Melodics Finger Drumming App Test

„Gib mir mal `nen Beat!“ – mit diesem Spruch ist heute oftmals nicht der  Schlagzeuger gemeint, sondern ein DJ, Produzent oder Controller Wizard. Fast 40 Jahre, nachdem der kalifornische Technologie-Visionär Roger Linn der Welt mit der legendären Linn LM-1 die erste Sample-basierte Drum Machine schenkte, hat sich auf dem Sektor einiges getan. Ob im Pop, House, Hip Hop, EDM, Techno oder welcher aktuellen Musikrichtung auch immer: Elektronische Beats sind einfach allgegenwärtig. Auf dem inzwischen riesigen Markt gibt es jede Menge Software- Anwendungen und Hardware Controller zum Kreieren von Grooves und Beats – nur leider macht das Werkzeug alleine noch keinen begnadeten Beatmaker.

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Genau dieser Realität hat sich nun die neuseeländische Firma Melodics gewidmet. Mit ihrer gleichnamigen App bietet sie all jenen, die die Kunst des Pad Drummings erlernen wollen, eine Plattform an, die Schritt für Schritt und „am lebenden Objekt“ erklärt und erleben lässt, worauf es bei der Echtzeitgestaltung von Grooves mit einem Pad Controller ankommt. Alles was man dazu braucht, ist ein Computer – zur Zeit muss es noch ein Mac sein, die PC / Windows-Variante des Programms ist aber laut Melodics-Homepage bereits in der Mache – mit einer herkömmlichen Tastatur. Besitzt man bereits einen Pad Controller wie zum Beispiel das Novation Launchpad, ist man perfekt ausgestattet, um loszulegen. Zur Zeit stehen dem lernwilligen Nutzer über 35 kostenfreie Lessons zur Verfügung. Entscheidet man sich für eine monatliche Beitragszahlung von 9,99 US-Dollar, so hat man unbegrenzten Zugriff auf alle Lerneinheiten der Bibliothek, welche laut Melodics wöchentlich erweitert wird. Zum stetig wachsenden Team von Autoren dieser Lessons zählen auch einige „Big Names“ der Szene wie DJ Jazzy Jeff, Gaslamp Killer oder der Controller-Virtuose Jeremy Ellis.

Details

Melodics ist ein kostenloses Programm, welches wie jede andere Software nach dem Download von der Herstellerseite www.melodics.com auf dem Rechner zu installieren ist. Die App erkennt nach dem Öffnen, welche Controller an den Rechner angeschlossen sind und überlässt die Auswahl dem Nutzer. Eine komplette Liste aller kompatiblen Controller – darunter befinden sich quasi alle „üblichen Verdächtigen“ –  findet sich auf der Melodics-Webseite. Sollte der eigene Controller trotzdem nicht auf dieser Liste stehen, kann man ihn selbst mithilfe detaillierter Instruktionen auf der Homepage in wenigen Schritten zur Zusammenarbeit mit der Software bringen. Und für den Fall, dass man noch keinen eigenen Pad Controller besitzt, bleibt immer noch die zuvor erwähnte Computer-Tastatur – wobei dies natürlich nur der halbe Spaß ist, aber zum Einstieg in das Thema Beatmaking reicht es zunächst. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Auswahl des Controllers ist mit einem Click erledigt.

Wer weiterkommen will, muss üben.

Melodics baut auf das Zusammenspiel zwischen der grafischen Darstellung der Übungen auf dem Bildschirm und der Echtzeit-Ausführung am Controller. Der Lernende erhält während und nach der Übung ein detailliertes visuelles Feedback auf seinen jeweiligen Versuch. Aber wie in der Schule oder auch bei Videospielen, muss der Beat-Student sich Schritt für Schritt durch die Unterrichtseinheiten, genannt „Lessons“, zur nächsten Stufe („Grade“) hocharbeiten. Man beginnt also mit einfachen Übungen aus jeweils einem von verschiedenen Musikstilen (Beats, Elektro, Hip Hop, House etc.) und  kombiniert diese mit genre-unabhängigen Grundlagenübungen („Fundamentals“) in Sachen Koordination, um eine „Challenge“ zu meistern. Ist diese bewältigt, kann man sich zur nächsten Challenge und zum nächsten Grade bewegen. Das liest sich alles ganz gut, jetzt will ich aber wissen, wie sich das ganze in der Realität darstellt und anfühlt. Das heißt: Controller anschließen und los!

Fotostrecke: 4 Bilder Aus der langen Liste von Lessons ..

Praxis

Fotostrecke: 4 Bilder Jeder Step einer Lesson wird zu Beginn detailliert erklärt.

Gute Sounds und Licht-Feedback

Der Wechsel von der Tastatur zum Launchpad ist mit einem Click vollzogen und stellt sich in der grafischen Darstellung einer Lesson kaum anders dar, lediglich die Tastatur-Buchstaben sind nun nicht mehr auf der Pad-Übersicht im Intro der Übung zu sehen. Umso größer ist aber der Fun-Faktor beim Spielen, da nun auf eigens dafür vorgesehenen Pads ge-finger-drummed wird. Besonders schick finde ich, dass das Launchpad  beim Triggern eines Pads nicht nur den Sound in Melodics generiert, sondern dass die Software zusätzlich eine Velocity-Information zurück an das Launchpad sendet, was dieses mit latenzfreiem Licht-Feedback quittiert. Will heißen, ich drücke ein Pad und es leuchtet. Grün bedeutet „richtiges Pad“, Rot signalisiert mir, dass ich dieses Pad an dieser Stelle nicht hätte spielen dürfen, und verschiedenen Abstufungen zwischen Gelb und Orange zeigen mir meine Timing-Ungenauigkeiten an. Sehr schön – und auch hilfreich, denn sobald man eine Übung mehrfach probiert hat, kennt man sie „auswendig“ und muss sowieso nicht mehr auf die Timeline auf dem Bildschirm starren, sondern kann sich voll auf den Controller konzentrieren, der die Leistung unmittelbar und in Farbe widerspiegelt. 
Die verwendeten Sounds sind wirklich ansprechend, nicht nur in ihrer eigentlichen Qualität, sondern auch in Sachen Authentizität. Übt man beispielsweise einen „House-Beat“ mit entsprechender House Music als Backing, triggert man eben auch passende Samples aus dieser Soundwelt. Gleiches gilt für Dubstep, Elektro, Hip Hop usw. Da hat man sich wirklich Mühe gegeben, was den Spaßfaktor von Melodics deutlich erhöht. 

Demo-Soundfiles von Free- und Abo-Lessons

Audio Samples
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HipHop Grade 2 by GaslampKiller ABO Boogie Grade 4 by MarcdeClive ABO 2Step Garage Grade 1 FREE HipHop Grade 1 FREE Basics KickSnare Grade 2 FREE Funk Grade 3 ABO CuePoint Grade 4 with Click FREE Afrobeat Grade 6 ABO Funky Drummer Grade 8 FREE JungleBreak Grade 10 ABO

Ich habe mich innerhalb des Test-Nachmittags bis zu „Grade 5“ hochgefingert und mich damit zu einem „Level 4“ Spieler gemausert. Erscheinen einem als Schlagzeuger die ersten Übungen noch kinderleicht, weil man die Beats ja grundsätzlich kennt und weiß, was es heißt, zu einem Click zu spielen, kommt man doch früher oder später an koordinative Herausforderungen, bei dem der bisherige Drumming-Background nur noch bedingt nützlich ist. Das Fingerdrumming ist eben schon eine eigene Kunstform mit ganz neuen Herausforderungen. Und genau deshalb ist es durchaus spannend, dass es nun eine Platform wie Melodics gibt, die einem diese Welt schrittweise mit Logik und Spaß vermitteln kann. 

Fazit

Die Beatmaker-Lern-Software Melodics aus Neuseeland ist eine gelungene Alternative zum You Tube-Selbststudium oder zum teuren Privatunterricht beim Fingerdrumming-Profi. Sie ist leicht zu installieren und funktioniert nach einer minimalen Eingewöhnungsphase absolut intuitiv. Die verwendeten Sounds und Backings sind hochwertig und genre-authentisch, und der gesamte visuelle Auftritt des Programms ist absolut überzeugend. Lediglich die Begrifflichkeiten rund um das  Bewertungs- und Übungssystem erscheinen mir etwas verwirrend: Lessons, Challenges, Steps, Grades und Levels sind viele unterschiedliche Worte für eigentlich dasselbe, aber wahrscheinlich erschließen sich die feinen Unterschiede, wenn man in ein längerfristig angelegtes „Beatmaking-Studium“ einsteigt. Ob die kostenpflichtigen Übungseinheiten, besonders die der prominenten Lesson-Autoren, ihr monatliches Geld wert sind, kann in diesem Test nicht abschließend geklärt werden, zumal einige der Celebrity-Lehrer auch offenbar noch gar keinen Content zur Verfügung gestellt haben. Ungeachtet dessen kommt man mit Melodics in den Genuss eines durchaus empfehlenswerten Stücks (kostenloser) pädagogischer Hochtechnologie, mit dem man ganz dicht dran ist am aktuellen musikalischen Geschehen. Meine Empfehlung lautet: Ausprobieren!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • durchdachtes und aufwändig gemachtes Lehrkonzept
  • visuell sehr gelungen
  • latenzfreies Drumming mit vielen gängigen Controllern
  • kostenlose Basis-Version
Contra
  • zur Zeit noch kein Windows/PC Support
  • das Benotungssystem erscheint etwas kompliziert
Artikelbild
Melodics Finger Drumming App Test
Melodics - eine reizvolle App zum Thema Finger Drumming (Bild © : zur Verfügung gestellt von Melodics)
Melodics – eine reizvolle App zum Thema Finger Drumming (Bild © : zur Verfügung gestellt von Melodics)
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Melodics
  • Herkunftsland: Neuseeland
  • Merkmale:
  • Applikation zum Download auf den eigenen Computer, um das Spielen mit den Fingern auf MIDI-Controllern zu lernen und zu verbessern.
  • Voraussetzungen (Stand November 2015):
  • Mac Computer mit Tastatur
  • Mac OSX 10.9 / 10.10. Version 10.11 (El Capitan) wird noch nicht offiziell unterstützt,
  • soll aber funktionieren.
  • Minimum Prozessor: i3, 1,07 Ghz, 64 Bit oder vergleichbar
  • 1 GB freie Festplatten-Kapazität
  • Minimum Speicher: 512 MB
  • Windows Support soll bald folgen
  • Pad Controller für vollen Spielspaß,
  • Tastatur alleine reicht aber zum Benutzen der App aus.
  • Preis:
  • kostenloses Basis Paket (ca. 35 Lessons)
  • Abonnement mit weiteren Inhalten: USD 9,99 pro Monat (jederzeit kündbar)
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