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Mesa Boogie Subway D800+ / Subway Ultra-Lite 1×15 / Subway Ultra-Lite 2×10

Praxis

Zunächst teste ich beide Boxen separat, um den Charakter jeder einzelnen und die Unterschiede zwischen ihnen zu hören. Als erstes nehme ich mir die Ultra-Lite 1×15 vor. Schalte ich den D800+ an und belasse alle EQ-Regler in Neutralstellung, so schlägt mir ein runder, warmer Ton entgegen, den ich nicht extra mit dem Equalizer verbiegen muss.
Was mich vor allem erstaunt, ist die rasche Ansprache des 15-Zöllers. Egal, ob Staccato-Fingergrooves oder flinke Slap-Attacken, der Fünfzehner steckt alles gutmütig weg, ohne dabei träge zu wirken. Im Zusammenspiel von schnellem Attack und dem Hochtonhorn lassen sich somit auch problemlos knackig-moderne Sounds erzielen, die man einem Speaker dieser Art nicht ohne Weiteres zutrauen würde.
Flageoletts oder Akkorde kommen klar und differenziert und die Box macht schon als Standalone eine prima Figur. Im Proberaum drehe ich den D800+ ordentlich auf, um die Grenzen der 1×15 auszuloten. Boxen in Leichtbauweise neigen in der Regel schneller zu Kompression oder anderen unschönen Dingen. Aber siehe da: diese Schwachpunkte lassen sich hier nicht feststellen, die Anleihen aus dem Flugzeugbau machen sich deutlich bemerkbar. Die 1×15 agiert stets klar, neigt nicht zum Dröhnen oder ähnlichem und bleibt bis in hohe Lautstärken dynamisch.

Präsentiert sich flexibler, als man annehmen könnte: die Subway Ultra-Lite 1x15!
Präsentiert sich flexibler, als man annehmen könnte: die Subway Ultra-Lite 1×15!

Zugegeben, richtig große Boxen herkömmlicher Bauweise können sicherlich noch etwas mehr. Aber zieht man in Betracht, in was für Bereichen kleine und leichte Boxen zum Einsatz kommen, liegt die Ultra Lite 1×15 im Vergleich zu anderen sicherlich schon weit vorne.
Bei den vier Soundbeispielen habe ich die Box mikrofoniert und mit dem D.I.-Signal des D800+ 1:1 gemischt. Der Regler für das Hochtonhorn stand hierbei auf 12 Uhr.

Audio Samples
0:00
Precision Bass, alle Regler neutral Jazz Bass, Bridge-PU, Bass: 2h, Low Mid Gain: 2h, Low Mid Frequency: 12h Jazz Bass, beide Pickups, Bass: 2h, Voicing: 10h, Treble: 2h Jazz Bass, beide Pickups, Deep Switch aktiv, Bass: 2h, Low Mid Gain: 9h, Low Mid Frequency: 12h, Treble: 9h

Umgesteckt zur 2×10 schlägt mir gleich ein anderer Wind entgegen: zum einen ist diese Box aufgrund der erhöhten Membranfläche bei gleichen Einstellungen etwas lauter. Zum anderen wirkt sie direkter, trockener und besitzt mehr Präsenz in den Hochmitten. Sie empfiehlt sich daher sofort als Zusatzbox, die für die nötige Durchsetzung im Bandsound sorgt.
War die 1×15 angenehm gutmütig, ist die 2×10 deutlich vorlauter und noch einen Hauch präziser im Attack. Ich hatte das Glück, eine 2×10-Box mit Neodym-Magneten eines sehr erfolgreichen Mitbewerbers gleichzeitig im Proberaum zu haben. Im direkten Vergleich blieb die Mesa Boogie auch bis in hohe Lautstärken transparenter und löste besser auf. Gerade bei Akkorden neigte die andere Box zum Dröhnen und Matschigwerden. Fairerweise muss man allerdings auch erwähnen, dass diese weniger als die Hälfte kostet.

Wenns mal kleiner sein muss: beide Subway-Cabs funktionieren auch gut als Standalone-Lösungen!
Wenns mal kleiner sein muss: beide Subway-Cabs funktionieren auch gut als Standalone-Lösungen!

Was für die 1×15 galt, gilt ansonsten auch hier: Die 2×10 bleibt bis in hohe Lautstärken erstaunlich stabil im Ton und komprimiert erst sehr spät. Kein Wunder, kann sie doch mit einer Verträglichkeit 600 Watt ganze 200 Watt mehr verarbeiten.
Hier könnt ihr die gleichen vier Riffs mit der 2×10 und derselben Versuchsanordnung wie zuvor hören.

Audio Samples
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Precision Bass, alle Regler neutral Jazz Bass, Bridge-PU, Bass: 2h, Low Mid Gain: 2h, Low Mid Frequency: 12h Jazz Bass, beide Pickups, Bass: 2h, Voicing: 10h, Treble: 2h Jazz Bass, beide Pickups, Deep Switch aktiv, Bass: 2h, Low Mid Gain: 9h, Low Mid Frequency: 12h, Treble: 9h

Als Standalone-Lösung finde ich die 1×15 etwas angenehmer, allerdings hängt dies natürlich stark vom individuellen Geschmack bzw. dem musikalischem Kontext ab.
Nun kombiniere ich beide Boxen und möchte herausfinden, wie sie sich ergänzen. Wie eingangs schon erwähnt, ergibt sich dabei durch die Bauweise der 2×10 ein schon beträchtliches Stack, welches meine eigene 6x10er-Box hinsichtlich der Größe deutlich überragt. Unverschämtheit! 😉
Nehme ich den D800+ wieder in Betrieb, kann er nun an beiden Boxen seine vollen 800 Watt Leistung entfalten. Diese Stärke liefert das bewährte Power-Modul von ICE, einer Tochterfirma von Bang&Olufsen, das auch bei vielen Mitbewerbern Verwendung findet.
Aus wirtschaftlichen Gründen ist dies sicher sinnvoll, ein eigenes Konzept als Alleinstellungsmerkmal wäre aber gerade für eine Marke wie Mesa Boogie noch schöner – wenn auch sicher kostenintensiver.

An beiden Boxen entfaltet der Subway-Amp seine volle Leistung von 800 Watt.
An beiden Boxen entfaltet der Subway-Amp seine volle Leistung von 800 Watt.

Das Stack liefert das gutmütige Lowend der 1×15, kombiniert mit der Bissigkeit der 2×10, die das Frequenzspektrum sinnvoll ergänzt. Das Stack bleibt klanglich dabei einmal neutral, ohne sich direkt für eine spezielle Stilistik zu positionieren. Hierzu dient die umfangreiche EQ-Sektion des D800+, dessen Zentrum der Voicing-Regler ist.
Dieses Poti besitzt nicht eine einzelne Funktion, welche sich im Laufe des Regelweges verstärkt, sondern hält mehrere Klangcharaktere bereit. Auf diese Art lässt sich der Amp sozusagen auf verschiedene Grundsounds tunen, ehe man mit dem umfangreichen Equalizer weitere Feineinstellungen vornehmen kann. So ist es zumindest der Vorschlag seitens Mesa Boogies.
Spielt man ein bisschen mit dem Voicing-Regler, so wird man diesem Ansatz schnell zustimmen. Fast immer fand ich mit ihm allein schon “meinen” Sound. Alles, was ich mit dem EQ getan hätte, erledigte der Voicing-Regler auf 10-Uhr-Stellung von selbst.
Möchte man sich jedoch weiter von einem neutralen Sound entfernen, so benötigt man natürlich den Equalizer, der mit seinen zwei parametrischen Mitten und dem Bass- und Höhenregler mehr als genug Optionen bereithält.
Das Low-Mid-Band reicht von 150Hz bis 1800Hz, die Hochmitten von 300Hz bis 5000Hz. Damit sollten alle wichtigen Frequenzen, die geboostet oder beschnitten werden sollen (bis zu +/- 14dB), abgedeckt sein. Parametrische Mitten sind ja naturgemäß immer etwas fummelig, aber da der D800+ die Reaktion Mesa Boogies auf zahlreiche Kundenwünsche war, gehe ich davon aus, dass dieser der Wunsch sicherlich vor allem auf dem Zettel der Akustik- oder Kontrabassisten/innen stand. Häufig reichen für diese Instrumente ein oder zwei feste Mittenbänder nicht aus, um problematische Frequenzen in den Griff zu bekommen, die sich auch noch von Raum zu Raum ändern. Hier sind parametrische Mitten mit frei wählbaren Frequenzbändern ein Segen.

Der umfangreiche Equalizer ist ein wesentliches Merkmal des neuen Topteils!
Der umfangreiche Equalizer ist ein wesentliches Merkmal des neuen Topteils!

Ganz am Anfang der EQ-Sektion steht aber auch noch der schon angesprochene High Pass Filter. Mit ihm werden nur Frequenzen oberhalb des gewählten Wertes durchgelassen, sodass man effizient tiefe Frequenzen eliminieren kann, die im Bandkontext ansonst Wummern hervorrufen und/oder mit der Bassdrum kollidieren könnten. Aber auch für transparente Solopassagen und Akkorde etc. ist dieses Feature sehr nützlich!
Insgesamt bietet der Subway D800+ dem User viele mächtige Werkzeuge und lässt keine Wünsche offen. Der ein oder andere wird sicher ob der bloßen Anzahl der Features etwas Einarbeitung benötigen, aber die große Praxisorientiertheit steht einem hier auf jeden Fall zur Seite. Man spürt, dass Mesa Boogie bei der Konstruktion dieses Topteils nicht nach dem Motto “Viel hilft Viel” vorgegangen sind, sondern genau auf die Wünsche der Kundschaft reagiert haben.
Übrigens: Auch die Nachbarn werden sich freuen, der Kopfhörerausgang klingt wirklich gut und kombiniert mit dem Aux In wird der D800/D800+ zum praktischen Übungsamp für zuhause und unterwegs.

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