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Mesa Boogie Mark Five Test

Details

Gehäuse/Optik
Der Mark V kommt in einem schwarzen Vinyl-Outfit über einem stabilen Multiplex-Gehäuse. Das Topteil ist mit seinen Maßen von 575 x 255 x 295 mm nicht so hoch, dafür aber etwas tiefer als die „normalen“ Amps von Marshall oder der hauseigene Rectifier. Er passt aber immer noch ohne überzustehen auf eine 4 x 12 Box. Für den rutschfesten Halt sorgen vier Gummifüße und beim üblichen Auf- und Abbaugerangel schützen Kunststoffschoner die sechs rechtwinkligen Ecken. Außerdem liegt für den sicheren Transport eine gut gepolsterte Schutzhülle bei. Das Bedienfeld präsentiert sich leicht abgeschrägt auf der oberen Hälfte der Front, links darunter der Boogie Schriftzug auf schwarzen Bespannstoff. Im Innenleben verrichten sieben 12AX7 Röhren in der Vorstufe und vier 6L6 in der Endstufe ihre Arbeit. Trotz des eher modernen Aufbaus des Bedienfeldes mit vielen kleinen Schaltern und Reglern haben wir es mit einem klaren Vintage-Innenleben zu tun. Röhrensound pur.

Bedienfeld
Das Bedienfeld selbst macht auf den ersten Blick einen mächtigen Eindruck: 23 Regler, 15 Mini-Switches und ein 5-Band-EQ. Das ist rekordverdächtig und erinnert eher an ein Hubschrauber-Cockpit… Ich kann euch aber beruhigen, das Teil ist sehr übersichtlich aufgebaut und man blickt eigentlich auch ohne Studium des Handbuchs durch. Der Verstärker bietet drei Kanäle, vom Charakter kann man sie als Clean, Crunch und Hi Gain bezeichnen; bei Boogie werden sie schlicht CH1, CH2 und CH3 genannt. Jeder Kanal hat eine komplett eigene Regeleinheit, die aus Gain, Master, Presence, Treble, Middle und Bass besteht. Mit einem kleinen Schalter wird ebenfalls bei jedem Kanal zwischen drei speziellen Sound-Modi ausgewählt. Im Praxisteil werde ich diese selbstverständlich noch etwas genauer unter die Lupe nehmen. Rechnet man das Ganze zusammen, ergeben sich 12 verschiedene Grundsounds, die beim Amp angewählt werden können. Nicht gerade bescheiden.

Auch eine sogenannte Voicing-Funktion ist mit an Bord, hier können leichte Frequenzveränderungen per Zweifach-Kippschalter ausgewählt werden. Apropos Frequenzen: Eines der Markenzeichen der legendären Boogie-Combos ist der grafische 5-Band-Equalizer, der natürlich auch hier nicht fehlen darf. Dafür gibt es auch wieder für jeden Kanal separat die Möglichkeit, den EQ permanent einzuschalten oder über den Fußschalter zu bedienen.

Der unterste kleine Schalter auf der linken Seite jeder Kanal-Sektion ist für die Ausgangsleistung des Kanals zuständig, die zwischen 10, 45 und 90 Watt umgeschaltet werden kann. Dadurch wird bereits bei geringen Lautstärken die Endstufe gefordert – ihr wird eine gute Portion Kompression abverlangt und damit ist auch das Zerrverhalten zusätzlich stark beeinflussbar. Die Gesamtlautstärke steht aber nicht im Verhältnis zu den Watt-Zahlen. Wählt man zehn Watt und dreht den Masterregler so weit auf, dass man einen Schalldruck von etwa 80 dB (höhere Zimmerlautstärke) erhält, dann wird beim Wechsel auf 45 Watt der Amp etwas druckvoller (mehr Bässe) und bei 90 Watt ist zum Beispiel der Clean-Kanal glockenklar, während er bei der zehn Watt Einstellung schon leicht in die Endstufenzerrung geht. Vergleichbar ist das mit demselben Automodell mit unterschiedlicher Leistung. Bei Tempo 120 und bergauf ist die Ausführung mit kleinem Motor schon heftig am Schnaufen, während der 180 PS-Motor für eine geschmeidige Fortbewegung sorgt, ohne dass man das Gaspedal weiter durchtreten muss.

In der Master-Sektion ganz rechts auf dem Bedienfeld finden sich zwei Lautstärkeregler, die, wie ihre Namen schon verraten, zum einen für den kompletten Ausgangspegel (Output) und für die Solo-Lautstärke (Solo) zuständig sind. Diese beiden sind allerdings nur aktiv, wenn die Effektloop eingeschaltet ist. Befindet sie sich im True Bypass Modus, wird diese Sektion umgangen und der jeweilige Master-Regler im Kanal ist auch das tatsächliche Master-Volume.

Rückseite
Wenn die Vorderseite schon üppig bestückt ist, dann darf man selbstverständlich bei der Rückseite nicht schwächeln. Hier sind noch ein paar weitere Kontrollmöglichkeiten und Anschlüsse angebracht. Ganz links befinden sich die beiden Rasterpotis zur Kanalauswahl (Channel Select) und zur Zuordnung der Effektloop. Die Kanäle können einzeln angewählt werden und in der Position ´Footswitch´ sind sie über den Fußschalter aktivierbar. Bei der Effektloop hat man folgende Einstellmöglichkeiten: Sie wird entweder einem einzelnen Kanal (CH1, CH2, CH3) oder allen Kanälen zugeordnet (ON ALL). In der Position ´FT SW´ wird sie über den Fußschalter aktiviert, dabei ist sie automatisch für alle Kanäle verfügbar. Dann folgen vier Buchsen, mit denen die Funktionen ´Solo´, ´EQ´ und die Kanalanwahl von CH2 und CH3 per externem Schalter gesteuert werden können. Dies ist hauptsächlich für den Einsatz mit einem MIDI-Steuergerät gedacht, das dann per Schaltsignal die Funktionen übernehmen kann, die normalerweise vom mitgelieferten Fußschalter erledigt werden. Hier ist wirklich alles bis ins kleinste Detail ausgearbeitet.

Es folgen die Buchsen für die Effektloop (Send, Return) und der Regler für den Send-Pegel. Darunter befindet sich der Schalter, mit dem die Loop generell aktiviert wird. Steht dieser auf True Bypass, dann sind die komplette Sektion für Loop und auch die Solo-Funktion aus dem Schaltkreis herausgenommen. In der Mitte der Rückseite finden wir die drei Regler zum Einstellen des Federhalls, wobei selbstverständlich die Effektintensität des Reverbs für jeden Kanal einzeln justiert werden kann. Der Hall ist übrigens von ausgezeichneter Qualität und wird dem Originalsignal beigemischt.

Unter diesen Reglern befinden sich drei Mini-Switches für das Röhren-Finetuning. Hier wird für die Kanäle 1 und 2 zwischen Dioden- und Tube-Betrieb umgeschaltet. Allerdings nur, wenn der 45-Watt-Modus auf der Front angewählt ist. Bei 90 Watt sind automatisch die Dioden in Betrieb, bei 10 Watt steht Tube-Modus auf dem Programm. In Kanal 3 hat man bei allen drei Leistungsstufen die Wahl zwischen Dioden- und Pentoden-Betrieb. Der Mark V ist mit vier Lautsprecheranschlüssen bestückt, mit denen alle möglichen Boxenkombinationen zu realisieren sind.

Weiter geht es mit einem Ausgang für ein Stimmgerät (Tuner) und einem für Slave. Dort wird das Master-Signal ausgegeben, mit dem dann beispielsweise eine externe Endstufe angesteuert werden kann. Oder ein externes Rack, über das dann Effekte getrennt auf eine andere Endstufe und Boxen gesendet werden. Hier werden auf jeden Fall alle Anforderungen erfüllt und es bleiben keine Wünsche offen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn man noch einen Zigarettenanzünder für den Roadie oder Getränkekühler für den Gitarristen mit eingebaut hätte. Absolute Vollausstattung! Aber das war noch nicht alles: Auf der rechten Seite befinden sich neben dem Anschluss für den mitgelieferten Fußschalter zwei kleine Schalter. Mit dem einen wird der integrierte Ventilator (doch was zum Kühlen, ich hab´s gewusst …) aktiviert und mit dem anderen (6L6/EL34) wird der Bias der Endstufenröhren angepasst, wenn man zum Beispiel auf EL 34 wechselt.

Fotostrecke: 4 Bilder

Fußboard
Die wichtigsten Schaltmöglichkeiten bedient das mitgelieferte Fußboard. Acht Schalter auf einem stabilen Stahlblech-Gehäuse mit rutschfesten Gummifüßen und 6 m Kabel schalten die folgenden Funktionen ein oder aus, und das selbstverständlich knackfrei:

Untere Reihe: CH1, CH2, CH3, Solo

Obere Reihe: Reverb, FX Loop, EQ, Mute

Auf den nächsten Seiten gibt´s was auf die Ohren…und zwar kräftig…

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