Praxis
Anfängliche Problemchen
Ins gerade einmal 9,5 Zentimeter durchmessende Resonanzloch des Snare Craft Cajons, das uns Meinl für diesen Test mitgeschickt hat, passt der Preamp gerade so hinein. Doch nach etwas Fummelei, die bei normal großen Resonanzlöchern nicht zu erwarten ist, ist die Mikrofonkapsel verklebt und der Preamp eingebaut, sodass der praktische Teil auch schon beginnen kann. Doch nach dem ersten Anschließen stellt sich eine leichte Ernüchterung ein, da das Signal erst sehr schwach ist und beim Spielen dann riesige Sprünge nach oben macht. Einen Wackelkontakt im Verdacht, rüttele ich vorsichtig an allen Steckern und schließlich den Knopfzellenbatterien, die sich als Verursacher der Störungen erweisen. Da sie nur von einer Metallzunge gehalten werden, reichte offenbar der Anpressdruck nicht ganz aus. Nach etwas Hin-und-her-Wackelei waren die Störgeräusche aber passé und ließen auch im weiteren Verlauf des Test nicht mehr von sich hören. Dennoch sorgt die Batteriehalterung nicht unbedingt für ein gutes Gefühl, denn auf einem Gig kann so eine Störung viel Zeit und Nerven rauben.
Kräftiges Signal
Der Pegel, den der Cajon Preamp nun aufbringt, ist aber mehr als ordentlich, sodass ich den Vorverstärker meines Mischpultes kaum noch bemühen muss. Da der Ausgang des Preamps unsymmetrisch angelegt ist, schalte ich noch eine DI-Box zwischen Cajon und Mischpult. Was Mikrofonkapsel und Preamp nun ausspucken, kann sich durchaus hören lassen. Bass- und Snaresounds werden klar wiedergegeben, und auch leise Töne und selbst Besenwischer werden gut abgebildet. Insgesamt ist der Sound sehr durchsetzungsfähig, dabei aber beinahe schon etwas aggressiv. Um einen Vergleich zu haben, schiebe ich auch eine Grenzfläche (Shure SM 91) ins Cajon, was zugegebenermaßen nicht ganz fair ist, denn das SM91, beziehungsweise dessen Nachfolger Beta 91 A, kostet beinahe das Dreifache. Im Direktvergleich zum SM 91 klingt der Cajon Preamp grobschlächtiger und mittiger, oder umgekehrt: Das SM 91 reicht sowohl im Bass- als auch im Höhenbereich weiter und löst auch feiner auf. Der Positionierung im Inneren des Cajons ist geschuldet, dass beide Signale auch einen sehr topfigen Charakter aufweisen und die Resonanz der Cajon-Rückwand bei etwa 400 Hz deutlich abbilden. Hier würde ich gerne mit dem EQ eingreifen, was über ein entsprechend ausgestattetes Mischpult auch problemlos möglich ist.
Um auch noch andere Alternativen der Live-Mikrofonierung einzubeziehen, habe ich zusätzlich ein SM 57 ins Resonanzloch gesteckt und ein Neumann KM 184 vor das Cajon gestellt. Während das SM 57 den Bass deutlich überzeichnet und in den Höhen schwächelt (eine gute Positionierung zu finden, ist nicht ganz einfach mit dem Preamp im Resonanzloch), bringt das KM 184 den natürlichen und holzigen Klang des Cajons sehr schön hervor.
Der Volume-Regler des Cajon Preamps steht bei den folgenden Aufnahmen auf 100% und der Tone-Regler auf neutral.
In den folgenden Soundfiles habe ich den Tone-Regler stufenweise von ganz links (maximaler Bass) bis ganz rechts (maximale Höhen) gedreht. Für kleinere Anpassungen der Bässe oder Höhen kann es hilfreich sein, die Preamp-interne Klangregelung zu nutzen, doch die oft problematischen Topf-Frequenzen um 400 Hz herum bekommt man damit leider nicht in den Griff. Hier hilft nur ein externer Equalizer.
Als letztes Feature bleibt noch der Phasen-Schalter zu erwähnen. Da nicht jedes Mischpult über diese Funktion verfügt, kann sich dieser kleine Knopf als äußerst nützlich erweisen, wenn etwa das Cajon mit zwei Mikrofonen abgenommen werden soll.
Ein Dorn im Auge ist jedoch die Stromversorgung. Auch wenn die anfänglichen Kontaktprobleme der Knopfzellen schnell behoben werden konnten, würde ich mich auf einer Bühne nicht darauf verlassen wollen, dass es nicht doch zwischendurch anfängt zu knarzen oder die Batterien auf einmal leer sind. Die Möglichkeit, das System mit einem Netzgerät oder Phantomspeisung aus dem Pult zu betreiben, fehlt leider. Ein rascher Wechsel der Knopfzellen zwischen zwei Songs ist auch nicht unbedingt möglich, da das System dafür ausgebaut werden muss. Zudem gibt es keine Knopfzellen-Akkus, was die Sache auch noch wenig nachhaltig macht. Für den professionellen Einsatz ist der Cajon Preamp meines Erachtens also nicht geeignet.