Anfang 2020 hat die Firma Meinl ihre neuen Pure Alloy Custom Becken vorgestellt. Dass gute Becken nicht zwangsläufig aus handgehämmerter B20-Bronze hergestellt sein müssen, hat man schon mit der Einführung der Pure Alloy Serie im Jahr 2017 bewiesen. Anders als die Oberklasseinstrumente namens Byzance, werden die Becken nicht in der Türkei vorgefertigt, sondern komplett in Deutschland aus einer eigens für Becken entwickelten B12-Legierung hergestellt. Das Ergebnis waren eher klassisch klingende Allrounder in mittlerer Dicke.
Mit den frisch vorgestellten Custom-Versionen soll nun zwar der generelle, klare Klangcharakter erhalten bleiben, eine spezielle Oberfläche und eine insgesamt dünnere Materialstärke sollen allerdings für zeitgemäßere, etwas dunklere und schneller ansprechende Sounds sorgen. Wie sich diese Modifikationen im Sound bemerkbar machen, lest ihr auf den folgenden Zeilen.
Details
Unten hochglänzend, oben „verraucht“
Drei Medium Thin Crashes der Größen 16, 18 und 20 Zoll finde ich im Versandkarton, dazu ein 22er Medium Thin Ridebecken, eine Medium Thin 15er Hi-Hat sowie ein 18 Zoll durchmessendes, gelochtes Effektbecken mit der Bezeichnung Trash Crash. Damit liegen alle zur Markteinführung erhältlichen Modelle zum Test vor. Kommen wir zunächst zu den Gemeinsamkeiten, die alle Modelle teilen. Es beginnt mit dem Material, aus denen sie gefertigt werden. Statt der gängigen B20- oder B8-Bronze kommt hier eine von Meinl entwickelte B12-Legierung zum Einsatz, welche auch bei den regulären Pure Alloys verwendet wird und welcher die Serien ihren Namen verdanken. Optisch sind unsere Testkandidaten allerdings problemlos von der Originalserie ohne Custom-Zusatz zu unterscheiden. Während diese beidseitig ein samtiges Naturalfinish besitzen, verfügen unsere Testexemplare auf den Oberseiten über einen „smoked bronze“ Look. Auf die fertig abgedrehten und gehämmerten Becken wird hier eine spezielle Beschichtung aufgetragen, anschließend einpoliert und mit einer feinen Lackschicht versiegelt. Die Unterseiten bilden dazu einen starken Kontrast, sie präsentieren sich in einem strahlenden Hochglanzfinish. In puncto Hämmerung und Abdrehmuster kommen die Pure Alloy Customs wieder klassisch daher. Laut Meinl werden alle Modelle in Form gehämmert und nicht „gedrückt“, wie es bei den günstigeren Einsteigerlinien der Fall ist. Hierfür kommen relativ kleine, runde Maschinenhämmer zum Einsatz, die manuell geführt werden. Alle Kuppen sind zwar abgedreht, bleiben von Hämmern allerdings verschont. Das Layout der Instrumente erinnert mich ein ganz bisschen an jenes der Paiste 2002 Black Big Beat Becken.
Dünnere Crashes, Hi-Hats und Ride
Neben dem Erscheinungsbild heben sich die drei Crashes durch ein reduziertes Gewicht von den Pure Alloy Kollegen ab. Die sind in mittlerer Stärke gehalten, hier lautet Medium Thin das Zauberwort. Meine Digitalwaage zeigt moderate 900, 1245 und 1900 Gramm an. Damit liegen die kleineren beiden Crashes tatsächlich eher im Thin-Bereich das 20er geht hingegen schon in Richtung Medium-Stärke. Formal hat sich nichts geändert, die Profile weisen eine normale Schulter und kräftige Kuppen auf. Wir dürften es also mit schnell ansprechenden, aber trotzdem präsent klingenden Crashes zu tun haben, das 20er könnte auch als Ride funktionieren. Beim 22er Medium Thin Ridebecken messe ich etwa 2750 Gramm, sein Profil scheint ebenfalls identisch mit dem Medium Ride der Pure Alloy Reihe zu sein. Auch die Hi-Hats mussten abspecken, mit 1120 Gramm beim Top auf 1230 Gramm beim Bottom liegen sie deutlich auf dem Niveau meiner eigenen Zildjian A Avedis 15er. Ihre Bearbeitung gleicht ansonsten jener der anderen Testobjekte.
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Das Trash Crash besitzt zusätzliche, tiefe Hammermale
Als einziges Becken im Test besitzt das 18er Trash Crash eine deutlich abweichende Bearbeitung. Ins Auge fallen natürlich zunächst die unterschiedlich großen Bohrungen. Jeweils fünf kleine und fünf große Löcher werden hier abwechselnd auf dem Profil gesetzt, dies ist jedoch nicht der einzige Unterschied zu den Crashes. Zusätzlich zur beschriebenen Hämmerung verfügt das Becken über weitere, deutlich tiefere Hammermale. Diese sollen die Modulation noch stärker brechen und für ein tonloses, tiefes Rauschen sorgen.