Praxis
Im Livebetrieb bietet mir der Subway die Möglichkeit, mein Signal per D.I. Out zum Mischer zu schicken, wahlweise mit oder ohne Equalizer-Einstellungen (Pre/Post Eq). Verfüge ich noch über einen Monitor- oder In-Ear-Mix, so kann ich diesen mit dem symmetrischen “Preamp Out” bedienen. Mit dem neutralen “Thru”-Ausgang geht es dann weiter zu meinem Amp. Falls ich dafür das bearbeitete Signal bevorzuge, kann ich stattdessen den unsymmetrischen Klinkenausgang (Preamp Out) wählen. Dies bietet sich an, wenn man direkt eine Endstufe oder einen Aktivmonitor ansteuert.
Im Studio eröffnen sich ähnliche Möglichkeiten. Hier will man sicher den Sound des Subway haben und wählt per Kippschalter “Post EQ” für den D.I.-Ausgang. Die “Thru”-Option lässt mir die Chance, noch einen zweiten Preamp anzusteuern, der sich klanglich unterscheidet (z.B. angezerrte Röhre etc.). Oder ich will mir die Option eines cleanen Backup-Signals offenhalten. Genau wie im Livebetrieb kann ich mit einem dritten Ausgang meiner Wahl zusätzlich einen Amp befeuern, den ich dann noch mikrofonieren kann.
Für diesen durchaus realistischen Fall im Studio stellt sich der Subway als Schaltzentrale für mehrere unterschiedliche Signale heraus, ohne dass ich einen zusätzlichen Splitter oder ähnliches benötige. Gerade wenn man gerne mit mehreren Sound-Alternativen arbeitet, wünscht man sich schnell mal mehr Ausgänge, um nach der Aufnahme aus den verschiedenen Sounds zu wählen oder sie zu mischen. Hier glänzt der Subway mit seinem üppigem, durchaus cleveren Angebot.
Ein anderer denkbarer Abnehmer meines Signals kann natürlich auch ein Kopfhörer-Verstärker oder ähnliches sein. Mir fällt tatsächlich keine realistische Situation ein, die der Mesa nicht bedienen könnte!
Nun ist eine üppige Ausstattung schön und gut, aber ein Preamp sollte natürlich in erster Linie eines können: gut klingen! Für alle Soundbeispiele nutze ich den D.I. Out mit dem Kippschalter auf “Post EQ”. Wir starten mit einem Preci-Fingerstyle-Groove. Bass und Tiefmitten sind hier leicht geboostet (1 Uhr), um den Bass im Mix etwas nach vorne zu holen.
Hier hört ihr einen modernen Jazz-Bass-Slapsound mit Bässen und Höhen auf 2 Uhr bei gleichzeitig leichter Absenkung der Hochmitten (Scoop Sound):
Für einen kehligen Achtelrock-Sound mit dem Preci habe ich in dem folgenden Beispiel die Hochmitten etwas geboostet:
Als nächstes setzte ich den Equalizer etwas extremer ein. Für einen präsenten Motown-Sound hebe ich Bässe und Tiefmitten an und senke gleichzeitig die Höhen stark ab. Auch die Höhenblende des Precis ist zu drei Vierteln geschlossen.
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Für einen fulminanten Reggae-Sound booste ich leicht den Bass und drehe Höhen und Hochmitten ein gutes Stück zurück (ca. 3 Uhr).
Ihr hört es schon: der vierbandige Equalizer ist sehr effizient! Er kann entweder beherzt eingreifen oder auch nur subtil zu Werke gehen, denn die hochwertigen Potis machen auch minimale Änderungen möglich. Die Qualität der Sounds befindet sich durchweg auf hohem Niveau – vor allem in Relation zum aufgerufenen Preis. Übrigens besitzt der Subway Preamp in neutraler EQ-Einstellung nur eine recht geringe Eigenfärbung. Er überlässt die Arbeit lieber seinen mächtigen Regelmöglichkeiten.
Kommen wir noch zum Voicing-Regler, der bisher ungenutzt blieb. Viele Hersteller haben ja ähnliche Regler mit unterschiedlichsten Namen an ihren Amps oder Preamps. Alle besitzen aber die gleiche Wirkungsweise: Sie boosten den Bass- und Höhenbereich bei gleichzeitiger Absenkung der Mitten. Ich besaß schon viele Verstärker mit solchen Reglern und habe diese aufgrund ihrer viel zu extremen Wirkung nie genutzt.
Der Sound mag mit diesem Loudness-Effekt zuhause ganz nett klingen, in der Band kommt man allerdings erfahrungsgemäß schnell den Frequenzen der Bassdrum in die Quere. Außerdem geht durch die drastische Absenkung der Mitten zusätzlich die Durchsetzungsfähigkeit verloren. Deshalb war ich zunächst sehr skeptisch gegenüber dem Voicing-Regler des Mesas. Nach einigen Tagen stellte ich aber erstaunt fest, dass ich ausschließlich mit ihm “meinen” Sound fand!
Der Regler arbeitet deutlich anders und subtiler, als ich dies bisher von Mitbewerbern kannte. Irgendwie macht er alles “schöner”, ohne den Charakter des Instruments zu verbiegen. Das liegt daran, dass der Voicing-Effekt über den Regelweg nicht linear zunimmt, sondern sich verändert. Die Mittenfrequenz wird nicht einfach weiter abgesenkt bzw. Bass/Treble weiter geboostet, was den Charakter des Instruments zerstört und zu Lasten der Durchsetzungsfähigkeit geht.
Vielmehr werden hier Frequenzbänder verschoben, sodass mehrere Klangcharaktere entstehen und der komplette Regelweg sinnvoll nutzbar ist. Mesa/Boogie selbst schlägt deshalb auch vor, mit dem Voicing-Regler seinen persönlichen Grundsound zu suchen und dann, falls nötig, mit dem EQ noch letzte Anpassungen vorzunehmen.
In diesem Video könnt ihr die Wirkung des Voicing-Reglers gut sehen und hören:
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Mehr Informationen Durch die zwei Mitten- und den Voicing-Regler ist der Subway übrigens auch ein heißer Kandidat für den Kontrabass. Spielt man diesen verstärkt, so entstehen oft Feedbacks und Dröhnen im Mittenbereich. Dafür hält der Mesa/Preamp mächtige Werkzeuge bereit. Noch nicht erwähnt habe ich den Active/Passive-Schalter. Aufgrund des höheren Pegels der meisten aktiven Bässe kann man mit ihm die Eingangsempfindlichkeit um ca. 10dB absenken, um ungewollte Verzerrungen zu vermeiden.
Ein weiteres nützliches Tool ist der Deep-Schalter: dieser boostet bei Bedarf dezent den Tiefbassbereich, um kleineren Anlagen etwas mehr Fülle einzuhauchen. Und auch beim Spielen bei niedrigen Lautstärken kann man mit ihm den Sound wirkungsvoll andicken.