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MFB Dominion 1 Test

Praxis

Preset-Auswahl und Display

Wenn ein Synthesizer Presets anbietet, sind diese natürlich ein guter Ausgangspunkt, um sich einen Überblick über die Soundpalette zu verschaffen. Der Dominion 1 ist, wenn ich mich nicht täusche, das erste Testgerät, bei dem ich doch kurz in die Bedienungsanleitung gucken musste, um zu verstehen, wie genau man die Presets anwählt. Dies hängt mit der bereits erwähnten Umsetzung der Bedienelemente zusammen, bei denen man wahlweise von flacher Hierarchie oder mangelnder Akzentsetzung sprechen kann. Denn der Button, hinter dem sich die Patches verbergen, ist einer unter vielen entlang der Tastatur, und natürlich liefert zum Beispiel die Anzeige „16n“ im Display erst mal keinen zwingenden Hinweis darauf, dass man es mit einer Soundbank zu tun hat – abgesehen davon, dass man nur optische Nuancen entfernt ist von der Auswahl der Sequenzen. Ich möchte deshalb noch mal erwähnen: Wenn man sich einmal zurecht gefunden hat, lässt sich der Dominion durchaus flüssig bedienen. Ein Konzept, das optisch und strukturell ein größeres Gewicht auf die wesentlichen Funktionen legt, hätte aber zu einer leichteren und auch attraktiveren Bedienbarkeit sehr beigetragen.
Tatsächlich wählt man nun ein Preset aus, indem man per Drehregler eine Bank aussucht und danach einen von acht Buttons für die Programmnummer drückt. Es ist absolut zu begrüßen, dass letztlich die Anwahl über Taster erfolgt, was zum Beispiel bei schnellen Programmwechseln im Live-Betrieb von großem Vorteil ist. Die Wahl der Bänke mittels Drehknopf macht da präzise Sprünge schon schwieriger, obwohl man live ja einen Bankwechsel sicher leicht vermeiden kann. Problematischer finde ich, dass die Funktionalität der beiden Bedienelemente nicht unbedingt immer garantiert ist. Hat man zum Beispiel zuvor im Arpeggiator jenen Button gedrückt, mit dessen Hilfe man die Oktave-Range einstellt, so muss man diesen Button erst erneut drücken, damit ein Preset-Wechsel möglich ist. Ziemlich ungünstig, dass da auch ein verzweifeltes Drücken auf die „Patch“-Taste nichts nützt. Ich nehme an, dass es sich bei diesem speziellen Fall einfach um einen kleinen Bug handelt, obwohl man generell sagen muss, dass die Bedienbarkeit im unteren Viertel des Panels – also bei allem, was mit dem Display, Programm- oder Sequenzauswahl, dem Sequencer selber oder eben dem Arpeggiator zu tun hat – doch etwas hakelig geraten ist. Da mussten einfach zu viele Funktionen mit zu wenigen und zu gleichförmigen Bedienelementen befriedigt werden, und das kryptische Display liefert naturgemäß sehr viel weniger Hilfestellung als ein ernstzunehmendes.
Wie bei den vielen Clavia Instrumenten mit rudimentärem Display gilt, dass es ohne richtige Anzeige sehr schwierig ist, zuverlässig Sounds auszuwählen. Wie ein hochbegabter Kellner müsste man möglichst wissen, welche Spezialitäten sich hinter den 128 Zahlen verbergen, und doch gibt es vor dem ersten Tastendruck keine Gewissheit darüber, ob man mit seiner Vermutung richtig lag. Dies ist wiederum für den Studioalltag nicht so von Bedeutung, live aber unbedingt. Ich komme auf diese das Display betreffenden Punkte immer wieder zurück, weil natürlich die Frage im Raum steht, warum MFB bei ihrem Flaggschiff keines verbaut haben, das mehr im Angebot hat als drei Zeichen. Es mag sein, dass hierfür vor allem Kostengründe entscheidend waren, auch wenn die Konkurrenz von Moog und DSI in dieser Preisklasse ordentliche Displays anbietet. Vielleicht sagen wir es so: Aus dieser Perspektive betrachtet ist es sehr schade, dass die Berliner diesen besonderen Synthesizer nicht mit einem richtigen Display gekrönt haben, was ihn noch einmal um ein deutliches Stück verbessert hätte. Aus einem anderen Blickwinkel könnte man aber auch argumentieren, dass hier für einen fairen Preis von einem Indie-Hersteller schon wahnsinnig viel Funktionalität und Technik angeboten wird und dass man mit 128 Speicherplätzen und einem Display für die nötigsten Werte auch gut zurechtkommen kann. Welches Urteil man darüber fällt, überlasse ich jedem selber.

Das rudimentäre Display kann nur kyptisch Auskunft über die Funktionen geben.
Das rudimentäre Display kann nur kyptisch Auskunft über die Funktionen geben.

Sounds

Viel mehr interessiert ja auch, wie denn die Presets klingen, die sich hinter den Zahlen verbergen. Mich hat der Dominion 1, was seinen Sound angeht, gleich in seinen Bann gezogen. Vom ersten Ton an merkt man, dass man es mit grober Analogpower zu tun hat und dass der Synthesizer mit seinen drei Oszillatoren, seinem hochflexiblen Filter und seinen ausladenden Modulationsmöglichkeiten fähig ist, eine weite Soundpalette aufzufächern. Die Presets selbst geben einen gewissen Überblick, sind aber nicht allesamt von so hoher Qualität oder auch so variantenreich gestaltet, dass man Skrupel hätte, sie recht bald mit eigenen Kreationen zu überschreiben. Nachteilig finde ich, dass die mitgelieferten Sounds für meinen Geschmack nur eine Seite des Dominion so richtig zur Geltung bringen, nämlich jene, bei der er mit kruden, elektroiden, mal metallischen, mal kaputten Sounds überrascht. Mag sein, dass sich hier die Soundästhetik aus der Modularecke niederschlägt. Aber ich meine, dass MFB hier unbedingt auch andere Soundtüftler Bänke programmieren lassen sollte, um zum Beispiel aus Features wie der Paraphonie alles herauszuholen.
Auch, so dachte ich mir, müsste der Dominion ja auf dem Papier in der Lage sein, smoothe Sounds à la Moog zu produzieren. So konnte ich nicht anders, als den Dominion gegen meinen Voyager antreten zu lassen. Wer Blindtests mag, der kann jetzt erst mal aufhören zu lesen und sich das entsprechende Soundbeispiel anhören, bei dem die gleiche Melodie hintereinander von Dominion und vom Voyager kommt (die Reihenfolge verrate ich natürlich nicht). 

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MFB Dominion 1 und Moog Voyager

Das Prozedere war wie folgt: Ich habe mir einen Leadsound mit viel Butter auf dem Moog gesucht und diesen auf dem Dominion nachgebaut. Natürlich ist das nur näherungsweise möglich, da die Synthesizer von der Bedienung her völlig unterschiedlich sind. Aber während des Versuchs wurden zwei Stärken der jeweiligen Synthesizer sehr deutlich: Der Voyager besitzt bekanntermaßen ein ordentliches Display und bietet eine Funktion, die ich über alles schätze: Er zeigt nicht nur die Werte jedes Bedienelementes an, sondern stellt immer den aktuell eingestellten Wert jenem gegenüber, der im gewählten Preset gespeichert ist. Damit lässt sich relativ leicht der erst mal abstrakte Sound in konkrete Poti- und Schalterstellungen übertragen – wiederum ein starkes Argument für ein Display. Der Dominion auf der anderen Seite erweist sich als überaus trickreich und flexibel. So bietet er zwar zunächst nicht die Möglichkeit wie der Voyager, nahtlos zwischen den Schwingungsformen der VCOs zu morphen, lässt dies aber gewissermaßen durch die Hintertür zu, indem man die Modulation auf „PW“ stellt und dann mit dem Poti für die Modulationsstärke tatsächlich Formen zum Beispiel zwischen Dreieck und Sägezahn produzieren kann.
Im direkten Vergleich mit dem Moog finde ich vor allem bemerkenswert, dass der Dominion wirklich sehr nah an den Moog-Sound rankommt, ja vielleicht sogar mit etwas mehr Programmierraffinesse von diesem nicht zu unterscheiden wäre. Mir scheint der Voyager zwar in seinem gesamten Grundsound etwas satter und wärmer zu sein. Aber auch wenn dem Dominion dieser Charakter vielleicht erst mal nicht in den Genen liegt, ist er, wie man hört, absolut in der Lage, auch diese cremige Seite des Klangspektrums zu bedienen. Umgekehrt kann ihm der Moog am anderen Ende der Palette nicht das Wasser reichen, da, wo Metall und Funken regieren.
Der kleine Moog-Exkurs zeigt noch etwas anderes, nämlich, dass das Filter des Dominion 1 über jeden Zweifel erhaben ist. Nicht nur sorgt es mit seinen zwölf Modi für ganz breite Soundmöglichkeiten, auch die Qualität ist absolut beeindruckend. Einfach best of analog.

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Funky Bass Monster Oberheimesque Percussive Some XOR S&H One-Shot Tremolo Filter Wurliesque

Große Freude machen sowohl der Arpeggiator als auch der Sequencer. Wie beschrieben, bieten sie einen ziemlich guten Funktionsumfang, fallen aber vor allem auch deshalb so positiv auf, weil ihre Bedienung so unmittelbar ist. Anders als beispielsweise beim Alesis Andromeda, wo man für beides umständlich tief in Menü-Doktorarbeiten einsteigt, hat man beim Dominion 1 alles unter den Fingern. So ist es mir nicht nur einmal passiert, dass ich beim Herumspielen gleich den Impuls hatte, das Ergebnis mit Ableton zu synchronisieren und mit einem Song loszulegen. Will heißen: Nicht nur der Sound des Dominion ist inspirierend, auch das Herumbasteln mit dieser großen Palette an Möglichkeit funktioniert unmittelbar und führt gleich ins Praktische, also in die Musik. Da helfen dann manchmal auch Kleinigkeiten sehr weiter, wie die Tatsache, dass die Geschwindigkeit auf dem Display als BPM-Zahl angezeigt wird. So heißt es einfach Tempo einstellen, Ableton laufen lassen und los; kein Bedarf, erst die MIDI-Strippe für die Synchronisation zu ziehen.

Bedienung

Die Freude bei der Bedienung ist, das muss man sagen, nicht immer ganz ungetrübt. Über das egalitäre Layout haben wir ja an mehreren Stellen lamentiert, wie ohnehin dem Dominion eine gewisse Nüchternheit anhaftet (die er allerdings mit seinem Sound gleich hinwegfegt). Als Haare in der ansonsten vorzüglichen Suppe sei noch einmal die Platzierung der Ribbon-Controller erwähnt, die ich aus spielpraktischer Sicht für unergonomisch und misslungen halte. Auch gibt es hier und da ein paar Kleinigkeiten zu bemäkeln, wie die Tatsache, dass das Tuning-Poti von VCO 1 als Mastertune nicht ganz optimal funktioniert, da es in dieser Funktion über einen zu großen Regelweg verfügt und das genaue Stimmen schwierig macht. Auch die qualitativ zu schlechten Schieberegler der Hüllkurven können wir leider nicht ganz ignorieren.
Aber ich hielte es für sehr unfair, dem Dominion 1 aufgrund dieser Kleinigkeiten irgendeinen Punktabzug zu verpassen. MFB ist mit diesem Synthesizer für meinen Geschmack ein großer Wurf gelungen und zwar nicht nur, weil man ein gut verarbeitetes, optisch ansprechendes, grandios klingendes und sehr vielseitiges Instrument geschaffen hat, sondern auch weil der Dominion nach meinem Dafürhalten einen ganz eigenen Akzent im Konzert der aktuellen Analogflut setzt. Einfach gesagt: Wer im Bereich um 1.500 EUR Straßenpreis einen Synthesizer sucht, der drei VCOs hat, vollanalog ist, diese Spannweite an (speicherbaren) Sounds produzieren kann, maximale Modulationsmöglichkeiten bietet und zudem so viele Patchoption anbietet, der kann nirgendwo anders landen als genau beim Dominion 1 (wenn ich da eine Alternative übersehen habe, lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen). Zieht man als andere Kaufoption zum Beispiel den – nur unwesentlich teureren und ebenfalls grandiosen – Moog Sub 37 heran, muss man konstatieren, dass wir es mit zwei sehr unterschiedlichen Tieren zu tun haben, die vermutlich nicht dieselben Käufer ansprechen werden. Der Sub 37 ist zweifellos von makelloser Eleganz und auch perfekt für den Live-Einsatz tauglich durch ein Wissen seiner Ingenieure um die Finessen der Keyboardhandhabung, das dem Dominion etwas fehlt. Aber natürlich besitzt der Moog keine drei Oszillatoren, und er ist nicht fähig zu der Klangbissigkeit, die der Dominion zum Beispiel mit seinen drei Ringmodulatoren produzieren kann. Ganz zu schweigen davon, dass der Synthesizer von MFB in puncto CV-Eingänge und -Ausgänge seinesgleichen sucht. Auch wenn man sich in Richtung DSI umsieht, stellt man fest, dass es kein Produkt gibt, das eine Alternative zum Dominion wäre.
Der MFB Dominion 1 hat mich also wirklich begeistert. Ein gelungener Synthesizer, dem man die wenigen Schwächen (die ja möglicherweise auch teilweise noch behoben werden) gerne verzeiht. Der UPS-Mann kann sich jedenfalls schon jetzt auf einen ernsthaften Faustkampf einstellen, wenn er versucht, mir das Ding aus dem Studio zu klauen …

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Profilbild von Uwe George Giegler

Uwe George Giegler sagt:

#1 - 30.09.2015 um 19:14 Uhr

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seine anleitung in deutsch liegt bei, das testgerät kam nur direkt aus frankreich, daher fehlte die deutsch anleitung. eine transponierung ist möglich, evtl waren die faderkappen nicht ganz aufgesteckt, die fader sind durchaus von guter qualität, haben lediglich seitlich ein wenig spiel, was der langlebigkeit aber kein abbruch tut.

    Profilbild von Tobias Philippen

    Tobias Philippen sagt:

    #1.1 - 02.10.2015 um 08:10 Uhr

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    Hallo. Danke für den Hinweise zur Bedienungsanleitung! Faderkappen: Keine Ahnung, die Fader hatten teilweise ziemliches Spiel nach links und rechts.
    Die Anmerkung zum Transponieren verstehe ich nicht. Worauf bezieht sie sich?Schöne Grüße
    Tobias

    Antwort auf #1 von Uwe George Giegler

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