Praxis
Die Grundfunktionen der Potis
Um einen detaillierten Einblick in die klangliche Tiefe dieses Delays zu bekommen, hören wir das Polymoon zunächst in einem cleanen Stereo-Setup. Starten will ich dabei mit einer Analyse des Wirkungsgrads der einzelnen Potis in ihrer Grundfunktion.
Los geht’s mit dem Delay-Tempo, das über das Time-Poti gesteuert wird. Flanger und Phaser bleiben dabei zunächst deaktiviert. Wir hören das Time Poti in fünf Schritten.
Das reine Delaysignal des Pedals präsentiert sich mit dem typischen glasklaren Sound eines Digitaldelays und verhält sich, moderat dosiert, ziemlich rauscharm. Dreht man das Mix-Poti allerdings weit auf, macht sich ein gewisses Rauschen bemerkbar. Mit dem leicht und geschmeidig laufenden Poti kann die Verzögerungszeit sehr fein abgestimmt werden. Dennoch haben hier in punkto Verzögerungszeit einige andere Delays auf dem Markt deutlich die Nase vorn, denn beim Polymoon ist im Normalbetrieb die maximale Verzögerungszeit schon bei 1200 ms erreicht.
Die Delay-typischen Tonhöhenveränderungen beim Verstellen der Delaygeschwindigkeit während eines ausklingenden Signals kann das Polymoon übrigens ebenfalls bieten. Ist das Poti komplett geschlossen, liegt der Verzögerungswert auch wirklich bei Null.
In den folgenden beiden Audiobeispielen will ich mir nun den Wirkungsgrad des Feedback-Potis und des Mix-Potis nach derselben Prozedur anhören.
Mithilfe der Feedback-Funktion können wirklich Delays bis zur Unendlichkeit erzeugt werden, ohne dass sich das Echo aufschaukelt. Das Mix-Poti zeigt sich zudem bestens abgestimmt. Nach 12 Uhr hat das Effektsignal die Oberhand und dreht man das Poti voll auf, kann das Originalsignal auch ausgeblendet werden.
Jetzt bin ich gespannt, wie sich die sechs Optionen auswirken, die das Multiply-Poti bereithält.
Ab dem zweiten Modus wird über die Multiply-Option erstmals die Verteilung der Wiederholungen in Ping-Pong-Manier im Stereopanorama hörbar. Außerdem wird das Delay je nach Beschriftung in unterschiedlich viele kleine Delays unterteilt, wobei stellenweise auch rhythmische Muster zum Einsatz kommen. Ein netter Nebeneffekt dabei ist, dass länger gehaltene Töne oder Akkorde dadurch eine weitere räumliche Tiefe erhalten.
Ich gehe zurück in den dritten Modus der Multiply-Funktion und will mir nun anhören, was das Dimension-Poti mit dem Signal anstellt.
In der Tat wird das Delay hier zunehmend verwischt bzw. weichgespült, was schon jetzt für beeindruckende Soundscapes sorgt.
Auch diese Funktion lasse ich in moderater Weise aktiviert und widme mich nun dem Flanger, der über das Dynamics-Poti ins Spiel gebracht wird.
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Die Wirkung des Dynamic-Flangers in seinen verschiedenen Schattierungen ist ebenfalls wirklich beeindruckend und verleiht dem Gesamtsignal einen starken und lebendigen Charakter.
Bevor wir alle Sounds im Zusammenspiel hören, will ich noch herausfinden, wie sich der Phaser in seiner Grundkonfiguration auf das Signal auswirkt.
Was ich hier zu hören bekomme, gefällt mir ebenfalls sehr gut. So ist der Phaser in der Lage, für einen absolut spacigen Delaysound zu sorgen.
Das Polymoon in der Praxis
Nun wollen wir aber richtig in die Praxis starten und uns die verschiedenen Optionen im Zusammenspiel anhören. Dabei werde ich auch die Funktionen einbeziehen, die sich über den “Alt”-Taster aktivieren lassen und das Pedal außerdem in ein normales Mono-Setup einbinden, wie es wahrscheinlich die meisten Gitarristen nutzen.
Doch zunächst hören wir das Pedal noch einmal in einem cleanen Stereo-Setting.
Eine weitere Tür öffnet sich in klanglicher Hinsicht, wenn man die “Early Modulation” und “Late Modulation” des Delays genauer erforscht. So lassen sich hier neben smoothen Modulationen auch FM Synth-artige Sounds und sogar Pitch-Effekte erzeugen.
Dazu gibt’s zunächst das Delay mit einer dezenten, weichen Modulation zu hören.
Besonders gut gefällt mir im nächsten Beispiel der Einfluss des Flangers, mit dem sich über die spielerische Dynamik das Signal sehr schön formen lässt und so schon fast vokale Anteile mitbringt. Aber hört selbst.
Es folgt ein Beispiel, das erneut den Flanger in den Vordergrund stellt. Anschließend bekommt ihr einen ersten Eindruck vom großartig klingenden Pitch-Effekt des Delays.
Nun ein wirklich abgedrehtes Soundbeispiel, das nur noch entfernt an eine Gitarre erinnert und eher den Charakter von startenden Düsenjets hat. Hier habe ich die FM-Option auf der “Late Modulation” und den Pitch-Effekt auf der “Early Modulation” aktiviert.
Auch wenn das Signal im reinen Monobetrieb natürlich nicht mehr ganz so groß und weit erscheint, lassen sich dennoch auch hier wirklich beeindruckende Sounds erzeugen. Dabei macht das Pedal übrigens im Einschleifweg im Zusammenspiel mit einem schon etwas zerrenden Amp eine gute Figur. Im Zusammenspiel mit den anderen Effekten ist mir das anfangs angesprochene Rauschen des Delay-Signals übrigens nicht mehr weiter aufgefallen.
Was die weiteren Optionen des Pedals angeht, ergeben sich wirklich viele Möglichkeiten, die für mein Empfinden absolut die spielerische Kreativität anregen und von wunderschönen modulierten Delays bis hinzu cineastisch wirkenden Soundscapes reichen. Abschließend zur Veranschaulichung noch ein paar weitere Audiobeispiele, mit denen trotzdem längst noch nicht das Ende der Fahnenstange im Bezug auf die klangliche Vielfalt des Polymoons erreicht ist.
Möchte man auch später wieder auf die erstellten Sounds zurückgreifen, sollte man auf jeden Fall über eine der vom Hersteller empfohlenen Erweiterungen nachdenken, da es bei all den Möglichkeiten auf so kleinem Raum ab einem bestimmten Punkt schwierig wird, die Einstellungen zu rekapitulieren.