unterseite ist das Becken regulär, mit relativ breitem Messer abgedreht. Der China-Teil weist die gleichen Bearbeitungsmuster auf, mit dem Unterschied, dass die großen Hammermale von der Unterseite her gesetzt werden. Große Bohrungen – fünf im China, sechs im Crash – in beiden Becken sorgen für weiteren „Trash“ im Sound und ein nochmals verkürztes Sustain. Mit 870 Gramm beim 16er und 1260 Gramm beim 18er liegen beide Becken im leichten Bereich.
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Matt Halpern’s Double Down Stack
Wie das Fat Stack, besteht auch Matt Halpern’s Double Down Modell aus einem China- und einem Crash-Becken. Das China ist mit 18 Zoll größer als das 17er Crash, fungiert jedoch ebenfalls als „Bottom“-Becken. Darauf wird das Crash mit nach unten zeigender Kuppe befestigt. Blickt man von oben auf das montierte Stack, sieht man jeweils regulär abgedrehte Oberflächen und eine feine, unregelmäßige Hämmerung. Die dem Betrachter abgewandten Seiten der Becken weisen jedoch die roh wirkenden, nur anpolierten statt abgedrehten Oberflächen der Byzance Dark Modelle auf. Auch die Kuppen der Becken sind gehämmert. Über Bohrungen verfügen die Komponenten des Double Down Stacks ebenso wenig wie über die großen Hammermale des Fat Stacks. Mit 1210 Gramm fällt das 17er Crash in die Medium Thin- , das 1150 Gramm leichte 18er China hingegen in die Thin Kategorie.
Luke Holland’s Bullet Stack
Aus einem gelochten, zwölf Zoll großen Trash Splash der Classics Custom Serie und einem – ebenfalls mit Bohrungen versehenen – 16er Trash Crash-Becken der Byzance Vintage Reihe besteht Luke Holland’s Bullet Stack. Beide Becken werden verkehrt herum montiert, wobei das größere Crash unten liegt. Im Gegensatz zu den gegossenen Byzance Modellen aus B20-Legierung werden die Classics Custom Becken aus B10-Bronzescheiben hergestellt. Vier große und vier kleinere Bohrungen verteilen sich abwechselnd über das Profil des hochglanzpolierten Beckens. Es wiegt nur 400 Gramm. Genau doppelt so schwer ist das Trash Crash, welches zudem über zwei weitere Besonderheiten verfügt: Von ebenfalls acht Bohrungen sind vier in länglicher Form ausgeführt, die Oberfläche des Instruments ist traditionell gehämmert und beidseitig abgedreht, zusätzlich aber noch sandgestrahlt.
Thomas Lang’s Super Stack
Thomas Lang’s Super Stack ist die einzige der vier Konfigurationen, die aus zwei gleich großen Becken zusammengesetzt ist. Im Karton finde ich ein 18er Trash Crash und ein 18er Trash China, beide aus der Classics Custom Serie. Sie weisen eine relativ tiefe, maschinelle Hämmerung auf und präsentieren sich beidseitig im Hochglanzfinish, wobei nur die Oberseiten abgedreht sind. Auf der breiten Krempe des Chinas verteilen sich insgesamt acht kleine Bohrungen, auf der Schulter sind noch einmal fünf große Löcher eingeschnitten. Beim Crash sind die Löcher noch größer, fünf große und fünf kleinere sind abwechselnd auf dem Profil verteilt. In die Kuppe des Chinas ist Thomas Lang’s Signature Muster aufgelasert, eine Art Tribal-Kranz. Mit guten 1100 Gramm sind beide Becken etwa gleich schwer und fallen – aufgrund der Löcher – in die leichte Kategorie. Die vorgesehene „Schichtung“ sieht so aus: Das Crash kommt umgedreht nach unten, darauf liegt das China so, dass beide Ränder bündig abschließen.