PRAXIS
Die Verarbeitung ist beim USA-Modell minimal besser, die Saitenführung ist absolut akkurat. Bei der mexikanischen Variante kommt es zu einem häufig zu beobachtenden Phänomen: Die Saiten laufen nicht exakt in der Mitte über die Pickup-Polepieces. Bei diesem Modell betrifft es speziell die D- und G-Saite. Zwar sind die Bridgereiter geriffelt und sollten es gestatten, die Saiten entsprechend seitlich zu verschieben, doch läuft man dann Gefahr, dass sie bei etwas härterem Anschlag wieder in eine darunter liegende Fräsung zurückspringen. Das wäre alles kein Problem, hätte man den D-/G-Saiten Pickup von vornherein etwas weiter nach unten versetzt. Es bleibt für mich ein unerklärliches Geheimnis, warum man nach 50 Jahren immer noch solche Fehler macht. Glücklicherweise hat dieser kleine Fehler keine großartig hörbaren Auswirkungen auf den Sound.
Das nächste Dilemma in der Abteilung Mexiko ist jedoch die Klinkenbuchse. Die ist nämlich so ausgelegt, dass man den Klinkenstecker des Instrumentenkabels nur mit sehr hoher Kraft hineinbekommt. Auch das muss wirklich nicht sein. Ein Klinkenbuchsentest, selbst bei Massenfertigung, dauert im Endeffekt ca. fünf Sekunden.
Das war es dann aber auch mit den kleinen negativen Unterschieden zwischen David und Goliath. Ab jetzt treten die beiden Bässe nämlich in der Praxis gegeneinander an, und was dabei zu Tage tritt, ist wirklich erstaunlich.
Beide Bässe klingen ultimo prossimo „gut“. Ohne große Klangmodifikation direkt ins Pult oder den Amp gespielt und schon geht die Post ab – genau das ist es, was man von einem Precision Bass erwartet. Kein Geschnörkel, kein Hi-Fidelity, einfach ein grundsolider Bass-Sound.
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Der Mexikaner klingt dabei im Tiefbassbereich minimal stärker und wirkt etwas bissiger und rauer, während sich der USA Preci eine Spur ausgeglichener, komprimierter und ziviler präsentiert – eine Eigenschaft, die ich dem graphitverstärkten Ahornhals zuschreibe.
Der Clip zeigt ein achttaktiges Riff mit Fingern gespielt. In Takt 1-4 hört man den Mexiko Preci, in Takt 5-8 den USA Preci. Beide Bässe gingen dabei direkt ins Pult, ohne Klangregelung, passiver Ton-Poti voll auf. Wie man hört, lässt sich kaum ein Unterschied ausmachen. Beide Bässe sind komfortabel bespielbar. Dabei ist es Geschmackssache, ob man das Spielgefühl beim glanzlackierten Mexiko-Bass oder dem mattlackierten USA-Bass bevorzugt. Der Mexiko-Bass fühlt sich etwas labbrig an, da die Saitenspannung etwas geringer ist als bei der USA „string through body“ Konstruktion. Die Lackierung des Mexiko-Ahornhalses lässt den Sound leicht scheppriger erscheinen.
Jetzt folgt ein Beispiel mit Plektrum, bei dem man hören kann, dass der Mexiko-Bass etwas mehr Tiefbassanteile liefert, dafür aber auch einen Tick unausgewogener klingt als sein amerikanischer Bruder, der sehr klar und präzise rüberkommt. Takt 1-10 Mexiko Bass, Takt 11-20 USA.
Zuletzt noch ein Beispiel bei dem das Tone-Poti komplett zugedreht wurde. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn man Sounds a la Motown oder Traditional Country erzeugen möchte. Auch hier behalten beide Bässe Würde und Form, wiederum mit leichten Pluspunkten in Puncto Transparenz für den USA-Kollegen. Takt 1-5 Mexiko, Takt 6-10 USA.
Der USA-Bass verfügt über einen zusätzlich Push-Schalter am Volumen-Poti. Betätigt man den Schalter, wird der Sound merklich leiser, dünner und schärfer. Das war es dann aber auch schon – wirklich der Brüller ist dieses Feature in meinen Augen nicht.