Das zu diesen Test bereit stehende Meinl Classics Custom Beckenset, das – trotz der harmlos wirkenden Gewichtsbezeichnung “Medium” – vorrangig für den Gebrauch in lautstark vorgetragener Musik konzipiert wurde, bildet mit einer Kombination aus 16″ Crash, 20″ Ride und 14″ Hi-Hat den Grundstein für ein vielfältig erweiterbares Cymbal-Besteck und kommt mit einem stabilen Hardcase, das ausreichend Platz für weitere Anschaffungen bietet. Da aber, mal abgesehen von Terry Bozzio, durchaus ein Trend zu kleineren Set-Ups zu erkennen ist, gilt es herauszufinden, ob man nicht auch mit diesem kleinen Starter Kit für alle Gelegenheiten gerüstet ist. Wer will schon 48 doppelstrebige Beckenständer durch die Gegend schleppen?
Ein Becken, vor allem ein speziell für Rock oder Metal vorgesehenes, kann ja bekanntermaßen eine große Gefahr für alle in der Nähe befindlichen Personen darstellen, denn es kann sich nicht nur gegen laut aufgedrehte Gitarrenamps durchsetzen, sondern auch Frequenzbereiche des menschlichen Gehörs unwiederbringlich auslöschen. Viele sich bevorzugt auf der Hi-Hat Seite positionierende Bassisten können später Wortbeiträge von Gesprächspartnern nur noch durch Drehen des Kopfes entschlüsseln. Der unermüdlich vor sich hin crashende Trommler hört meistens auf beiden Ohren schlecht und versucht lieber, milde lächelnd von den Lippen abzulesen. Dazu passt die kleine Anekdote, die der famose Matt Chamberlain kürzlich den befreundeten Usern eines sozialen Netzwerkes anvertraute. Darin ging es um die Anpassung eines neuen In-Ear Kopfhörers und die damit verbundene Reinigung der Gehörgänge, die zur Folge hatte, dass der gute Matt plötzlich alles erschreckend deutlich hören konnte und bestürzt feststellte, wie laut eigentlich so ein Schlagzeug und insbesondere die Becken wirklich sind. Und so lernen wir, dass man sich auch durch konsequente Vermeidung der Ohrenpflege vor den Gefahren des Lärmes schützen kann, was mir für die Durchführung dieses Tests ein sehr gutes Gefühl beschert.
Details
Alle Classics Custom Becken von Meinl werden aus einer B10-Bronzelegierung maschinell in Deutschland gefertigt. Die Zusammenstellung dieses Sets besteht aus einer 14″ Medium Hi-Hat, einem 16″ Medium Crash sowie einem 20″ Medium Ride und wird in einem stabilen Case geliefert, das Becken bis 22″ aufnehmen kann und für spätere Anschaffungen ein paar extra Trennmatten beinhaltet. Das Case bietet weit mehr, als man es von einer “Gratisbeigabe” erwarten würde, denn es erweist sich als absolut roadtauglich und wird hier deshalb auch wohlwollend erwähnt
Die Bezeichnung “Medium” bezieht sich selbstredend auf die Materialstärke und das damit einhergehende Gewicht. Das Ride bringt etwa 2422 Gramm auf die Waage, das Crash wiegt 1019 Gramm, während das Hi-Hat Bottom 1304 Gramm und das Top 994 Gramm schwer sind. Die Vorzüge der computergesteuerten Erzeugung liegen auf der Hand, alle vier Becken weisen exakt das ausgewiesene Maß auf, die Kanten sind absolut plan und die Gewichtung gleichmäßig, so dass ein optimales Schwingungsverhalten gewährleistet sein sollte. Die Oberseite der Cymbals ist, bis auf fünf Millimeter (beim Ride einen Zentimeter) am äußeren Rand und einen Zentimeter um das Loch herum vollflächig abgedreht, wobei die Gleichmäßigkeit der Rillen an die gute alte Langspielplatte erinnert, in diesem Fall sogar an die sagenumwobene “Goldene”.
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Auch der Hammer wurde nicht von Menschenhand geschwungen, und dadurch lässt sich ein gewisses System an den Einschlägen erkennen. Während die Kuppen vollständig verschont wurden, zeigen sich im näheren Umfeld erst einmal recht engmaschig und kreisförmig zugefügte Schlagmale, wobei zwei Schlagstärken im stetigen Wechsel bei der Produktion zur Anwendung kamen. In Richtung Rand nehmen sowohl die Tiefe als auch die Anzahl der Male leicht ab. Auf der glatt polierten Unterseite zeigen sich die Einschläge als kreisrunde Ausbuchtungen, die in Verbindung mit dem extrem brillianten Finish für ein funkelndes Erlebnis sorgen. Die Brillanz der Oberflächen lässt vermuten, dass der Mensch komplett zum Mars übersiedeln wird, bevor diese Becken so etwas wie eine Patina ansetzen. Die perfekt ausgebildeten Kuppen, die präzise gebohrten Löcher und die akkurat feingeschliffenen Kanten sind der Beweis für eine funktionierende Endkontrolle und runden das Ensemble im besten Sinne des Wortes ab. Neben dem großen Firmenlogo, das auf beiden Seiten in Schwarz aufgebracht wurde, befindet sich auf der Oberseite zudem ein Aufdruck der Serien- und Typenbezeichnung sowie eine klassische Gravur mit Logo, Herstellungsland und Seriennummer.