Praxis
Der kleine Tischsynthesizer mit dunkelblauer Frontplatte und Gehäuse aus schwarzem, robustem Kunststoff ist sehr leicht und sieht bei aller Unscheinbarkeit – wie ich finde – ganz schick aus. Die kleinen Potis sind eher leichtgängig, ihre Regelwege meist gut gewählt, bisweilen etwas kurz. Bei Tuning und Intervall muss man beispielsweise schon ziemlich genau zielen. Die „richtige“ Einstellung liegt hier oft im gefühlten Nanometerbereich. Wie bei MFB üblich, sind auf wenig Platz viele Armaturen untergebracht und ein unachtsamer Finger kann hier im Eifer des Gefechts schnell auch mal etwas ungewollt verstellen. Das ist sicherlich nur eine Gewöhnungssache, aber Musiker, die Instrumente in normaler Größe gewohnt sind, müssen sich hier etwas umstellen. Im Lieferumfang sind vier Patchkabel, ein Netzteil und das Handbuch enthalten.
Um etwas hören zu können, muss ich mein „MFB-Spezialkabel“ herauskramen, das ich mir extra mal für die Synthies dieser Marke zugelegt habe: ein Miniklinke-auf-6,3mm-Klinke-Kabel. Erst so kann ich den Microzwerg an meine Abhöre bzw. meinen Preamp anschließen.
Die Oberfläche des Microzwergs gestaltet sich zunächst recht übersichtlich, die einzelnen Sektionen der Klangerzeugung sind gut zu erkennen, und ein einfacher Sound ist dem Kleinwüchsigen schnell entlockt. Will man hier jedoch etwas tiefer in die Materie einsteigen, muss man das Manual zur Hand nehmen. Hierin wird man u.a. über wichtige Grundeinstellungen des Synths, Shift/Doppelfunktionen einiger Taster und Bedeutungen der CV-Patchbuchsen aufgeklärt.
Hier nun eine Session, in der man ausschließlich Klänge des Microzwergs hört. Die Drumsounds sind Einzelsamples aus dem Microzwerg, die ich mit meiner DAW und mit Hilfe neu zu einem Beat zusammengesetzt habe. Dabei kamen die üblichen Dynamikprozessoren zu Einsatz, um den Drums noch zu etwas mehr Punch zu verhelfen.
Wie man hören kann, bietet der Microzwerg eine große Palette an Klängen. Das Filter klingt rau, seine Filterresonanz versetzt es ab ca. 60% des Regelwegs in Eigenschwingung. Der Regler „Space“ lässt Sounddesignerherzen höher schlagen und ist der Freund aller, die auf resonierende, aber nicht kreischende Filterresonanzklänge stehen. Die schnelle Hüllkurve ermöglicht ohne Probleme gute, perkussive Klänge, wie das Audiobeispiel „Drums“ oben belegt. Manchmal wünscht man sich einen Regler für die Gesamtlautstärke dazu. Aber so lange der Preamp in Reichweite steht, kann man dieses kleine Manko auch mit dessen Input-Regler kompensieren.
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Von der Bedienung her gibt es eigentlich nur positives zu berichten, außer dass der interessierte Leser wissen sollte, dass hier für den Tastsinn alles eine Nummer kleiner ausfällt. Die Potis sind nicht gerade bombenfest verankert, sie haben etwas Spiel. (Es sind übrigens die gleichen Gummiknöpfe, die auch Clavia verwendet. Dort baut man die Potis nur wesentlich stabiler). Und auch die Doppelfunktionen, die man mit der Shift-Taste aufruft, sind nicht so ganz nach meinem Geschmack. Da vertut man sich schon mal schnell. Aber angesichts des Mini-Konzepts und des kleinen Preises von 380.- Euro sollen diese Kritikpunkte hier nicht zu schwer wiegen.
Störender empfand ich ein Phänomen, das auch schon beim Test des „MFB Nanozwerg“ auftrat: beim Spielen von verschiedenen Oktavlagen sind leider kleine Unsauberkeiten bei der Stimmung zu hören. Mein Stimmgerät hat Schwankungen im Bereich von +/- 40 Cent gemessen. Hier muss man ggf. mit dem Tune-Poti nachregeln. Nun folgen zwei Audiobeispiele dazu, im Beispiel „Tutti“ habe ich den Ton C aus fünf Oktaven übereinander gelegt und etwas “auseinandergepant”:
Hier noch ein Beispiel des Filters mit und ohne Velocity-Steuerung sowie ein Zweiklang, den man mit dem Intervall-Regler des VCO2 erreicht: